„Money, money“, singen die Haseldorf Sisters in dem gleichnamigen Stück. Viel Geld - daran hat auch der Pfarrer Interesse. Foto: Bail Quelle: Unbekannt

Von Petra Bail

„Money makes the world go round“, tönt es durch den Saal im Theater unter den Kuppeln in Stetten. Ja, Geld regiert die Welt, das haben auch die drei verarmten Baronessen feststellen müssen, die von allen kurz die „Haseldorf Sisters“ genannt werden. In der gleichnamigen charmanten Komödie von Horst Vincon, die jetzt im großen Saal Premiere hatte, dreht sich alles ums liebe Geld, beziehungsweise dessen Beschaffung. Erstmals wurde das wortwitzige Stück des gebürtigen Hamburgers in schwäbischer Mundart inszeniert. Mit großem Erfolg, wie der begeisterte Applaus des Premierenpublikums deutlich machte.

Claudia Rottler und Andres Dorn haben Lustspiel um Liebe, Lügen und mancherlei Laster schwungvoll inszeniert und die Charaktere schön herausgearbeitet. Im Zentrum des turbulenten Geschehens stehen die drei Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können. Elsbeth ist die älteste, gewissenhaft und schwäbisch-pragmatisch von Arne-Eve Illersperger gespielt. Ihre schaffige Schwester Waldtraud stellt Evelyn Brenner so herrlich arglos dar, dass sich der Zuschauer nicht wundert, dass ihr das eine oder andere entgeht. Angelika Ambacher ist die literaturaffine Eva mit kriminalistischem Spürsinn. Die Haseldorf Sisters haben nicht als das Schloss, in dem sie leben, und das ist, wie sie selbst, in die Jahre gekommen.

Plötzlich schneit ihnen ein Bankräuber wider Willen ins Haus mit einer Plastiktüte voller Geld. 500 000 Euro - was könnte man damit nicht alles anfangen? Das Dach und die Heizung im Schloss reparieren oder den Dachschaden von Pfarrer Henschel, den Ernie Schnellbächer himmlisch-herzlich verkörpert. Denn der Geistliche mit durchaus weltlichen Schwächen weiß, dass der Pfad der Tugend äußerst schmal ist, schließlich steckt auch er in Finanznöten. Das Kirchendach leckt und die Glocken läuten nicht mehr.

Natürlich hat Ernst, der Bandit (Daniel Reißig), eigene Ideen. Er ist nicht wirklich schlecht, er möchte den Zaster lediglich für sein Musikstudium verwenden. Und Krimiexpertin Eva weiß aus ihren Romanen, die sie mit einem Bibel-Cover tarnt: „Nicht jeder Verbrecher ist ein Ganove.“ Diese Ansicht steht selbstverständlich diametral zur langjährigen Berufserfahrung von Kommissar Stieber (Markus Reißig), den der Job ein bisschen betriebsblind gemacht hat, aber dank seines scharfsinnigen Assistenten Schuske (Christian Fickert) in die richtige Richtung ermittelt. Das hätte alles bös ins Auge gehen können, wäre da nicht Anna, die von Aylin Mössner als gewissenhafte Pfarramtssekretärin und Freundin der Baronessen gespielt wird.

Die Haseldorf Sisters geben dem Bankräuber ein wasserdichtes Alibi, indem sie ihn als ihren Neffen aus Australien ausgeben, in einen Jägeranzug ihres verblichenen Vaters stecken und die Plastiktüte mit dem eingeweichten Geld in der Gefriertruhe des Pfarrers. Dumm nur, dass lediglich zwei Schwestern in die biographischen Geheimnisse des jungen Mannes eingeweiht sind und die arglose Waldtraut für einige Verwicklungen sorgt.

Als ihnen die Polizisten langsam auf die Schliche kommen, taut die Tüte mit dem Geld wassertriefend unterm Sofa auf. Es sei der Putenbraten fürs Mittagessen, versucht die geistesgegenwärtige Elsbeth zu retten, was zu retten ist. Doch der misstrauisch gewordene Kommissar schaut nach und empört sich, ob sie einen Sack voller Geld nicht von einer Pute unterscheiden könne, woraufhin die schlagfertige Dame kontert, es gebe ja schließlich auch Puten, die einen Sack voller Geld für einen Mann halten. Derart wortwitzige Dialoge und in humoristischen Sätzen versteckte, durchaus kritische Betrachtungen der Lebenswirklichkeit machen den temporeichen Schwank zum Vergnügen. Der Priester, der seine Verehrung für Elsbeth „nicht nur mit christlichen Girlanden schmückt“, sinniert über die Abschaffung des Zölibats und bekennt: „Ich glaube nicht an Wunder, ich bin ein seriöser Kirchenmann.“

Dann überschlagen sich die Ereignisse: Der Bandit ist plötzlich mit Anna verlobt, der Kommissar vermutet, dass der Bankdirektor selbst mit drinsteckt, jeder gibt jedem ein falsches Alibi und die gute Waldtraud hat am Ende 5000 Euro. Mehr wird nicht verraten.

Bis 24. März, Karten unter Tel. 795111 oder unter www.tudk.de.