Aus einem weitgehend ungenutztem Dachraum ist ein schmuckes Trauzimmer entstanden. Foto: Bail - Bail

Seit fast 30 Jahren treffen sich die Spielkartenfreunde in Deutschland oder Österreich, um sich auszutauschen. Das Jahrestreffen fand am vergangenen Wochenende in Leinfelden-Echterdingen statt. Es bescherte dem Deutschen Spielkartenmuseum eine hochkarätige Sonderausstellung. Unter dem Titel „Das Schwäbische Bild“ und Spielkarten aus Schwaben werden im Depot des Museums in der Schönbuchschule 58 Exponate gezeigt.

Von Petra Bail

Nicht nur Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell sprach vor der Eröffnung am Freitag von „absoluten Raritäten“. Auch Annette Köger, die Leiterin des Deutschen Spielkartenmuseums schwärmte in den höchsten Tönen von den Druckbögen und Spielkarten, die bis zu 500 Jahre alt und nur noch fragmentarisch vorhanden sind. Die Vorläufer des „Schwäbischen Bilds“ aus dem 16. Jahrhundert stellen die Grundlage für die farbprächtigen Zahlenkarten im 19. Jahrhundert dar, das als Blütezeit der Spielkartenherstellung gilt. In dieser Zeit liegt der Fokus der Ausstellung, die gemeinsam von Sigmar Radau von der deutschen Spielkartengesellschaft „Bube Dame König“ und dem Spielkartenmuseum zusammengestellt wurde.

Private Leihgeber aus ganz Deutschland steuerten 18 Kartenspiele und fünf Bögen aus Schwaben bei für diese besondere Präsentation, bei der sich die Experten gerne in die Karten schauen lassen. Die Exponate wurden manufakturmäßig hergestellt, schwerpunktmäßig in Ulm, Darmstadt und Stralsund. Alle Farben des Deutschen Blatts wie Eichel, Blatt, Herz und Schellen sind vertreten. Die ältesten Exponate stammen aus dem Jahr 1520, also aus der Lutherzeit, berichtet Annette Köger.

Dass diese licht-, feuer- und nässeempfindlichen Papierkarten noch vorhanden sind, ist dem Umstand zu verdanken, dass, wie beim „Ulmer Bild“, die Qualität nicht stimmte. Da Papier teuer war, wurden die Bögen mit Fehldrucken nicht weggeworfen, sondern beispielsweise in Buchdeckel zur Verstärkung eingearbeitet. Bei Buchrestaurierungen wurden diese Zweitverwertungen entdeckt.

Die Spielkarten des „Altbayerischen Bilds“ von 1750 waren zur Verstärkung in Kleider eingenäht. Feine Fäden in den Karten zeugen davon. Als „absoluten Knüller“ bezeichnet Köger das zweisprachige „Spiel mit Ausrufern“ aus der Zeit um 1690. Das komplette Spiel ist mit Untertiteln in schwäbischem Dialekt und auf Französisch gedruckt. Auch die „Stuttgarter Ansichten“ sind einen Blick wert. Die Farben des kolorierten Stahlstichs von 1850 wirken wässrig-zart, die Chromlithografie um 1900 trumpft hingegen mit kräftigen Farben. Zu sehen sind Motive wie die Solitude, der Bahnhof und die Villa Berg.

Anlässlich der Tagung von „Bube Dame König“, an der auch Präsident Stefan Schlede und Christoph König, Vorstand der österreichisch-ungarischen Spielkartenvereinigung „Talon“, teilnahmen, wurde eine auf 99 Exemplare limitierte Museumsedition des satirischen Kartenspiels „Des Teufels Gebetbuch“ von dem Allgäuer Künstler Dieter Barth herausgebracht. Drei Tage lang gab es in Leinfelden-Echterdingen ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen und Referaten rund um das Kartenspiel.

Die Ausstellung das „Schwäbische Bild“ ist bis Mai 2017 zu sehen. Eine Besichtigung ist mit Anmeldung unter Tel. 07 11/75 601 20 möglich.