Von Thomas Krytzner

Vor Jahren stand im Beruf der gute Verdienst im Vordergrund. Doch das ist längst nicht mehr so. Viele andere Aspekte fließen in die Stellenwahl ein und bieten den Arbeitgebern verschiedene Möglichkeiten, um den angebotenen Job interessant und spannend zu gestalten. Das wurde nun bei der Veranstaltung „Faktor A - Business Talk“ in der Zehntscheuer in Leinfelden-Echterdingen klar. Die Agentur für Arbeit hatte Arbeitgeber dazu eingeladen, um sie über die aktuellen Trends auf dem Arbeitsmarkt zu informieren.

Neue Schwerpunkte bei Berufswahl

So sprach Wiebke Jessen von der Sinus-Akademie in ihrem Vortrag etwa von einer Verschärfung am Arbeitsmarkt: „Unternehmen stehen mehr und mehr im Konkurrenzkampf bei der Besetzung von Stellen.“ Die Sinus-Akademie erfasst seit mehr als 30 Jahren die Werte, die in der Bevölkerung vorherrschen. Auch am Arbeitsplatz spielten Werte - allerdings immer wechselnde - eine große Rolle. Die berufliche Orientierung habe sich geändert, so Jessen.

So stehe heute nicht mehr das Geld im Vordergrund: „85 Prozent der Befragten gaben an, dass der Beruf vor allem Spaß machen muss. Nur noch 51 Prozent wünschen ein hohes Einkommen.“ Jessen präzisierte: „Das Verhältnis zwischen Führungskraft und Mitarbeiter muss stimmen.“ Längst schauten Stellensuchende nicht mehr nur darauf, ob ein Unternehmen genügend Karrierechancen biete. Vielmehr legten sie beispielsweise Wert auf gute Stimmung unter den Kollegen. Allerdings merkte Jessen auch an: „Obwohl die meisten Jugendlichen immer online sind, hält sich nur die Hälfte für ausreichend über den Stellenmarkt informiert.“

Diese alarmierende Aussage wurde bei der anschließenden Podiumsdiskussion direkt aufgegriffen. So fragte Karlheinz Beck, Koordinator Arbeitgeber-Service und Bereichsleiter bei der Agentur für Arbeit, den Berufsberater Johann Puskeiler nach seiner Arbeit. Puskeiler, der seit 1977 in der Beratung tätig ist, berichtete, dass die Agentur für Arbeit vor allem frühzeitig den Kontakt zu Lehrern, Eltern und Schülern suche, um bei der Entscheidung über die künftige Laufbahn zu unterstützen.

Angelika Goldak, Wirtschaftsförderin der Stadt Leinfelden-Echterdingen, erklärte, dass die Stadt die schwierige Lage erkannt habe. So sei etwa passender Wohnraum für die Arbeitnehmer ein wichtiger Faktor, ebenso Mobilität und gute Erreichbarkeit: „Wir haben das Jobticket eingeführt und die Zahl der Fahrradstellplätze vervielfacht“, so Goldak. Zudem richtet die Kommune gemeinsam mit Filderstadt die Berufsinfomesse am Dienstag, 24. Oktober, in der Filderhalle aus. Dort haben Schüler und Stellensuchende die Möglichkeit, sich über verschiedene Berufsfelder zu informieren. Außerdem biete die Stadt mehrere Unternehmerdialoge im Jahr an, um die Firmen eventuell zu Kooperationen - etwa eine Ausbildung im Verbund - zu animieren.

Der Schatz im Mitarbeiter

Rosemarie Amos-Ziegler von der Wohngemeinschaft für Senioren hingegen lieferte mehrere Ideen, um den Pflegeberuf wieder interessanter zu gestalten. Denn in dieser Branche ist es angesichts von oft schlechter Bezahlung und Stress besonders schwierig, neue Mitarbeiter zu gewinnen. Amos-Ziegler: „Wir stellen unsere Berufsmöglichkeiten bereits den Jüngsten vor. So organisieren wir in regelmäßigen Abständen eine Schatzsuche im Altersheim.“ Aber auch durch Praktika und Kooperationen mit den regionalen Schulen soll Jugendlichen der Pflegeberuf schmackhaft gemacht werden. Amos-Ziegler sagt: „Man muss den Schatz in jedem Einzelnen entdecken.“ Dazu gehörten auch Wunschdienstzeiten für Familien und die passende Unternehmenskultur.

Regina Zimmermann, Teamleiterin beim Arbeitgeberservice, stellte zusammenfassend fest: „Die Beratungstätigkeit nimmt immer mehr Zeit in Anspruch.“ Allerdings habe auch der Staat verschiedene Instrumente, um Stellenbesetzungen zu fördern - etwa einen Eingliederungszuschuss für Mitarbeiter mit erhöhtem Aufwand bei der Einarbeitung.