Mittels Pappaufsteller und Playmobilmännchen können die Kinder die Tote-Winkel-Situation nachstellen. Foto: / - /

Rund 80 Schülerinnen und Schüler durften ins Führerhaus eines Müllfahrzeugs steigen, um den toten Winkel selbst zu erfahren.

EsslingenImmer wieder werden Fußgänger und Radfahrer von rechts abbiegenden Lastwagenfahrern übersehen – weil sie sich im toten Winkel der Rück- und Seitenspiegel befinden. Um Kinder für diese Gefahr zu sensibilisieren, hat der Serviceclub Round Table Esslingen (RTE) an der Grundschule in Hegensberg-Liebersbronn zum ersten Mal das bundesweite Projekt „Raus aus dem toten Winkel“ organisiert.

Rund 80 Dritt- und Viertklässler erlebten die Gefahr hautnah: Im Führerhaus eines Müllfahrzeugs sitzend, das von der Firma Scherrieble zu Verfügung gestellt wurde, verschwanden ihre Klassenkameraden vor ihren Augen im toten Winkel des Spiegels, der mittels Absperrband vom Müllfahrzeug ausgehend symbolisiert wurde. „Das Schlimme ist, dass der Tote Winkel nach hinten nicht endet“, erklärte Florian Pfister vom RTE den erstaunten Schülern.

Blick durch Papp-Aufsteller

Basierend auf dieser Erfahrung sollen die Kinder lernen, wie wichtig der Blickkontakt zum LKW-Fahrer ist und wie sie aus dem toten Winkel herauskommen. Und zwar, indem sie größeren seitlichen Abstand zu Fahrzeugen halten und sich vorsichtshalber umdrehen, bevor sie eine Kreuzung oder Seitenstraße überqueren. „Ganz wichtig: Wenn ihr den Fahrer nicht seht, dann sieht er euch auch nicht“, betonte Pfister. Für die Acht- bis Zehnjährigen war dieser praktische Anschauungsunterricht mindestens ebenso spannend wie die Erfahrung, selbst einmal ins Steuerhaus eines Müllfahrzeugs klettern zu dürfen. „Die Schüler staunen alle, wie weit der tote Winkel ist“, bestätigte Kathrin Detjen, Klassenlehrerin der 4 B. Schon im Unterricht waren die Klassen mit verschiedenen Unterrichtsmaterialien und einem Film auf das Projekt vorbereitet worden. „Das ist eine richtig tolle Sache und ein wichtiger Baustein in Sachen Verkehrserziehung“, freute sich auch die Schulleiterin Isabell Cabrera.

Und damit das Gelernte nicht gleich wieder in Vergessenheit gerät, bekam jedes Kind nach Abschluss einer kleinen Fragerunde im warmen Klassenzimmer ein Papp-LKW-Führerhaus. Der Blick durch diesen Pappaufsteller soll ähnlich dem aus einem Lastwagen sein. Mit Spielfiguren können die Kids den toten Winkel demonstrieren und ihren Freunden, Geschwistern oder Eltern von der Erfahrung berichten.

Die Idee zu der Aktion kam übrigens von der Schule selber. „Sie ist von sich aus auf uns zugekommen“, bestätigte Christian Zühlsdorf, der die Aktion mit Pfister und einem weiteren RTE-Mitglied – alle drei hatten extra Urlaub genommen – durchführte. Geliebäugelt hatten die Esslinger Tabler aber damit schon lange – schließlich wird das Projekt seit 2009 mit großem Erfolg im ganzen Bundesgebiet durchgeführt. „Wir wollten das schon länger mal machen“, so Zühlsdorf weiter. Die Eindrücke, die die drei Tabler gewonnen haben sind, sind sehr positiv: „Das war jetzt der Testlauf, der verlief gut. Wiederholung ist durchaus denkbar.“