Landesagrarminister Peter Hauk (rechts) hat sich bei einem Besuch der Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf ein Bild über Verfahren zu umweltfreundlicheren Herstellung von Carbonfasern gemacht. Foto: DITF - DITF

Carbonfasern werden in energiesparenden, leichten Fahrzeugen eingesetzt. Doch ihre Herstellung ist aktuell noch wenig umweltfreundlich. Das wollen die Denkendorfer Textilforscher ändern. Sie setzen auf Buchenholz.

DenkendorfAn den Denkendorfern Textilinstituten soll ein Forschungszentrum für Laubholz eingerichtet werden. Die Wissenschaftler wollen Carbonfasern aus Buchenholz herstellen. Buchenholz ist ein CO2-neutraler Rohstoff, den es im Land zur Genüge gibt. Dagegen wird für den bisherigen Ausgangsstoff für die Carbon-Produktion Erdöl benötigt, der Stoff ist außerdem giftig. Das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg hat aus diesem Grund für dieses Projekt mit den Deutschen Instituten für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) eine Forschungskooperation vereinbart. Landwirtschaftsminister Peter Hauk hat sich dazu im Körschtal über die Arbeit der DITF informiert.

Buchenholz ist vielseitig verwendbarer und nachhaltiger Rohstoff. Es wird bisher aber nur für Holzprodukte oder als Brennstoff genutzt. Das Land Baden-Württemberg will dies ändern. Man wolle zukünftig eine Spitzenposition in der Verwendung von laubholzbasierten Rohstoffen einnehmen, sagte Minister Hauk.

Das Denkendorfer Forschungszentrum wird acht Forschungsteams aus unterschiedlichen Instituten vernetzen und dient als Schnittstelle zur Industrie – die klassische Aufgabe des DITF. Aufgabe der Textilforscher ist es, ökonomische und ökologische Verfahren zu entwickeln, damit die aus Buchenholz hergestellte Zellulose- und Ligninfasern für technische Anwendungen benutzt werden können.

Mit Carbonfasern forschen und arbeiten die Denkendorfer schon seit einigen Jahren. Faserverbundstoffe mit Carbonfasern werden in energiesparenden, leichten Fahrzeugen eingesetzt, da diese hitzebeständig und belastbar sind. Mit Carbonfasern verstärkte Materialien gewinnen nicht nur im Fahrzeugbau und in der Raumfahrt zunehmend an Bedeutung, sondern auch im Bauwesen sowie in vielen anderen Branchen.

Allerdings sind Carbonfasern derzeit noch sehr teuer. Bisher werden sie in erster Linie aus Polyacrylnitril hergestellt. Dieser Ausgangsstoff basiert auf Erdöl und ist giftig; auch entstehen bei der Verarbeitung giftige Abgase, die gereinigt werden müssen. Dies sowie ein energieintensiver Prozess machen das Verfahren sehr kostspielig und ökologisch unattraktiv.

Hier ist die Buche nach Ansicht der Forscher eine geeignete Alternative. Den DITF ist es im Labormaßstab bereits gelungen, aus Buchenzellstoff und Buchenlignin mit einem neuen, energie- und kostensparenden Verfahren Carbonfasern herzustellen. Damit ist die Nutzung des Buchenholzes nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Diesen Forschungsschwerpunkt werden die DITF in das Forschungsteam 6 des „Technikum Laubholz“ einbringen. „Ich bin beeindruckt von der Vielfalt der möglichen und bereits entwickelten Verfahren zur Herstellung von Carbonfasern. Die Zeit ist reif für eine großtechnische Anwendung“, sagte Minister Hauk nach dem Rundgang durch die Technika der DITF.rok