Der Hof der Familie Hoyler in der Wettestraße prägt auch heute noch das Ortsbild. Foto: Katja Eisenhardt - Katja Eisenhardt

In Hochdorf erinnern ehemalige Bauernhäuser an die landwirtschaftliche Tradition der Gemeinde. Die Häuser prägen bis heute das Ortsbild und sind mit Geschichten verbunden.

HochdorfIm Hochdorfer Ortskern, gegenüber von Eisdiele und Kreissparkasse, steht in der Wettestraße ein altes Bauernhaus. Im Ort ist es als „Maurer-Haus“ bekannt. An der Hauswand hat der Verein „Historische Gebäude und Ortsgeschichte Hochdorf“ (HGOH) für seine Ortsrundgänge eine Infotafel angebracht. Darauf erfährt man, dass der Kernbau als Scheune bereits 1541/42 erbaut und schließlich 1550 zum Wohn-/Bauernhaus umgebaut wurde. Das Ensemble, zu dem mehrere Anbauten aus unterschiedlichen Baujahren zählen, war früher ein landwirtschaftlicher Mischbetrieb und gehörte zu den größten in Hochdorf. Gisela Bauer ist die Tochter von Berta und Karl Maurer, die den Hof zuletzt bewirtschaftet haben. „Ich bin auf dem Hof aufgewachsen. Wir haben dort mit mehreren Generationen gelebt, das war normal zu der Zeit: Mein Bruder und ich, unsere Eltern und Großeltern. In der Landwirtschaft mussten wir Kinder mithelfen, zum Beispiel beim Heuen oder bei der Ernte. Die Wiesen lagen hinter der heutigen Volksbank am Bach, in Richtung Kleingärtneranlage und Richtung Reichenbach entlang der Hauptstraße“, erinnert sich Gisela Bauer. Eine schöne Zeit sei das auf dem Hof gewesen, erzählt sie. Zum Hof gehörten einige Tiere, darunter zwei Pferde, mit denen Vater und Onkel Langholz bis nach Cannstatt transportierten, das aus dem Teil des Hochdorfer Waldes stammte, den die Familie bewirtschaftete. „Der Stall war früher unter der Wohnung, in der Küche haben wir uns gewaschen und die Toilette war neben dem Kuhstall. Das war ein Leben auf engem Raum, sehr genügsam. Das kann man sich heute kaum mehr vorstellen“, sagt Gisela Bauer. Von der Straße aus gesehen links vom Hauptgebäude in dem kleinen Anbau war das Waschhäusle, in dem Wäsche gewaschen und gebadet wurde. „Am heutigen Kreissparkassenparkplatz war der Bullenstall, auch die Hühnerschar war dort untergebracht. Der Parkplatz selbst war ein Garten.“ Die Hühner, um die sich vor allem Mutter Berta kümmerte, liefen schon immer frei auf und um den Hof herum und waren so ortsbekannt. „Mein Vater ist 1983 verstorben, danach wurde die Landwirtschaft reduziert, meine Mutter starb dann im Jahr 2000, lebte im letzten Jahr aber nicht mehr auf dem Hof“, erzählt Gisela Bauer. Noch immer ist der Hof in Familienhand, so werden dort etwa Landmaschinen der Familie untergestellt, die noch genutzt werden.

Nur ein paar Schritte weiter auf der gegenüberliegenden Straßenseite findet sich ebenfalls ein altes Bauernhaus, das fest zur Landwirtschaft in der Hochdorfer Ortsgeschichte gehört. Das schmucke Anwesen, das ebenfalls eine lange Geschichte zu erzählen hat, gehört bis heute der Familie Hoyler. Dietmar Hoyler, der in seinem Heimatort eine Bau- und Möbelschreinerei hat, erzählt: „Der Hof ist schon sehr alt, aus welchem Jahr das Hauptgebäude genau stammt, kann ich nicht sagen, allein das Gesinde-Haus, in dem damals die ledigen Frauen wohnten, stammt aber schon aus den 1880er-Jahren. Der Hauptbau ist älter.“ Im April 1945 wurde der ganze Hof zerbombt, ein paar Tiere kamen dabei ums Leben, die Bewohner des Hofs überlebten den Angriff glücklicherweise. „Nach Kriegsende hat die ganze Familie den Hof wieder aufgebaut“, erzählt Dietmar Hoyler, „mein Onkel Wilhelm arbeitete beispielsweise bei einer Kirchheimer Ziegelei, um die benötigten Ziegel für den Neubau zu bekommen, mein Vater Karl arbeitete in einem Baugeschäft, und verdiente sich so weitere Baumaterialien dazu.“ Der Hof sei früher eine Voll-Landwirtschaft gewesen mit zahlreichen Tieren, Wiesen, Äckern und Wald, die es zu bewirtschaften galt. Jeder in der Großfamilie musste mit anpacken. „Mein Opa Wilhelm war noch ein richtiger Roß-Bauer. Mit den Pferden hat er unter anderem Holz transportiert. Ich habe schon als Kind geholfen, sobald man eine Heugabel halten konnte, war man dabei“, so Dietmar Hoyler. Als 16-Jähriger habe er dann, als die Älteren zeitweise ausfielen, den Hof neben der Berufsschule fast allein geführt. „Das war schon nicht ohne“, erinnert er sich. 2004 wurde der Viehbetrieb eingestellt, die Obstwiesen werden noch heute von der Familie bewirtschaftet, die Geräte dafür stehen auf dem Hof, der bis heute der Familie gehört.

Fährt man von Hochdorf in den Ortsteil Ziegelhof und biegt dort links Richtung Reitverein ab, passiert man in der Kurve ein weiteres sehr altes Bauernhaus, das dem Ortsteil wohl seinen Namen gab. Ursel Spengler (83) ist als Jüngste von fünf Geschwistern auf dem Ziegelhof aufgewachsen. Ab 1927 übernahmen ihn ihre Eltern Pauline und Karl Geiger, die Landwirte waren. „Stammen müsste er aus den 1880er Jahren. Früher gab es auf dem Gelände eine Ziegelei mit Trockenschuppen. Wo heute der Reitplatz ist, war früher eine Lehmgrube. Als der Hof bewirtschaftet war, war das eine recht große Anlage inklusive einer Moste, einem Backhaus und einer Schmiede.“ In und um Hochdorf herum lagen die Äcker, Felder und Wiesen der Bauersfamilie, die Selbstversorger waren. Jeder half fleißig mit, gerade auch als der Vater bereits 1941 verstarb und der älteste Bruder ein Jahr später im Krieg fiel, der den Hof hätte übernehmen sollen. Die Kriegszeit hat der Ziegelhof unbeschadet überstanden, „wenn Fliegeralarm war, saßen wir im Gewölbekeller“, erinnert sich Ursel Spengler (geb. Geiger), „bis nach der Währungsreform in den 50er-Jahren wurde der Hof weiter von uns bewirtschaftet.“ Bis 1963 lebte sie selbst noch auf dem Ziegelhof.

Ihr Sohn Sebastian Spengler hat seit einigen Jahren – neben den familieneigenen Wiesen – nebenberuflich noch die Scheune, Wiesen und Felder des ansonsten seit dem Tod der letzten Bewohnerin Ursel Geiger im Jahr 2016 unbewohnten Geiger-Hofs in der Kirchheimer Straße in Hochdorf gepachtet und bewirtschaftet diese. Die Maschinen dafür stehen auf dem Hof. Schon als Kind war er oft dort, die Familien sind über mehrere Ecken verwandt. Ursel Geigers Großvater hatte das Bauernhaus um 1880 erbaut. Fester Bestandteil des Geiger-Hofs ist bis heute noch Ursel Geigers Schafherde. Den Winter verbringen die Tiere im Stallgebäude des Hofes. „Früher gab es hier auch Milchvieh und eine eigene Brennerei“, weiß Sebastian Spengler, der ansonsten als Maschinenbauingenieur bei einem Landmaschinenhersteller arbeitet.