Beim Babysitterkurs der Ökumenischen Familienbildungsstätte Esslingen lernen Jugendliche den Umgang mit Säuglingen und Kleinkindern. Dabei steht zum Beispiel eine Wickelübung an Säuglingspuppen auf dem Unterrichtsplan. Foto: Katja Eisenhardt

Beim Babysitterkurs der Ökumenischen Familienbildungsstätte Esslingen lernen Jugendliche die Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern.

An diesem Samstag wird in der Ökumenischen Familienbildungsstätte Esslingen (FBS) fleißig gewickelt und werden mehrere Säuglinge dafür behutsam aus- und wieder angezogen. Neun Mädels zwischen 13 und 15 Jahren haben sich für den dritten und für dieses Jahr letzten Babysitterkurs angemeldet und sind motiviert und konzentriert bei der Sache, wenn es um die fachgerechte Versorgung der Übungspuppen geht. „Denkt immer daran, mit dem Kind zu sprechen, während ihr es wickelt. Das ist mit der Puppe vielleicht etwas komisch, aber bei den realen Kindern wichtig“, erklärt Kursleiterin Mareen Persch, „das ist angenehmer für sie, wenn ihr erklärt, was ihr gerade macht, anstatt sie nur anzuschweigen.“ Das testen die Mädels im Anschluss im Selbstversuch: Es gilt, dem Gegenüber einmal ohne zu reden und dann mit die Jacke anzuziehen. Gar nicht so einfach und inklusive Kommunikation tatsächlich angenehmer, so das Fazit.

Jungen haben praktisch kein Interesse an den Kursen

Die 36-jährige Sozialpädagogin und Erzieherin Mareen Persch hat lange in der Kleinkindbetreuung gearbeitet und ist selbst Mutter von drei Kindern im Alter von eineinhalb bis sieben Jahren. In drei jeweils mehrstündigen Babysitterkursen pro Jahr vermittelt sie den vorwiegend weiblichen Teilnehmern ab 13 Jahren die wichtigsten Grundkenntnisse und Fertigkeiten für die Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern. „Jungs sind selten dabei, vielleicht gilt das in dem Alter bei ihnen als uncool“, vermutet Persch. Bis heute seien ja zum Beispiel auch männliche Erzieher eine Seltenheit: „Das dürfen in beiden Fällen gerne mehr werden.“

Vor den praktischen Übungen stand für die Mädels Theorie auf dem Plan: „Wir haben gelernt, was man am Anfang alles mit den Eltern der betreuten Kinder abklären und in einem Notfall machen muss, wie lange wir arbeiten dürfen oder wie wir unseren Babysittersteckbrief richtig ausfüllen“, berichten Sina und Lorelei (13).

Manche haben bereits unter Aufsicht erste Erfahrungen mit kleineren Kindern gemacht, etwa beim Wickeln geholfen oder mit ihnen gespielt. Mit jüngeren Geschwistern oder Kindern in der Verwandt- und Nachbarschaft. Nach dem Kurs wollen sie das selbstständig können. „Als Babysitter muss man auf jeden Fall zuverlässig, verantwortungsbewusst, geduldig und sympathisch sein“, zählt Jule (15) auf. Auch die Erste-Hilfe-Kenntnisse seien wichtig, ergänzt Magdalena (13). Im weiteren Verlauf lernen die Mädels die unterschiedlichen Entwicklungsstufen und Fähigkeiten von Ein- bis Sechsjährigen kennen und sollen sich anhand derer überlegen, wie sie das Kind beim Babysitten drinnen und draußen beschäftigen würden. Die Ergebnisse werden gemeinsam besprochen. Sina ist erst vor Kurzem in eine Gegend mit vielen jungen Familien umgezogen, „da besteht vielleicht Bedarf an einem Babysitter“, vermutet sie.

Der finanzielle Anreiz ist nicht der ausschlagende Grund fürs Babysitten

Auch Milena (13) hat eine Idee, wo sie das Gelernte anwenden könnte: „Ich spiele öfters mit den kleinen Kindern der Nachbarn, deren Mama hat mich auf die Idee mit dem Kurs gebracht.“ Als Taschengeldaufbesserung sehen die Mädels das Babysitten nicht primär. Es gehe ihnen vor allem darum, die Familien zu unterstützen, und dazu mache es einfach Spaß, sich mit den Kindern zu beschäftigen, sind sich alle einig.

Seit 2009 bietet die FBS Esslingen ihre Babysitterkurse an. „Wir haben immer wieder Eltern, die bei uns anfragen, meist mit Kindern im Kleinkindalter“, erklärt Sabrina Bayer von der FBS Esslingen. Für Familien mit Säuglingen gebe es bei der FBS zudem das Ehrenamtsangebot „wellcome“. „Babysitter verdienen zwischen acht und 13 Euro die Stunde, je nach Aufgabe, Alter und Anzahl der Kinder sowie der Erfahrung des Babysitters“, so Bayer. Im Erdgeschoss der FBS findet man die Pinnwand mit den Steckbriefen der aktuell verfügbaren Babysitter.

13-Jährige dürfen babysitten

Kurse
Die nächsten Termine für die Babysitterkurse sind jeweils samstags am 11. Februar, 1. Juli und 14. Oktober 2023 von 9 bis 15.30 Uhr. Eine Anmeldung ist von Dezember an möglich unter https://fbs-esslingen.de.

Arbeitszeit
Jugendliche dürfen ab 13 Jahren als Babysitter arbeiten. Dafür wird die Einwilligung der Erziehungsberechtigten benötigt, und es gilt eine Arbeitszeit von maximal zwei Stunden täglich und höchstens zehn Wochenstunden zwischen 8 und 18 Uhr (in den Ferien). Ab 15 Jahren darf von 6 bis 20 Uhr babygesittet werden. In den Ferien ist das ab diesem Alter für bis zu vier Wochen in Vollzeit möglich, was maximal acht Stunden pro Tag und 40 Wochenstunden bedeutet.