Frauenverachtende Hasskommentare gehören zum bitteren Alltag im Internet. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

„Fett und hässlich!“, „Geile Titten, die Alte!“, „So ein Klappergestell!“ – es ist nicht zu fassen, was für Hasskommentare manche Männer zu Auftritten von Frauen in sozialen Medien abgeben. Am Weltfrauentag machten Frauen auf digitale Gewalt aufmerksam.

„Ihr Frauen seid von Männern abhängig!“, „fett und hässlich!“ – mit lauter, fester Stimme schallen diese und andere verstörenden Botschaften am Freitagnachmittag über den Schlossplatz in Stuttgart. Daneben halten Menschen mit weißen Masken große neonfarbene Schilder hoch, auf denen „Dich sollte man vergewaltigen!“, „Geile Titten, die Alte!“ und „Man sollte dich erschießen!“ steht.

Gehalten werden die Schilder am 8. März, dem Weltfrauentag, von Mitgliedern des Arbeitskreises Autonome Frauenprojekte, die hinter der Aktion stehen. Zum Arbeitskreis gehören auch Frauen helfen Frauen, Lagaya und der Verein Wildwasser: „Wir brainstormen immer, was wir am 8. März machen, und suchen dabei nach einem aktuellen Thema. Von digitaler Gewalt sind viele Betroffen“, betont eine Sprecherin.

Verstörende Kommentare im Netz

Die Botschaften, die auf den Plakaten stehen und aus den Lautsprechern dröhnen, stammen alle aus dem Internet: „Wir haben einfach auf Social Media bei den Kommentaren geschaut“, erklären die Verantwortlichen. Lange suchen mussten sie nicht. „Die haben wir wirklich schnell auf Instagram gefunden“. Dass solche Kommentare allgegenwärtig sind, bestätigen auch die beiden Schülerinnen Sandra und Inga, die über den Schlossplatz schlendern: „Ja, so etwas liest man ja ständig. Das so zu hören, ist aber schon noch mal krasser“, sagen die Freundinnen. Besonders gruselig finden die beiden die weißen Masken der Schildträger, die laut den Verantwortlichen „die Anonymität im Netz symbolisieren“.

Die Männer, die am Freitag an den Plakaten vorbeilaufen, reagieren unterschiedlich. Während eine Gruppe Jugendlicher in schallendes Gelächter ausbricht, sich aber nicht weiter äußern will, findet ein anderer Passant klare Worte: „Das ist wie eine Geisterbahn, aber real“. Ein anderer findet die Aktion einfach „großartig“, denn: „Ich komme aus dem Irak und war da bei der Polizei. Ich habe schon viel Gewalt gesehen. Es ist daher mein Ziel, Frauen und Kinder zu schützen und ihnen zu helfen“. Wer solche Botschaften an Frauen richtet, sei in seinen Augen einfach nur „respektlos“.

Betroffene leiden unter Hasskommentaren

Die Aktion soll aber nicht nur auf Gewalt im Netz aufmerksam machen, sondern auch „sensibilisieren und dazu ermutigen, dass sich die Betroffenen Hilfe suchen“, betonen die Mitglieder des Arbeitskreises. „Wir wollen zeigen, dass digitale Gewalt reale Folgen hat.“ Dabei gehe es auch um die körperlichen Folgen solcher Hetz- und Hasskommentare: „Sie reichen von Schlafstörungen bis zum Suizid“.

Die Aktion sorgt für Gesprächsstoff auf dem Schlossplatz. Viele Passanten bleiben stehen, machen Fotos, wirken schockiert oder nachdenklich und unterhalten sich über die Botschaften. „Ich finde das total gut, da muss sich etwas ändern. Wer so was schreibt, muss angeprangert werden“, sagt eine Passantin aus Gerlingen. Und die 71-jährige Elisabeth ergänzt: „Es ist erschreckend. Ich weiß wirklich nicht, wie man so denken und solche Sätze von sich geben kann. Meines Erachtens ist das psychische Körperverletzung“, lautet ihr Fazit.