Das Podium-Festival beteiligt sich seit Jahren am Kulturrucksack, der Schüler zur kulturellen Teilhabe ermuntert. Foto: Gaby Weiß - Gaby Weiß

Mit einer gezielten Teilhabestrategie möchte die Esslinger Kulturverwaltung auch diejenigen für Kultur begeistern, die bislang den Zugang noch nicht gefunden haben.

EsslingenFür die einen ist Kultur ein unverzichtbares Lebenselixier, für andere ist sie der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält. Da ist es umso wichtiger, die Schwellen auf dem Weg zur Kultur niedrig zu halten. Um auch denen, die bislang abseits stehen, einen Zugang zu Kunst, Musik, Theater oder Literatur zu ebnen, hat die Esslinger Kulturverwaltung eine Teilhabestrategie entwickelt, die nun im Kulturausschuss vorgestellt wurde.

„Kunst und Kultur sind unverzichtbar für ein funktionierendes Gemeinwesen“, betont OB Jürgen Zieger. „Allerdings ist die vielfältige Esslinger Stadtgesellschaft noch nicht ausreichend im kulturellen Leben repräsentiert. Deshalb wollen wir im Dialog mit Expertinnen und Experten sowie Bürgerinnen und Bürgern Wege suchen, die kulturelle Teilhabe in der Stadt gezielt zu stärken.“ Was der OB auf den Punkt bringt, ist im Kulturausschuss seit vielen Jahren Konsens. Manches wurde bewegt – etwa durch den Kulturrucksack, der alle Esslinger Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen 5 und 6 mit Theater, Musik, bildender Kunst und Kino in Berührung bringt. Auch die Stadtbücherei leistet seit Jahren mit ihren Klassenführungen und anderen kulturpädagogischen Angeboten einen wichtigen und oft zu wenig wahrgenommenen Beitrag zur kulturellen Teilhabe. Solche Angebote sollen nun ausgebaut und systematisiert werden.

Dass sich etwas tun muss, hatte die Verwaltung schon vor zwei Jahren in ihrer Kulturkonzeption deutlich gemacht. Gemeinsam mit der Stuttgarter Agentur Kulturgold wurde dieser Prozess inzwischen auf den Weg gebracht. Den aktuellen Stand der Arbeit hat die Kulturwissenschaftlerin Yvonne Pröbstle von der Agentur Kulturgold nun im Kulturausschuss vorgestellt: „Die eindrucksvolle Esslinger Kulturszene steht – wie die gesamte Kulturlandschaft – vor enormen Herausforderungen hinsichtlich Teilhabe-Gerechtigkeit.“ Deshalb sei es umso wichtiger, „dass die Stadt 2018 für dieses wichtige Zukunftsthema eine eigene Stelle eingerichtet hat“. Weil Kulturamtsleiterin Alexa Heyder „ein Dokument für die Praxis“ vorschwebt, soll die praktische Umsetzung während der konzeptionellen Arbeit stets im Fokus stehen. „Wir wollen konkret Maßnahmen und Empfehlungen entwickeln, um die Teilhabe der Esslingerinnen und Esslinger an Kultur gezielt zu stärken sowie neue Allianzen und Modellprojekte anzustoßen“, sagt Jonas Pirzer, Sachgebietsleiter für kulturelle Bildung und Teilhabe im städtischen Kulturamt.

Um das Konzept auf eine breite Basis zu stellen, arbeitet das Kulturamt im Dialog mit Partnern aus Stadtverwaltung, Kulturszene sowie Vereinen und Gruppierungen an der neuen „Esslinger Teilhabestrategie Kultur“. Experten aus den Bereichen Bildung und Soziales spielen eine wesentliche Rolle. In der ersten Projektphase wurden Experten befragt. Derzeit läuft eine Online-Befragung aller Esslinger Kultureinrichtungen und -initiativen, Schulen und Kindertageseinrichtungen sowie vieler Bildungs- und Sozialeinrichtungen. Dann werden die gesammelten Ergebnisse zu einem Zwischenbericht zusammengefasst, den der Kulturausschuss im März bekommt. Danach soll die Diskussion in Gruppen fortgesetzt werden, wobei besonders diejenigen angesprochen werden, „die tendenziell wenig an kulturellen Angeboten teilhaben“. Der Abschlussbericht wird im Herbst 2020 vorliegen.

Alle Informationen zur Esslinger Teilhabestrategie Kultur gibt es im Internet unter www.esslingen.de/kulturelle-teilhabe