Italienisches Flair

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Das Wetter muss stimmen, damit eine Open-Air-Veranstaltung gelingt. Es hat gestimmt am Samstagabend bei der Kulturnacht rund ums Fellbacher Rathaus-Carrée. Auch das Programm war perfekt für eine „weltweite“ Sommernacht. Dieses Attribut hat ihr das Fellbacher Kulturamt als Veranstalter gegeben und dazu andere Veranstalter ins Boot geholt. Einziger Wermutstropfen: Die Stadt hat es nicht geschafft beziehungsweise nicht gewollt, dass der Verkehr nach 19 Uhr in der Cannstatter, Kirchhof-, Hinteren und Hirschstraße unterbunden wurde. Der Poetry-Slam-Part ist deshalb von der Ecke vor Bücher Lack in den Schaugarten umgezogen, wahrscheinlich mit weniger Publikum. Wenigstens durften die Parkbuchten zwischen Bücher Lack und dem Weingut Heid genutzt werden, um dort Tische und Bänke aufzustellen. Das wurde rege in Anspruch genommen.

Die Welt der Schlager

Die Leichtfüßigkeit, die sich dennoch übers Fellbacher Oberdorf gelegt hatte, hat am Ende obsiegt. Daran hatte wieder mal die italienische Community von Fellbach großen Anteil. Vor dem Stadtmuseum sang Paola Puggione italienische Canzoni, das Centro Italiano legte selbst gemachte Salsiccia mit Fenchelgeschmack auf den Grill. Auf der anderen Seite des Carrée tauchte Eric Pfeil bei seiner Lesung aus seinem neuen Buch „Azzurro“ ein in die Welt der italienischen Schlager und Liedermacher. Über zwei Stunden hat er darauf verwendet, und der Hof der Zehntscheuer war der ideale Platz dafür. Scheuer und Platz sind im Besitz der Stadt. Hoffentlich ist es am Samstag gelungen, die Location nachhaltig aus ihrem Dornröschenschlaf zu holen und ihr einen festen Platz als Veranstaltungsort zu sichern. Eric Pfeil war dafür ein perfekter Türöffner. Schnell hatte er erkannt, dass Fellbach wohl „die nördlichste Stadt Italiens in Deutschland“ ist. Zuvor war ihm von der Cariati-Ausstellung im Stadtmuseum berichtet worden, die am Samstagabend ebenfalls geöffnet war. Die Kooperation von Kunstverein und Bücher Lack – sie besteht seit 36 Jahren – hat die Lesung ermöglicht. Vom Kunstverein kamen die Getränke. Leonardo Lefosse vom Lebensmittelgeschäft Bella Italia und sein Vater Franco haben mit Spezialitäten wie Arancini – gefüllte, panierte Reisbällchen – und Salsiccia bewirtet und Eric Pfeil die italienische „Musica leggera“ – Unterhaltungsmusik – so plastisch, kenntnisreich und wortspielend erzählt, dass man sich wie in Italien fühlte: leichtfüßig und weit weg vom Alltag. An die 100 Zuhörer empfanden das so.

Lust auf Wiederholung

Weit weg vom Alltag und doch mittendrin. Florian Ladenburger und sein Partner fragten sich beim Poetry-Slam im Schaugarten, ob eine Uhr im Parkverbot stehen darf. Sie sinnierten übers Reisen, die Bedeutung eines sich drehenden Globus und stellten fest, dass der Schaugarten so viel Poesie ausstrahle, dass er sich für weitere Poetry-Slam-Veranstaltungen qualifizieren könnte. Längst qualifiziert bei der Kulturnacht haben sich Orte wie die Stadtbücherei, dort gab es Sprechkunst. Die Musikschule wählten die, die Musik ohne Lautsprecher-Verstärkung bei Dinnerkonzerten genießen wollten. In die Idylle des Hinterhofs des Kulturamts passten Saxofon- und Gitarrenklänge hervorragend. Eine erhabene Wirkung hatte der Klang der Posaunen, der sich zu Beginn vom Alten Friedhof ins Oberdorf ausbreitete. Der Posaunenchor des CVJM hatte diesen Ort für seinen Auftritt gewählt. Der Rathausinnenhof hat sich erneut als die gute Stube Fellbachs für besondere Musikformationen erwiesen. Das Trio Davenport und seine Sängerin animierten viele zum Schwofen. Ihre Musik kam auch in den Räumen der Städtischen Galerie an, wo die Werke von Nijolė Šivickas gezeigt werden. Der Hof im Weingut Heid war gesetzter Treffpunkt für weinselige Fellbacher, die sich bei Livemusik am Leben freuen und miteinander schwätzen. So vielfältig, gut besucht und entspannt kann eine „weltweite“ Kulturnacht mit italienischem Flair in Fellbach sein und Lust auf mehr machen.