„Lobenroooot! Das klingt toll!“ Moderator Frederic Hormuth bauchpinselt zum Aufwärmen das Aichwalder Publikum. Foto: Iris Koch - Iris Koch

Bei der ersten Lachnacht anlässlich des 25 jährigen Bestehens des Aichwalder Kulturbeirats fordern fünf Kabarettisten die Lachmuskeln des Publikums und sorgen so für Muskelkater.

AichwaldDer Aichwalder Kulturbeirat wird 25 Jahre alt – und verwöhnt das Publikum mit einem bunten Jubiläumsprogramm. Zum Auftakt ging in der Schurwaldhalle die 1. Aichwalder Lachnacht über die Bühne. Vor nahezu ausverkauftem Haus gastierten mit Kerim Pamuk, Roberto Capitoni, Vera Deckers und Matthias Brodowy einschlägig bekannte Köpfe aus der Kabarett- und Comedy-Szene.

Moderator und Kabarettist Frederic Hormuth hielt das Publikum mit musikalischen Einlagen bei Laune und sorgte für satirische Zwischentöne. In der Rolle des gut aufgelegten, aber leicht verwirrten Zeremonienmeisters brach Hormuth schnell das Eis. Die Lachreflexe des Publikums brachte der gebürtige Mannheimer mit einer launigen Abfrage der Aichwalder Ortsteile („Lobenrooot! Das klingt toll!“) und zweifelhaften Arztwitzen in Schwung. Komplettiert wurde das komödiantische Warm Up durch ein Chanson mit spontanem Mitklatschtest, den das Publikum bravourös absolvierte.

„Ich bin Türke, aber sehr nett“, stellte sich Kerim Pamuk augenzwinkernd vor. Den Balanceakt zwischen den Kulturen meistert der vom Leben in Hamburg ebenso wie von türkischen Wurzeln geprägte Kabarettist mit unnachahmlich trockenem Witz – und einer gehörigen Portion Selbstironie. („Als Türke war ich aggressiv. Jetzt als Deutscher bin ich nur noch empört“). Pamuk teilt gern nach beiden Seiten aus, und führt Klischees in komödiantischer Übertreibung ad absurdum. Den lamentierenden Deutschen („Soll ich um diese Uhrzeit noch Kaffee trinken, nachher schlafe ich schlecht“) kann er ebenso gut wie den jungen Macho-Türken, der - die Sprechanlage missachtend – lieber direkt ein markerschütterndes „Hakan“ zum Balkon hoch brüllt.

Mit der Zerrissenheit zwischen den Kulturen spielt auch kabarettistisch gekonnt der Italo-Schwabe Roberto Capitoni. Hin- und hergerissen zwischen Kehrwoch und Amore fühle er sich wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde, gesteht er dem Publikum: „Das treibt einen in den Wahnsinn“. Man lacht sich schlapp, wenn der Temperamentsbolzen in Sekundenschnelle vom augenrollend gestikulierenden Italiener zum knausrigen Schwaben mutiert, der sich bei der Geburtstagsfeier lieber zehn Minuten lang schämt, als ein großes Geschenk zu machen. Auch die Weisheiten seines „Paten-Onkels“ Luigi aus Palermo enthält er dem Publikum nicht vor: „Wenn du ein Problem hast, löse es – und lass es wie einen Unfall aussehen“.

Nach der Pause setzte Vera Deckers als einzige Frau im Programm den Angriff auf die Lachmuskulatur fort. Nervige Alltagsphänomene wie etwa die verbreiteten Schrittzähler nimmt die studierte Psychologin bissig aufs Korn: „Nachher geht der Kühlschrank nicht mehr auf, wenn man zu wenig Schritte hat“. Keine Gnade finden auch die Zeitgenossen, die in permanenter Selbstbespiegelung den Mainstream bevölkern. Dass ihr Patenkind Melissa „Influencerin“ werden will, erfüllt sie mit Schrecken: „Wenn du früher Follower hattest, hast du das Pfefferspray rausgeholt“.

Zum grandiosen Finale der Lachnacht sinnierte der Hannoveraner Matthias Brodowy in skurrilen Gedankengängen über Politisches und ließ zu sphärischen Pianoklängen seine eigene Albtraumwelt Revue passieren. Stimmgewaltig besang er die Waterkant und schnackte Platt, um dem Publikum einen Rat mit auf den Weg zu geben: „Machen Sie sich morgens die Füße schön“. Dabei lasse sich die Schönheit der deutschen Sprache erkunden – etwa im unverdächtigen Wort Hornhauthobel: „Erotisch gehaucht ist das pure Poesie“.