Der Junge liest eine Ankündigung zu einer Hinrichtung. „Der Junge war ich, vor ungefähr 30 Jahren. Und das, was ich sah, war grauenvoll“, sagt Kang Chun-hyeok. Foto: Kang Chun-hyeok

Kang Chun-hyeok flieht als Jugendlicher aus Nordkorea und verdient auf seiner langen Reise Geld mit Gemälden, in denen er Erfahrungen seiner Flucht veranschaulicht. Heute lebt er als Künstler in Südkorea – und prangert er die Menschenrechtslage in seinem Geburtsland an.

Dieses Bild hat es in sich: Ein Kind steht vor einer Wand, an die eine Ankündigung geschrieben ist. Mit roter Farbe, die wie Blut aussieht, werden die Menschen des Ortes auf eine nahende Vollstreckung hingewiesen: Es gehe um „Kriminelle, die gegen sozialistische Gesetze verstoßen haben“. Ein 30-jähriger Verbrecher werde um 7.15 Uhr gerichtet. Der mit überkreuzten Beinen vor dieser Botschaft stehende Junge scheint den Text mit Interesse zu lesen. Wird er hingehen? „Er ging hin“, sagt Kang Chun-hyeok und schaut starr an die Wand eines Cafés in Seoul, der Hauptstadt von Südkorea. „Der Junge war ich, vor ungefähr 30 Jahren. Und das, was ich sah, war grauenvoll.“