Stefanie Heinzmann und ein Kammerorchester gleichzeitig auf der Bühne – das verspricht einen ungewöhnlichen Abend. Foto: Michael Reiche

Klassik, Jazz, Pop, Soul oder auch eine Mischung aller Stile – mit drei Konzerten gastiert das Württembergische Kammerorchester Heilbronn in der Stadt und bringt etliche Stargäste mit.

Drei ungewöhnliche Konzerte wird es im Juli in Bietigheim-Bissingen geben. Konzerte, die zeigen, dass Musik im wahrsten Sinne des Wortes verbindet – auch verschiedene Musikrichtungen. Der Titel der kleinen Veranstaltungsreihe, „Erste Sommerresidenz des Württembergischen Kammerorchesters Heilbronn (WKO)“ lässt eher ein Programm für eine elitäre Gruppe außergewöhnlich Kulturbegeisterter vermuten. Doch weit gefehlt.

„Unsere Idee war, etwas zu bieten, das natürlich mit dem Orchester zu tun hat, aber es sollte abseits dessen sein, was man sonst in Aboreihen anbieten würde“, erklärte Rainer Neumann, der geschäftsführende Intendant des WKO, bei der Vorstellung des Konzepts am Montag. Mit der Idee fand er bei Michaela Ruof, der Leiterin des Kultur- und Sportamts von Bietigheim-Bissingen, offene Ohren. Zumal schon es schon in der aktuellen Saison ein Abo-Konzert mit dem WKO gab, das, so Ruof, „sehr gut ankam“.

Im Sommer sollen es nun drei ganz unterschiedliche Konzerte sein. Klassik im eigentlichen Sinn wird es nur in dem ersten davon geben – und selbst das, was dort genau geboten wird, ist dann eine Überraschung. Fest steht bislang nur so viel: Musizieren werden zwei bis drei junge internationale Künstler im Alter zwischen etwa 20 und 30 Jahren, die bereits einige Erfolge gefeiert haben und nun an der hessischen Kronberg Academy den letzten Schliff bekommen sollen, den Weltstars benötigen.

Angehende Weltstars zeigen ihr Können als Solisten in der Klassik

Wer von den jungen Geigern, Cellisten, Pianisten oder Bratschisten am Mittwoch, den 17. Juli auftreten wird, ist hingegen noch nicht bekannt.„Drei Wochen vorher gibt es eine Masterclass, dann darf das Orchester auswählen, mit welchen Solisten wir was machen“, erklärte der Intendant. Nicht alle Orchester seien auch gute Begleitorchester, betonte er, und nicht alle wollten mit Nachwuchskünstlern arbeiten. Beim WKO habe das jedoch Tradition, sagte Neumann, und erinnerte daran, dass die junge Anne-Sophie Mutter ihre Weltkarriere dort mit 150 Konzerten gestartet habe.

Klassischen Jazz oder vielleicht jazzige Klassik – eines von beiden oder auch beides wird das Frank-Dupree-Trio bieten. Dupree sei „ein klassischer Pianist, der sehr viel vom Jazz versteht“, erklärte Neumann, zudem sei er ein echter Publikumsliebling. Zusammen mit dem Schlagzeuger Obi Jenne und dem Kontrabassisten Jakob Krupp, die beide ebenfalls in der Klassik wie im Jazz zuhause sind, wird er am Freitag, 19. Juli, stilistische Grenzen überwinden. „Grenzenlos“ heißt das Konzert deshalb. Beide Konzerte finden in der Alten Kelter statt.

Stefanie Heinzmann mit Kammerorchester als krönender Abschluss

Doch auch im letzten Konzert der Sommerresidenz, dem nach Meinung der Veranstalter krönenden Abschluss im Kronenzentrum am Sonntag, 21. Juli, werden Grenzen überschritten, dieses Mal zu Pop und Soul. Der klassische Konzertmeister Miki Kelenj, dessen Herz auch für Hip-hop und Rap schlägt, hat Lieder von Stefanie Heinzmann neu arrangiert und lässt sie mit dem Kammerorchester erklingen.

„In dieser Form ist das wohl eine Premiere“, sagte Neumann auf Nachfrage. Mit einem ähnlichen Konzept allerdings habe Kelenj schon viel Erfolge gefeiert. Statt des Kammerorchesters tritt dann das sogenannte Takeover-Ensemble mit bekannten Köpfen der deutschsprachigen Singer-Songwriter-Szene auf – Max Mutzke, Joris, Johannes Oerding oder Cassandra Steen, um nur einige zu nennen – und füllt so beispielsweise die Alte Oper in Frankfurt oder die Essener Philharmonie. „Das Ganze ist ein exklusives Programm für Bietigheim-Bissingen und richtet sich bewusst an ein anderes Publikum als sonst“, betonte Neumann.

Finanzielles Risiko ist überschaubar

Und wie groß ist das finanzielle Risiko für die Stadt? Überschaubar, sagen Neumann und Ruof, auch wenn die Stadt den größeren Teil des Risikos trage. „Wenn wir gut verkauft sind, kommen wir schon relativ gut hin.“ In die Kelter passen 250 Gäste, ins Kronenzentrum 570. Im Übrigen sei das Ganze schon im Kulturbudget der Stadt enthalten, so Ruof.

Beide sind aber optimistisch, dass das Ganze gut ankommt. Und planen für diesen Fall schon einmal eine Fortsetzung. Dass sich das WKO mit seiner Idee, eine Sommerresidenz zu machen, für die Stadt an Metter und Enz entschieden hat, habe mehrere Gründe, so Neumann. „Es gibt hier ein interessiertes Publikum und interessante Spielstätten sowie ein sehr schönes Ambiente in der Altstadt.“ Zudem sei es nicht zu nah an Heilbronn, aber auch nicht zu weit weg, sodass man keine Übernachtung für die Orchestermitglieder buchen müsse. Und das wiederum halte die Kosten relativ gering. Zudem sei es gelungen, mit den Kooperationspartnern gute Verträge zu schließen.