Der Nahostkonflikt hat in den letzten Tagen zu Protesten und Ausschreitungen in den USA geführt: Im Bild: Tampa in Florida: Pro-palästinensische Demonstranten auf dem MLK Plaza an der University of South Florida. Foto: dpa/Douglas R. Clifford

Manchmal sollte man eigene Positionen aufgeben und es wagen sich der Komplexität auszusetzen. Das gilt auch für den Nahostkonflikt, meint unser Kolumnist Jörg Scheller.

Der Nahostkonflikt polarisiert wie wenig andere Konflikte. Obwohl er eigentlich verhältnismäßig klein ist – oder gerade deshalb –, fühlen sich alle möglichen Gruppen berufen, ihn zur Projektionsfläche ihrer Ideologien zu machen. RAF-Terroristen wie Ulrike Meinhof verklärten palästinensischen Terror schon in den 1970er Jahren als „Musterbeispiel einer antiimperialistischen Aktion“, radikale Evangelikale vereinnahmen die aktuelle Eskalation der Gewalt als Zeichen der Apokalypse. Manche Rechtskonservative loben Israel als „einzige Demokratie im Nahen Osten“, nur, um die Irrwege Netanyahus und den Siedler-Extremismus zu beschweigen.