Die Klima-Aktivisten der Gruppe Letzte Generation wollen sich nicht mehr auf Straßen festkleben. Sie kündigen einen Kurswechsel an. Von März an soll es andere Protestformen geben – etwa „ungehorsame Versammlungen“.
Sie sind in weiten Teilen der Bevölkerung als Klimakleber bekannt. Die Aktivisten der Letzten Generation haben in den beiden Jahren, in denen es sie nun gibt, vorwiegend durch Straßenblockaden, mit und ohne Festkleben an der Fahrbahn, für Aufsehen gesorgt. Dafür hat es Applaus gegeben, aber auch viel Gegenwind, teils sogar tätliche Angriffe von Autofahrern oder Passanten. Glaubt man einer Ankündigung der Gruppe vom Montagabend, wird man sich in Deutschland künftig einen anderen Ausdruck suchen müssen.
„Das Kapitel des Klebens und der Straßenblockaden endet“, heißt es wörtlich in einer Mitteilung. Es beginne „eine neue Ära unseres friedlichen, zivilen Widerstandes“. Als Termin genannt wird der März, von da an solle eine neue Strategie gelten. Ob bis dahin noch mit Blockaden zu rechnen ist, blieb zunächst offen.
Man habe vor zwei Jahren mit 24 Menschen begonnen, die damals zum ersten Mal eine Straßenblockade gemacht und sich festgeklebt hätten, heißt es als Erklärung. Das Festkleben sei wichtig gewesen, „um nicht direkt von der Straße gezogen zu werden und somit unignorierbar protestieren zu können“. Seitdem habe sich die Anzahl der Protestierenden der Letzten Generation allerdings verhundertfacht. Das eröffne neue Möglichkeiten: „Von nun an werden wir in anderer Form protestieren – unignorierbar wird es aber bleiben.“
Wie diese neuen Formen des Protests aussehen könnten, umreißen die Aktivisten schon einmal. „Ab März werden wir zu ungehorsamen Versammlungen im ganzen Land aufrufen. Statt uns in Kleingruppen aufzuteilen und Straßenblockaden zu machen, werden wir gemeinsam mit vielen Menschen solche ungehorsamen Versammlungen machen. Und zwar da, wo wir nicht ignoriert werden können“, heißt es in der Erklärung. Was genau darunter zu verstehen ist, wird sich wohl zeigen müssen.
Direkte Konfrontation der Verantwortlichen
Auch weitere Aktionsformen werden genannt. „Zusätzlich zu der neuen Hauptprotestform werden wir die Verantwortlichen für die Klimazerstörung in Zukunft verstärkt direkt konfrontieren“, schreibt die Gruppe. Das bedeute zum einen, dass man Politiker und Politikerinnen sowie andere Entscheider öffentlich und vor laufenden Kameras zur Rede stellen werde – nach dem Vorbild der US-amerikanischen Gruppe Climate Defiance. Zum anderen werde man „verstärkt Orte der fossilen Zerstörung für unseren Protest aufsuchen, so wie es in der Vergangenheit schon bei Protesten an Öl-Pipelines, Flughäfen oder dem Betriebsgelände von RWE der Fall war“.
Die Lage der Gesellschaft sei Anfang 2024 so dramatisch wie lange nicht mehr, heißt es zur Begründung, auch beim Klimaschutz. Die Weiterführung des Status Quo sei „ein Verbrechen mit schlimmstmöglichen Konsequenzen: Milliarden Menschen werden dadurch leiden und sterben“. Deshalb fühle man sich verpflichtet, weiter zu protestieren, und wolle „die kritische Masse“ mobilisieren. Ziel sei „eine Gesellschaft, die wieder im Einklang mit ihren grundlegendsten demokratischen Werten handelt“.