Im Wohngebiet Stangen regt sich Widerstand gegen die Pläne der Stadt. Auf einem ehemaligen Spielplatz sollen eine Kita und Wohnungen entstehen Foto: Natalie Kanter

Wer will schon ein Hochhaus vor seine eigene Haustür gestellt bekommen? Die Anwohner des Wohngebietes Stangen in Echterdingen jedenfalls nicht. Dabei will die Stadt mit dem Neubau eigentlich Gutes tun.

Echterdingen - Im Wohngebiet Stangen hat sich Ärger angestaut. Manfred Schwenke, Bertilo Brauner und Heinz Kaltenbach schütteln den Kopf über Pläne der Stadt. Die Anwohner heften Infozettel an Haustüren, sammeln Unterschriften, wollen eine Interessengemeinschaft gründen. Die Männer wehren sich gegen einen Neubau vor ihrer Haustür und sind mit ihrem Unmut nicht allein. Viele Bürger haben unlängst bei einem Informationsabend der Stadt ihrem Frust Luft gemacht.

Der Kommune schlägt also reichlich Gegenwind entgegen. Dabei will sie in unmittelbarer Nähe des Stangenkreisels Gutes tun – nämlich dringend nötige Kitaplätze und dringend nötigen Wohnraum schaffen. Die Stadt plant an der Stangenstraße den Bau einer Kita mit Platz für 60 Kinder. Über der Einrichtung sollen Wohnungen für Erzieher und andere städtische Mitarbeiter entstehen. Baubürgermeister Eva Noller sagt: „Es ist unsere Aufgabe, Betreuungsplätze und Wohnraum zu schaffen. Wir haben die volle Rückendeckung des Gemeinderates.“

Stadt sucht noch einen Partner für das Projekt

Der Standort – ein bereits zurückgebauter Spielplatz – ist beschlossene Sache. Alles andere sei noch nicht festgezurrt, betont sie. Der Bebauungsplan sei zwar aufgestellt, aber noch nicht abgesegnet. „Wir werden das alles noch diskutieren“, sagt sie. Das Grundstück gehört der Stadt. Es soll aber ausgeschrieben werden. Die Kommune sucht nach einem Partner – beispielsweise einer Baugenossenschaft – die den Neubau verwirklicht.

„Wir haben nichts gegen Kinder oder den Bau von Wohnungen“, sagen derweil die Anwohner. „Mit einer zweigeschossigen Kita hätten wir uns auch anfreunden können“, sagt Manfred Schwenke. „Nun sollen aber noch vier Geschosse für Wohnungen oben drauf gesetzt werden.“ 19,5 Meter soll das Haus hoch werden, ist einem Plan zu entnehmen. Damit würde es sogar die Firmengebäude an der Leinfelder Straße überragen, kritisiert Heinz Kaltenbach. Und fragt: „Wie passt das in unserer Viertel?“

Der eh schon stark geschrumpfte Spielplatz Stangen und nicht wenige Bäume müssen weichen. „Der Platz war einst als grüne Lunge des Wohngebietes zwingend notwendig“, erinnert sich Brauner. Lärm und Emissionen von der Leinfelder Straße werden durch einen grünen Hügel abgehalten. Dieser Schutzwall werde wohl zu einer Betonwand schrumpfen, vermutet Schwenke. Die Anwohner befürchten, dass sich das Klima im Wohngebiet verschlechtert.

Die Straße ist einzige Zufahrt ins Wohngebiet

Die Stangenstraße ist zudem die einzige Zufahrt zum Wohngebiet. Der Hol- und Bringdienst vor der künftigen Kita werde die Verkehrssituation deutlich verschlimmern, meinen die Anwohner. „Das wird das reinste Chaos“, sind sie sich einig. Denn die Straße sei bereits heute einseitig total zugeparkt. Auch Auswärtige stellten dort gern ihr Fahrzeug ab. Ein Biosupermarkt ziehe viel Kundschaft samt Fahrzeugen an. Morgens sind an der Straße zudem viele Kinder und Jugendliche unterwegs, berichtet Bertilo Brauner. Sie laufen zu den Kindergärten, die es in dem Gebiet schon gibt, oder sind auf dem Rad zur Schule unterwegs. Bei noch mehr Verkehr steige die Unfallgefahr.

Die Anwohner verstehen die Standort-wahl der Stadt nicht. Zumal es auf dem nahen Renault-Gelände reichlich Platz für den Neubau samt Parkplätzen gebe. Bürgermeisterin Eva Noller sagt dazu: „Ich verstehe die Leute gut, ihre Kinder haben auf dem Spielplatz einst gespielt. Sie wollen, das alles so bleibt, wie es ist und war.“ Sie sagt aber auch: „Ich bin der Meinung, dass eine Kita in ein Wohn- und nicht in ein Gewerbegebiet gehört.“ Für das Renault-Gelände gibt es zudem andere Pläne. Langfristig soll sich dort wieder Gewerbe ansiedeln. Die Stadt verhandelt zudem mit dem Busunternehmen FMO. Denn das sucht dringend eine Standfläche für seine Fahrzeuge.