Von Andreas Volz

Das Dach ist dicht, und schon gehts weiter. Die Frage nach dem nächsten Schritt hat sich inzwischen auch beantwortet: Für die Kirchheimer Martinskirche steht jetzt nicht die Innen-, sondern die Außensanierung ganz oben auf der Dringlichkeitsliste - so schlecht ist der Zustand der Fassade.

Schon seit vielen Wochen ist die Fläche vor dem Martinskirchturm weiträumig durch einen Bauzaun gesichert. Dabei ist „Bauzaun“ streng genommen der falsche Begriff, denn gebaut wird überhaupt nicht - zumindest dieses Jahr nicht mehr. Vielmehr dient der Zaun der Sicherheit der Passanten, wie Dekanin Renate Kath erläutert: „Wir haben ein neues Gutachten erstellen lassen. Es gibt sehr viele lockere oder kaputte Teile in der Außenwand“, sagt sie. Das habe man behelfsmäßig gesichert. „Man kann jetzt um die Kirche herumgehen, ohne dass einem was auf den Kopf fällt. Das ganze Gebäude ist verkehrssicher. Nur der Turm nicht. Der war zu hoch für die Sofortmaßnahmen.“

Der Zustand der Fassade hat sich in den vergangenen vier Jahren rapide verschlechtert. Renate Kath spricht von einer „Exponentialfunktion“ gegenüber dem Zustand, den das Gutachten von 2010 dokumentiert hatte. Überall haben sich seither Risse aufgetan. Auch der Substanzverlust beim Sandstein ist stark fortgeschritten. Aber das Ergebnis des neuerlichen Gutachtens vom vergangenen Herbst bringt wenigstens an einem Punkt Klarheit: „Wir beginnen 2016 mit der Außensanierung und haben noch etwas Zeit für innen“.

Zur Kostenberechnung für die Außensanierung sagt Kirchenpfleger Bernd Kemmner: „Da liegen wir jetzt bei 1,6 Millionen Euro. 2010 waren es noch 1,4 Millionen.“ Die Steigerung sei nicht so drastisch, wie man angesichts des Gutachtens über den Bauzustand befürchten könnte. Dennoch müsse man hier mit einer Summe umgehen, „die wir so in der Kirche nicht gewöhnt sind“. 50 bis 60 Prozent müsse die evangelische Gesamtkirchengemeinde aus Eigenmitteln aufbringen. Da geht es also um 850 000 bis 900 000 Euro.

Auf außen folgt innen

Das wäre auch so schon keine Kleinigkeit. Aber hinzu kommt, dass die Kirchengemeinde erst kürzlich die Dachsanierung abgeschlossen hat. Dekanin Kath zeigt sich zwar „dankbar, dass wir da unterhalb unserer finanziellen Vorgaben geblieben sind“. Statt mit den geplanten 820 000 Euro sei die Dachsanierung mit 636 000 Euro abgerechnet worden.

Die Einsparungen beim Dach führt Bernd Kemmner zurück auf „außerordentlich günstige Angebote, die wir bekommen haben“. Außerdem sei die Dachsanierung sehr gut geplant gewesen. Unter anderem deshalb seien unangenehme Überraschungen ausgeblieben. „Da hat sich also auch der aufwendige Vorlauf mit den umfangreichen Gutachten bezahlt gemacht“, stellt der Kirchenpfleger fest und hofft natürlich, dass sich diese positiven Effekte bei der anstehenden Außensanierung wiederholen lassen.

Beginnen sollen die eigentlichen Arbeiten im kommenden Frühjahr, ab März 2016. Teilweise sind ganze Steine komplett zu ersetzen - durch einen passenden Sandstein, der wahrscheinlich aus dem Schönbuch kommt. Die umfangreichen Arbeiten werden in mehrere Phasen unterteilt und werden sich rund anderthalb Jahre hinziehen. Wie dringend die Außensanierung jetzt ist, zeigt sich auch an der Tatsache, dass lediglich für die Sicherungsarbeiten an der Fassade bereits 8000 Euro ausgegeben wurden. Auch solche Kosten soll die Sanierung künftig vermeiden helfen.

Wenn gegen Ende 2017 die Außensanierung abgeschlossen ist, geht es geradewegs weiter. Bereits 2018 könnte die Innensanierung folgen. Die finanzielle Problematik kennen die Beteiligten dann schon. Kaum sind die 1,6 Millionen Euro finanziert, kämen die nächsten immensen Kosten. Eberhard Schweizer sagt dazu: „Bei der Innensanierung beläuft sich das rein Notwendige auch schon auf 600 000 Euro.“