Die Elfen-Brüder Barley (rechts) und Ian versuchen, ihren Vater für einen Tag aus dem Reich der Toten zurückzuholen. Foto: Disney/Pixar

Das Trickstudio Pixar taucht in „Onward – Keine halben Sachen“ in die Welt der Rollenspiele ein – aber nicht zu tief. Der Film startet am 5. März 2020 in den Stuttgarter Kinos.

Stuttgart - Es gibt zwei Arten von Pixar-Filmen. Die einen sind Kunstwerke mit makellos animierten Charakteren und perfekter Dramaturgie, die als große Parabeln davon erzählen, was Menschsein bedeutet, und noch wichtiger: Mensch bleiben. In der dystopischen Zukunftssatire „Wall-E“ (2008) kreist die verfette Menschheit in einem riesigen Raumschiff im Orbit, während ein kleiner Aufräumroboter die vermüllte Erde zu reinigen versucht. Die anderen sind ebenfalls sauber gearbeitet, kommen aber ohne Metaebene aus – wie die putzige Rennfahrergeschichte „Cars“ (2006) oder die „Monster Uni“ (2013).

Regie führte bei der Fortsetzung der tiefgründigen „Monster AG“ (2001) Dan Scanlon, der nun ein weiteres buntes Trickabenteuer gedreht hat: Die magische, turbulente Coming-of-Age-Komödie „Onward“ erzählt von einer Gegenwart, die der aktuellen entspricht, nur dass sie von Elfen, Trollen und anderen mythischen Wesen bevölkert ist. Die haben ihre magischen Fähigkeiten verloren, Technik macht sie überflüssig. Eines Tages kommen zwei ungleiche Elfenbrüder an einen Zauberstab, mit dem sie ihren verstorbenen Vater zurückholen können, doch es gibt Komplikationen: Von Dad erscheint nur die untere Hälfte.

Fantasy-Rollenspiele haben hier eine reale Basis

Ian ist ein schüchterner Stubenhocker, der ältere Barley ein Draufgänger – diese innerfamiliäre Spannung, gepaart mit der Sehnsucht nach dem Vater, gibt dem Film seine menschliche Grundspannung. Barley entflieht dem Alltag gerne in Rollenspiel-Fantasien, die auf vergangenen Realitäten basieren, wie sich bald herausstellt. Der Ansatz ist reizvoll, und einige Figuren – Kobold-Rocker, Zentauren und Mantikore – entdecken im Lauf der Handlung, dass viel mehr in ihnen steckt als konsumverwöhnte Zivilsationszombies und dass die Welt nach wie vor ein magischer Ort ist. Da schimmert ein großer Pixar-Film durch die komödiantische Oberfläche. Hätte Scanlon nicht gebremst, um familientauglich zu bleiben, wäre „Onward“ mehr geworden als ein witziger, unterhaltsamer und anrührender Publikumsfilm.

Onward – Keine halben Sachen. USA 2020. Regie: Dan Scanlon. 103 Minuten. Ab 6 Jahren. EM, Gloria