Für den Martinsmantel werden derzeit in der Lederschmiede rund 1100 Stoffstücke zusammengenäht. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Anlässlich des 102. Katholikentages entsteht in der Lederschmiede derzeit der wohl größte Martinsmantel der Welt. Er soll symbolisch für das Motto des Festes stehen.

Eigentlich stellen die Mitarbeiter der Lederschmiede im Stuttgarter Bezirk Feuerbach Taschen, Gepäckstücke und Geschenkartikel aus Lkw-Planen, gebrauchten Werbebannern, Filz, Leder und anderen Trendmaterialien her. Seit Anfang April liegt der Fokus der Caritas-Einrichtung jedoch auf der Produktion eines anderen Produktes: eines Martinsmantels. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Martinsmantel, sondern um den wohl größten der Welt. Drei Meter breit und 80 Meter lang soll der Mantel nach seiner Fertigstellung sein – und sich damit über eine Fläche von 240 Quadratmetern erstrecken. Zum Vergleich: Ein Einfamilienhaus hat eine Fläche von rund 140 Quadratmetern.

Mantelstoff war ursprünglich für Masken vorgesehen

Anlass für die Herstellung des Umhangs ist der 102. Katholikentag, der vom 25. bis 29. Mai zum dritten Mal in seiner langen Geschichte in Stuttgart stattfindet. Der Mantel soll symbolisch für das Motto des Glaubensfestes, „leben teilen“, stehen. Der diözesane Beauftragte für den Katholikentag, Klaus Krämer, findet: „Der Martinsmantel passt perfekt zum Katholikentag. Zum einen nehmen wir damit Bezug auf den Patron unserer Diözese, den heiligen Martin von Tours. Zum anderen steht er sinnbildlich für das Leitbild ‚leben teilen‘, das wir über unser Glaubensfest geschrieben haben.“

Lesen Sie aus unserem Angebot: Christen treffen sich in Stuttgart – Katholikentag in schwieriger Zeit

Mit der Fertigung des überdimensionalen Mantels wurde bereits im vergangenen Jahr begonnen. So sendete die Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gastgeber des diesjährigen Katholikentages, im Herbst Schulen, Kindergärten und Kirchengemeinden passgenau zugeschnittene Stoffstücke der Größe 72 mal 48 Zentimeter zu. Diese hatte der Pfarrbezirk von dem Unterwäscheproduzenten Mey aus Albstadt geschenkt bekommen, der nach dem Aus der Stoffmaske als zugelassener Mund-Nasen-Schutz keine Verwendung mehr für das Material hatte. Um die Verbindung zu Sankt Martin deutlich zu machen, ließ die Diözese den Stoff rot färben.

Aus 1100 identischen Stoffstücken werden 1100 Unikate

Bis Mitte März hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Zeit, die ihnen zugesendeten Stoffstücke mit Blick auf das Leitwort des Katholikentages zu gestalten. Dabei übertrugen die Kinder und Jugendlichen das Motto „leben teilen“ auf die verschiedensten Themen wie Natur, Lebensmittel oder Frieden. So wurden die Stoffstücke zu Unikaten. Dabei kamen unterschiedliche Gestaltungstechniken zum Einsatz: Von Malen über Kleben bis hin zu Sticken. Petra Heinold-Sauber, Leiterin der Lederschmiede, lobt die Kreativität der Teilnehmerinnen und Teilnehmer: „Wir sind baff, was dabei herausgekommen ist.“ Bis zum Einsendeschluss Mitte März fanden rund 1100 einzigartige Stoffstücke ihren Weg zurück in die Lederschmiede.

Seitdem werden die Stoffstücke dort sortiert, fotografiert und zu Stoffbahnen zusammengenäht. „Aus dieser großen Vielfalt entsteht jetzt eine Einheit – das ist toll zu sehen!“, zeigt sich Heinold-Sauber vom Produktionsprozess begeistert. Wenngleich auch sie weiß, dass es bis zur endgültigen Fertigstellung des Mantels noch ein paar Tage dauern wird. In Stress verfallen Petra Heinold-Sauber und ihre Mitarbeiter deswegen nicht. Ist doch noch rund ein Monat Zeit bis zur Eröffnung des 102. Katholikentages. Die Leiterin der Lederschmiede ist sich sicher, dass der Umhang bis dahin fertig ist.

Mantel soll beim Abschlussgottesdienst geteilt werden

Der Mantel soll beim Eröffnungsgottesdienst des Glaubensfestes auf dem Schlossplatz erstmals den Besucherinnen und Besuchern vorgestellt werden. Beim Abschlussgottesdienst vier Tage später soll er in Anlehnung an die Sankt-Martins-Geschichte wieder in einzelne Stoffbahnen geteilt werden. Diese sollen anschließend an verschiedene Gruppierungen verteilt werden, die stellvertretend für die Vielfalt der viertgrößten Diözese Deutschlands stehen.

Der letzte Katholikentag fand 2018 in Münster/Westfalen statt. Damals nahmen rund 80 000 Menschen an dem vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken veranstalteten Glaubensfest teil. Der Veranstalter rechnet auch in diesem Jahr wieder mit vielen Besuchern. Auf diese warten in Stuttgart rund 1500 Veranstaltungen, darunter viele Gottesdienste, Kunstausstellungen und Konzerte. Auch politische Fragen werden in Stuttgart diskutiert – besonders die Frage von Krieg und Frieden in der Ukraine.

Stuttgart