In Ehren gealtert – oder etwa nicht? Die Karl-May-Verfilmungen mit Pierre Brice zählten zu den erfolgreichsten Spielfilmserien des deutschen Kinos. Foto: imago images/Mary Evans/Rights Managed

Die Geschichte der Karl-May-Rezeption ist so widersprüchlich wie ihr Gegenstand. Von einer Galionsfigur linker Rebellion werden der Autor und sein literarisches Weltreich der Fantasie gerade zu deren Ärgernis. Was ist da los?

Der Vorwurf kultureller Aneignung gegen Karl May ist nicht neu. Schon einmal tobte eine Debatte, die sein Werk unter Generalverdacht gestellt hat. Das war 1910, zwei Jahre vor seinem Tod. Der Hechinger Benediktinerpater Ansgar Pöllmann, Herausgeber der auch nach damaligen Kriterien nicht besonders „woke“ klingenden Zeitschrift „Gottesminne“, erhob gegen den Erfolgsschriftsteller den Vorwurf, dieser habe bei dem um eine Generation älteren Kollegen Friedrich Gerstäcker abgeschrieben und sich damit dessen geistiges Eigentum widerrechtlich angeeignet.