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Ein Multitalent ist der Esslinger Airbrush-Designer Klaus-Dieter Eberhardt. Immer wieder packt der Künstler ein neues Projekt an, das Gewohnte wird ihm dann langweilig.

OberesslingenEr lernte Schaufenstergestalter, war schon Radio-Moderator, Hörspiel-Autor und Kommunikationstrainer, er hat als Entertainer Platten aufgelegt und als Moderator auf Messen gearbeitet. Er illustriert Bücher, zeichnet Comics und malt Bühnenbilder sowie Plakate. Seine Airbrush-Kunstwerke auf Autos, Motorrädern und Handy-Hüllen sind gefragt, und als Geschichtenerzähler führt er Kinder in der Rolle eines Herolds über den Mittelaltermarkt. Klaus-Dieter Eberhardt, Präsident der von ihm mitgegründeten Künstlervereinigung Fundus Artifex, ist beeindruckend vielseitig: „Als die Kreativität ausgeschüttet wurde, war bei mir das Tor ganz weit offen“, lacht der Künstler, der schon als Kind ständig gezeichnet und gemalt hat.

„Ich gehöre zu den so genannten Scannern, das sind Menschen, die alle paar Jahre etwas Neues machen müssen. Nach fünf, sechs Jahren beherrsche ich das neue Metier, dann brauche ich wieder etwas Interessanteres“, sagt der 61-Jährige, der mit seiner Familie in Oberesslingen lebt. Klaus-Dieter Eberhardt, der die Abkürzung seines bürgerlichen Namens mit einem kraftvoll vorwärts strebenden Akzent in seinen Künstlernamen Kadée verwandelte, erzählt, wie er vor einigen Jahren während einer Moderationspause zeichnete und von einem Herrn angesprochen wurde: „Machen Sie auch Airbrush? Dann könnten Sie mein Karussell bemalen.“ Die neue Herausforderung reizte Kadée, er lernte das Zeichnen mit Sprühpistole, Luftdruck und Farbe, mit der sich feinste Farbverläufe erzielen lassen, und machte das Diplom als Airbrush-Designer. „Wenn ich zu arbeiten anfange, erkennt man erst einmal nichts, denn ich beginne mit den Schatten, auf denen ich dann nach und nach das Bild aufbaue“, erklärt er. Wenn er am Schluss die Lichtpunkte setzt, erzielt er eine beeindruckende Tiefenwirkung und bringt das Bild zum Leuchten.

Gute Allgemeinbildung schadet nicht

Wo andere Künstler behaupten, ihre Werke „fließen ihnen aus dem Pinsel“, setzt Kadée auf Können: „Ein gegenständlich malender Künstler muss sich mit Anatomie, Perspektive, Schatten und Farbenkunde auskennen, und eine gute Allgemeinbildung schadet auch nicht.“ Für sein dreiteiliges „Sig-Ur“-Triptychon, ein beeindruckendes Fantasy-Szenario eines Drachentöters samt Drachen in einer Tropfsteinhöhle, nützt ihm die Beherrschung der hyperrealistischen Darstellung von Pelz, Haar, Leder und Reptilienhaut ebenso wie seine Kenntnisse über mittelalterliche Waffenkunde oder den Futhark, die gemein-germanischen Runen-Reihen. Auch Motorrad-Tanks und Auto-Karosserien hat er in Airbrush-Technik gestaltet. In seiner Zeichenmappe findet sich ein täuschend echt gemalter Teddybär, bei dem jedes Härchen einzeln gezeichnet ist, ein Wasserglas, in dem sich das Drumherum spiegelt, ein äußerst lebensecht wirkender Skorpion kurz vor dem Zustechen und einige der realistischen Tierzeichnungen, mit denen er Anthologien illustriert hat.

„Bei allem, was ich anpacke, will ich schnell Qualität erreichen“, betont Kadée. Um sich in seiner Begeisterung für Neues nicht zu verzetteln, folgt er einer selbst auferlegten Prämisse: Vor jedem Neuanfang befragt er sich sehr genau, ob es drei gute Gründe dafür gibt. Auf diese Weise hat er ein Kunstprojekt mit Geflüchteten in der Weststadt angepackt, und genau so hat er entschieden, auf dem Esslinger Mittelaltermarkt im Kostüm des Herolds Thietmar de Vrij Führungen für Kinder anzubieten: „Erstens: Ich fühle mich als Esslinger Bürger verpflichtet, auch etwas für die Stadt zu tun. Zweitens: Die Kinder heute haben nicht mehr den Schimmer einer Ahnung, wie das Leben früher ohne Elektronik, Digitalisierung und flimmernde Bildschirme funktionieren konnte. Und drittens: Ein Künstler muss immer wieder in der Öffentlichkeit auftauchen, denn die tollsten Arbeiten nützen nichts, wenn keiner sie anschaut.“

Gemeinsam mit einem Freund hat Klaus-Dieter Eberhardt vor zwei Jahren die Künstlervereinigung Fundus Artifex ins Leben gerufen, die ein „Netzwerk mit Kreativ-Autobahn“ für Künstler aller Genres im deutschsprachigen Raum organisieren will. Und natürlich sprüht der Mann mit dem auffälligen Bart-Schnitt schon wieder vor Ideen: Um Lobbyarbeit für die Künstler-Kollegen zu machen, stellt er zur Zeit einen Video-Blog mit kurzen Clips, Porträts und Seminaren auf die Beine. Dass in dieser Ideenflut die Gefahr lauert, sich zu verausgaben, weiß Kadée durchaus: „Wenn ich etwas Neues anfange, muss etwas anderes zumindest eine Zeitlang ruhen.“ Die Airbrush-Fantasy-Arbeiten sind in nächster Zeit erst einmal außen vor, denn auch das übernächste Projekt beschäftigt ihn bereits: „Ich mache ‚Kunst nach Maß‘. Zum Beispiel für die Schräge in der Dachwohnung oder für den superschmalen Streifen neben der Tür.“ Und auch die überübernächste Idee ist schon angedacht, wie Kadée berichtet: „Das Bild, das durch die Wand geht. Es fängt im Flur an, geht durch die Wand, kommt im Wohnzimmer wieder heraus und wird dort weitergeführt.“

www.kadee-net.de

www.fundus-artifex.de