Vincent Merz, Matthias Göbel und Uwe Horwath (von links). Foto: Rudel - Rudel

Das Esslinger Unternehmen Methodigy bietet ein digitales System an, das Juristen die Arbeit erleichtern soll. Für ihr Konzept hat die Firma den Gründerpreis der Sparkasse erhalten.

Esslingen Informatiker und Juristen haben bislang bei ihrer Arbeit in der Regel eher wenig miteinander zu tun. Die Firma Methodigy will das ändern. Sie lebt von der Zusammenführung von digitaler und juristischer Arbeit: Ihre neue Software soll Juristen das elektronische Bearbeiten von Akten ermöglichen. Dafür hat das junge Unternehmen den zweiten Platz beim Gründerpreis 2018 des Sparkassenverbands Baden-Württemberg erhalten.

Uwe Horwath und Vincent Merz kennen sich schon seit der Schulzeit. Zunächst schlugen sie unterschiedliche Wege ein: Horwath studierte Jura, Merz Informatik. Nach dem Studium arbeitete der eine als Rechtsanwalt, der andere als IT-Berater. Irgendwann merkte Horwath, dass seine Branche vom Metier seines Schulfreunds profitieren könnte. „Als Anwalt habe ich gesehen, dass es zwar Software gibt, mit der man juristische Dokumente verwalten kann, aber keine, die das Wissen darin greifbar macht.“ Genau das aber sei eigentlich der Kern juristischer Arbeit: Einer stellt eine Behauptung in den Raum, ein anderer antwortet darauf, dann gibt es Gutachten, Zeugenaussagen oder andere Anmerkungen, die stets Bezug aufeinander nehmen.

Bislang aber fehlte laut Horwath ein System, das diese Bezüge kenntlich macht: „Man musste immer in den Akten suchen.“ Das wollten der 37-Jährige und sein 36 Jahre alter Schulfreund ändern – schnell war auch Matthias Göbel (34) mit im Boot, ebenfalls IT-Berater und Kollege von Vincent Merz. Das Trio machte rasch Nägel mit Köpfen: Im Jahr 2012 mieteten die drei gemeinsame Räume an und begannen, ihr Projekt aufzubauen. Vorerst investierte jeder zweieinhalb Tage die Woche in das neue Vorhaben, die anderen 50 Prozent der Arbeitswoche widmeten sie sich ihrer angestammten Tätigkeit als Jurist oder IT-Berater. So konnten sie ihr Produkt in Ruhe entwickeln – und gleichzeitig immer wieder in der Praxis testen.

Angesichts dieser Vorgeschichte sehen sich die drei Geschäftsführer von Methodigy nicht wirklich als Start-up. Zwar sei das Unternehmen erst im November 2017 gegründet worden, doch durch die lange Vorarbeit habe man jetzt schon ein sehr reifes Produkt im Angebot, sagt Horwath. „Wir wollten Qualität herstellen, eine breite Basis und ein stabiles System, das man gut warten kann“, erklärt Merz. Der solide Grundbau solle Ausgangspunkt dafür sein, sich in verschiedene Richtungen weiterentwickeln zu können. Der Gründerpreis könnte ihnen helfen, Kunden von ihrem Produkt zu überzeugen, glauben die Geschäftsführer. „Schließlich hat eine hochkarätig besetzte Jury unsere Juristen-Software auf den zweiten Platz gewählt, obwohl es sich nicht um einen brancheninternen Preis gehandelt hat“, so Uwe Horwath. Das sei bei ihrem für Fachfremde vielleicht doch etwas abstrakten Produkt durchaus eine große Auszeichnung, findet er.

Juristen hingegen erschließe sich der Mehrwert ihrer Software oft schnell, wenn sie sich auf die elektronische Bearbeitung von Akten einließen, sagt Matthias Göbel. Besonders eigne sich das System für diejenigen, die sich in der täglichen Arbeit mit sehr komplexen Fällen beschäftigen – erfahrungsgemäß seien das vor allem Kanzleien, die sich mit Wirtschafts-, Insolvenz-, Erb- oder Patentrecht beschäftigen oder aber Arbeitsrechtler. Aber generell könne jeder Jurist ihr Produkt nutzen. „Wir haben ein System entwickelt, das es erlaubt, inhaltliche Verbindungen zu speichern“, erklärt Horwath. Es sei sofort zu erkennen, wenn es zu einer bestimmten Behauptung bereits Gutachten, Zeugenaussagen oder etwa ein Verfahren in zweiter Instanz gebe. „Das gibt es bisher nicht auf dem Anwaltsmarkt.“ Bislang seien diese Informationen und Verknüpfungen meist handschriftlich in der Akte vermerkt worden – oder hätten nur in den Köpfen der Juristen existiert.

Die drei Gründer von Methodigy blicken zuversichtlich in die Zukunft. „Irgendwann werden die Rechtsanwälte vor allem elektronisch mit den Gerichten kommunizieren müssen“, sagt Uwe Horwath. Er erwarte, dass ihr Tool dafür sehr stark nachgefragt werde. Da es ganz ohne Daten daher komme, sei es nicht nur für den deutschen, sondern auch für den internationalen Markt interessant – man habe bereits Kunden in anderen europäischen Ländern. Zudem würde Methodigy zukünftig gern enger mit der Esslinger Hochschule zusammenarbeiten: „Wir hoffen da auf Möglichkeiten im Bereich Automation“, sagt Horwath.

Gründerpreis

Der Gründerpreis Baden-Württemberg der Sparkassen-Finanzgruppe wurde in diesem Jahr zum 14. Mal verliehen. Die Sparkassen seien an einer starken regionalen Wirtschaft interessiert – und damit auch an Existenzgründern, erklärte Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg, bei der Preisverleihung. Fünf junge Unternehmen aus dem Land wurden mit dem Gründerpreis ausgezeichnet. Grundlage der Bewertung waren gut ausgearbeitete, plausible Business-Pläne.

Die Firma Methodigy belegte den zweiten Platz des Gründerpreises. Für die drei Geschäftsführer war die Platzierung eine Überraschung: Bis zur Preisverleihung wussten sie lediglich, dass sie zu den fünf Preisträgern gehören. Methodigy wurde Ende 2017 offiziell gegründet, doch schon seit 2012 entwickeln die drei Inhaber ihre Software.