Überlebensberater Johannes Warth verdeutlicht: Wenn im Betrieb Betrieb ist, sollte sich keiner beschweren, Stillstand wäre schlimmer. Foto: IKK/Uhrmann - IKK/Uhrmann

Veränderung im Betrieb klappt am besten, wenn man sich positiv dazu stellt. Das erklärte Motivationstrainer Johannes Warth etwa 200 Handwerkern im Wernauer Quadrium.

Wernau Veränderungen lösen bei den Betroffenen oft Ängste und Sorgen aus. Wenn aber Überlebensberater Johannes Warth vor fast 200 Handwerkern und Mittelständlern über Veränderungen im Betrieb spricht, dann entspannen sich die Mienen. Obwohl viel gelacht wird, schafft vermutlich mancher Ratschlag den Sprung vom unterhaltsamen Forum der Innungskrankenkasse (IKK) bis in den Firmen-Alltag.

Roland Schwarz, Regionalgeschäftsführer der IKK-classik, freute sich, dass viele Innungs-Obermeister den Weg zur Veranstaltung „Schreck lass nach! Veränderung im Betrieb“ ins Wernauer Quadrium gefunden hatten: Durch sie werde das Wissen gestreut. Beim Blick auf Veränderungen geht es der Krankenkasse auch um die Gesundheit ihre Mitglieder. Durch gezieltes betriebliches Gesundheitsmanagement könne man den Krankenstand um ein Viertel reduzieren, sagte Schwarz. Der Krankenstand scheint aber noch nicht die große Sorge der Betriebe zu sein, wie Moderator Volker Siegle per Handy-Umfrage im Saal ermittelte. Am meisten beschäftigt die Firmeninhaber die Suche nach Fachkräften. Aus der Mangelsituation folgt eine höhere Belastung der Mitarbeiter, was sich wiederum negativ auf das Betriebsklima auswirken kann – und irgendwann vermutlich auf die Gesundheit.

Stress als Frage der Sichtweise

Mehrbelastung, Stress und Gesundheit, da gibt es einen klaren Zusammenhang. Trainer Johannes Warth hat das bei seinem Vater gesehen, der an einem Herzinfarkt starb. Aber Stress sei eine Frage der Sichtweise. Es sei doch super, wenn in einem Betrieb wirklich Betrieb herrsche, sagt der Mann im roten Anzug und lässt dabei einen Ball auf einem Finger rotieren. Schlimmer wäre der Stillstand. Einfache Weisheiten mit einprägsamen Aktionen verbinden, das beherrscht der Mann aus Oberschwaben hervorragend. Doch im Gegensatz zu manchen Bühnen-Schaumschlägern wirken Warths Ratschläge nicht platt. Da schimmert Erfahrung durch, selbst wenn er den bruddelnden, sich krumm arbeitenden schwäbischen Handwerker parodistisch überzeichnet.

Wer jammernd durch den Betrieb laufe, brauche sich nicht zu wundern, wenn er keinen Nachwuchs finde, spricht Warth ein Problem vieler Handwerker an. „Was muss ich ändern, damit man gern bei mir arbeitet?“ Das sei die richtige Frage, sagt der „Ermutiger“. Er erzählt von einem Zimmermann, der eine Kletterwand installierte und so junge Leute neugierig machte. Mitarbeiter zu halten, sie bei „Fairänderungen“ mitzunehmen, sei das andere Mittel gegen die Personalnot. „Der Mensch muss wissen, warum er es tun soll“, verdeutlicht Warth, „Hol mal, mach mal – das reicht nicht.“

Die Kunden zu pflegen, auch in Zeiten des Booms, sei genauso so wichtig, sonst drehe der Kunde einem später die lange Nase. Mal den Blickwinkel ändern? Schadet nie. Deshalb müssen 200 Besucher aufstehen und im Saal von der Tür- auf die Fensterseite wechseln und umgekehrt.

Die richtige "Fairänderung"

„Fairänderung“ fängt für Wortakrobat Warth mit F wie Fundament und Fähigkeiten an: Was hab ich drauf? Auf welche Netzwerke kann ich bauen? Werte gehören ebenfalls zum Fundament, doch die soll man nicht verändern, rät der Trainer. A wie agieren bedeutet: Handeln, bevor es weh tut. Selbst die Richtung bestimmen, sagt Warth, legt ein Brett auf eine Rolle und balanciert. Er legt zwei Backsteine und das nächste Brett drauf, dann noch eine Lage. „Oben wird’s nicht einfacher“, lautet die Weisheit. Dann hüpft der 57-Jährige behende runter und meint: „Beim Aufstieg den Abstieg nicht aus den Augen verlieren.“

I wie Inspiration heißt, alle Ideen aufgreifen und prüfen. Und schließlich helfe R wie Ruhe bei Veränderungsprozessen mehr als hektisches Reagieren. Das erreiche man schnell, wenn man zwischendurch singe, meint der Optimist aus Oberschwaben, greift zum Akkordeon und lässt das Publikum beim Loblied auf die IKK mitrappen. Einen Ratschlag beherzen die Gäste anschließend bei einem Glas Bier oder Wasser sofort: Netzwerke bilden und pflegen.