Gitte Zschoch ist die neue Generalsekretärin des Instituts für Auslandsbeziehungen. Nachhaltigkeit und Verantwortung für das Ganze liegen ihr am Herzen.
Stuttgart - Für manch einen mag es auf den ersten Blick so aussehen wie ein kleiner Bruch in einem sehr polyglotten Lebenslauf. München, Seoul, Tokio, Johannesburg und Kinshasa waren die bisherigen Stationen von Gitte Zschoch. Und nun: Stuttgart. Beschauliche Metropole am Nesenbach anstelle von quirliger Megacity am anderen Ende der Welt. Doch das will die neue Generalsekretärin des Instituts für Auslandsbeziehungen (Ifa) so nicht stehen lassen. Stuttgart sei für sie die „interkulturellste Stadt in Deutschland“, sagt Gitte Zschoch.
Hang zu koreanischem Essen
Das liege nicht nur, aber doch schon auch ein bisschen an vorzüglichen koreanischen Restaurants, sagt die Frau, die fünf Jahre lang in der südkoreanischen Hauptstadt zu Hause war. Die dortige Kultur und die Art der Küche haben es ihr angetan. Zu der für Stuttgart so positiven Gesamteinschätzung tragen aber noch mehr die großen Firmen in und um die Landeshauptstadt bei, die seit den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts Menschen aus zahlreichen anderen Kulturbereichen beschäftigt haben. „Das wirkt sich positiv auf die DNA der Stadt aus“, hat die neue Ifa-Chefin schon in den ersten vier Wochen ihrer Amtszeit erkannt.
Ein Dreiklang der Finanzierung
Und nicht nur Stuttgart findet Gitte Zschoch „spannend“. Das Institut für Auslandsbeziehungen mit seinen beiden Standbeinen in Stuttgart und Berlin, mit seinen rund 200 Mitarbeitern und mit dem Dreiklang der Finanzierung und Förderung durch Stadt, Land und Auswärtigem Amt sei ein Alleinstellungsmerkmal. „Total spannend“, sagt die für fünf Jahre engagierte Chefin, die bisher für das Goethe-Institut in der halben Welt unterwegs gewesen ist.
Im Stuttgarter Stadtbild ist das Ifa am Charlottenplatz ein nicht wegdenkbarer Teil, ob all die Flaneure auf der benachbarten Königstraße über die Arbeit der Institution Bescheid wissen, ist eine andere Frage. „Kultur, Gesellschaft, Forschung“ versucht Gitte Zschoch die Kurzerklärung, „interkultureller Austausch weltweit, Projekte organisieren, die Menschen durch Kultur zusammenbringen.“ Begegnung geht nicht ohne Reisen, das ist in Zeiten von Flugscham und Klimakrise ein nicht immer leichtes Unterfangen. „Faire Kulturbeziehungen und Nachhaltigkeit“ will die neue Generalsekretärin daher mehr in den Fokus rücken.
Sich der Verantwortung stellen
Zum einen bedeutet dies, dass sich das Ifa seiner Verantwortung als Kulturorganisation bewusster werden soll und sich in den allgemeinen Diskurs einbringt. Zum anderen sind ganz konkrete Schritte möglich. „Längere Aufenthalte, die mehr in die Tiefe gehen“, sagt Zschoch – oder die Idee, Werke vor Ort entstehen zu lassen, anstelle von dem Konzept Ausstellungen zu verschiedenen Orten zu schicken. Und ganz nebenbei soll die eigene Verwaltung gut aufgestellt und für das digitale Leben gerüstet werden.
Nach Stuttgart, sagt Gitte Zschoch, habe sie bisher eigentlich keine besonders engen Beziehungen gehabt. Von einer nicht ganz unbedeutenden Ausnahme abgesehen: 1984 in Borna bei Leipzig geboren hat Zschoch die Schulkarriere in den neuen Bundesländern durchlebt. Der Verwaltungsaufbau in Sachsen erfolgte seinerzeit mithilfe des Partnerlands Baden-Württemberg, von dem habe man auch die Lehrpläne übernommen, berichtet Zschoch – Abijahrgang 2002.