Die rote Dose mit lebenswichtigen Infos soll immer in der Kühlschrank-Tür stehen, findet Albert Baier (Mitte). Unterstützt wird er von Silvia Müller, Heike Banzhaf, Andreas Hübsch, Sabine Hagenmüller und Dirk Müller (rechts) und Bürgermeister Matrohs. Foto: Rudel - Rudel

Wo bekommen Rettungsdienste wichtige Informationen über einen bewusstlosen Patienten her? In Deizisau wird künftig in vielen Haushalten die SOS-Rettungsdose im Kühlschrank stehen.

Deizisau Rettung aus der Dose, die im Kühlschrank steht? Im ersten Moment hört sich diese Idee mehr als kurios an. Doch Albert Baier aus Deizisau hat es geschafft, die örtlichen Rettungsdienste von seiner SOS-Dose zu überzeugen. „In jedem Haus findet man die Küche und den Kühlschrank intuitiv“, sagt der 72-jährige Rentner. In der auffälligen roten Dose finden die Helfer alle Daten, die in einem medizinischen Notfall wichtig sei könnten: Telefonnummern von Hausarzt und Angehörigen, Krankheiten und Medikamente, Notfallmappe und Patientenverfügung. Die Idee stammt vom Lions-Club Hanau, der die Dosen seit November 2014 vertreibt, derzeit aber die enorme Nachfrage nicht mehr bedienen kann und seinen Online-Shop einstweilen geschlossen hat.

Albert Baier, der früher Entwicklungsingenieur war, hat die Dose in der Deizisauer Inklusions-Initiative präsentiert und gleich einige Mitstreiter gefunden. Auch Bürgermeister Thomas Matrohs ist von der „schönen Idee“ angetan und freut sich, das sie am Sonntag beim ersten Deizisauer Seniorentag eine hervorragende Werbe-Plattform findet. Der Bürgermeister hatte auch das Begleitschreiben aufgesetzt, mit dem Baier bei Ärzten und Rettungsdiensten vorstellig wurde. Er habe sich zunächst gefragt, ob die Dose notwendig sei, wenn doch die Gesundheitskarte mit allen Informationen vorbereitet werde. Ärzte und Retter hätten ihm aber bestätigt, dass der Griff zur Dose schneller die nötigen Informationen liefere. Um die elektronische Karte auszulesen, müsse erst ein Rechner hochgefahren werden. Andreas Hübsch, Gruppenführer bei der Deizisauer Feuerwehr, spricht sich für die rote Dose aus: „Für uns ist es sehr wichtig, dass wir wissen, wo man die Information schnell findet.“

Ein Aufkleber an der Wohnungstür sind für die Rettungsdienste ein deutlicher Hinweis, dass sie im Kühlschrank fündig werden; auch an der Tür des Kühlschranks klebt das Symbol. Wichtigste Aufgabe für Baier war, die Rettungsstellen zu besuchen: Feuerwehr, DRK, Rettungsleitstellen. Baier: „Die müssen es wissen.“ In der Zehntscheuer und bei der Nachbarschaftshilfe half man ihm, den Werbe-Flyer zu entwerfen. Als Ausgabestellen hat er die Apotheke, die zwei Banken, die Zehntscheuer und die Krankenpflegestation gewonnen. Die bekommen eine größere Dose, in der drei SOS-Dosen vorrätig sind, und in die zwei Euro oder mehr als Spende eingeworfen werden können. So haben die Ausgabestellen wenig Arbeit mit der Dose.

Silvia Müller, Leiterin der Krankenplfegestation, vermutet, dass sie manchen alten Menschen beim Ausfüllen des Fragebogens helfen muss. Den Fragebogen findet Heike Banzhaf-Frasch, Chefin der Zehntscheuer, aus einem anderen Grund sinnvoll: Denn er könne eine Anregung sein, sich endlich um eine Patientenvollmacht zu kümmern. Und die Dose gehöre eigentlich auch in Wohnungen von jungen Menschen. Die könnten schließlich auch nicht reden, wenn sie ohnmächtig seien. 650 Dosen hat Baier zunächst in Hanau bestellt. Das Geld dafür hat er vorgestreckt, nachdem er vom drohenden Lieferengpass gehört hatte. „Da war die Monatsrente weg“, sagt er, aber das bedauert er nicht länger. Er denkt schon an eine Ausweitung des Projekts auf die Verbandsgemeinden Altbach und Plochingen.