Kleine Pille mit großen Folgen. Foto: imago/Le Pictorium/imago stock&people

Es sollte Patienten mit ADHS helfen und gilt heute als wirtschaftliche Lebensader Syriens. Was hinter dem ehemaligen Medikament steckt – die Hintergründe.

Ursprünglich ein Medikament – heute Schmuggelware: Captagon. Zollfahnder haben in den vergangenen Monaten die bislang größte in Deutschland gefundene Menge der Droge Captagon sichergestellt. Insgesamt seien 461 Kilogramm Tabletten im Wert von 64,5 Millionen US-Dollar gefunden worden, teilten die Zollfahndung Essen und die Staatsanwaltschaft Aachen am Donnerstag mit. Das entspricht rund 59 Millionen Euro.

Captagon: Vom Markt zum Schwarzmarkt

Vor 40 Jahren wurde Captagon als Medikament gegen das Aufmerskamkeits-Defizit-Syndrom (ADHS) eingesetzt, erklärt die Schweizer „Rotpunkt Apotheke“ auf ihrer Webseite. „Captagon gehört zu der Gruppe der Amphetamine und wurde 1961 vom deutschen Pharmakonzern Degussa auf den Markt gebracht“, heißt es weiter. Wegen schwerer Nebenwirkungen wie Depressionen, Halluzinationen und Angstzustände wurde es aber bereits 1986 wieder vom Markt genommen und verboten. „Seither wird Captagon nur noch illegal produziert und vertrieben.“

Die wichtigste Einkommensquelle Syriens

„Inzwischen gelten die Tabletten – vor allem in den arabischen Golfstaaten – als eine der meistkonsumierten synthetischen Drogen“, erklären die Pharmazeuten. Es werde heute größtenteils in Syrien produziert und als Rauschgift in andere Länder exportiert. Schätzungen zu Folge konsumieren rund 40 Prozent aller saudi-arabischen Männer zwischen 12 und 25 Jahre Captagon. Laut einem Bericht der neuen Züricher Zeitung deute „vieles darauf hin, dass Captagon heute Syriens wichtigstes Exportprodukt und eine zentrale Einkommensquelle für das Regime ist.