Die Pläne zum Ausbau des Knotenpunkts in Marbach wurden abgesegnet. Strittig ist, welche Lösung es für Radler und Fußgänger geben soll.
Eigentlich schaut man einem geschenkten Gaul ja nicht ins Maul. Was übertragen auf den anvisierten Ausbau der Oehlerkreuzung bedeutet, dass der Gemeinderat die zugleich vorgesehene Unterführung unter der Landesstraße am Neckar an und für sich hätte absegnen müssen. Schließlich hatte das Regierungspräsidium Stuttgart (RP) signalisiert, auch dafür die Kosten zu übernehmen – obgleich es sich bei der Untertunnelung für Radler und Fußgänger um einen Sonderwunsch aus der Schillerstadt gehandelt hatte. Trotzdem vertagte der Gemeinderat am Donnerstag die Entscheidung zur Unterführung – und brachte stattdessen einen anderen Lösungsvorschlag ins Spiel: eine Brücke über die L 1100.
Tunnel nicht direkt an der Kreuzung geplant
Das Umdenken rührte daher, dass einigen Räten die Verortung des Tunnels nicht schmeckte. Eine unterirdische Querung am Knotenpunkt selbst und damit mit direkter Anknüpfung zum viel genutzten Neckarsteg nach Benningen war keine realistische Alternative. Zu lang wäre der Tunnel hier gewesen, dazu hätte man das Leitungsgewirr beachten und vor allem den Kanal des verdolten Strenzelbachs verlegen müssen. Angedacht war die Unterführung deshalb grob auf Höhe des Bootshauses, also abgerückt von der stark belasteten Kreuzung, an der die Landes- auf die Bottwartalstraße trifft.
Fragezeichen hinter der Akzeptanz
Gegen diese Planung hatte sich Unmut in der Bürgerschaft geregt. Nicht zentral genug sei die Querung, war moniert worden. In eine ähnliche Richtung dachte nun auch ein Großteil der Räte. Die Frage sei, ob Radler und Fußgänger diesen Tunnel akzeptieren und den Umweg in Kauf nehmen würden, sagte Jochen Biesinger (CDU). Barbara Eßlinger (Grüne) prognostizierte zudem, dass speziell Frauen die Unterführung meiden würden. „Das ist ein dunkles Loch. Das ist nicht das, was wir wollen. Wir wollen eine Lösung, die die Stadt dem Neckar näher bringt, und zwar über der Erde“, betonte sie. Weil das im Kern bei der Mehrheit Konsens war, soll auf Antrag der Freien Wähler untersucht werden, ob eine Brücke über die Kreuzung gebaut werden könnte, was das kosten würde und inwieweit sich das mit dem Denkmalschutz vor der Altstadtkulisse vertragen würde. „Dazu fehlt eine Machbarkeitsstudie“, erklärte Martin Mistele (Freie Wähler).
Bürgermeister verweist auf einen Pferdefuß
Bürgermeister Jan Trost prophezeite aber, dass die Kosten für einen Steg an der Kommune hängen bleiben würden. Das Land habe nur für den Tunnel aufkommen wollen. „Aber die Brücke könnte doch preiswerter sein als eine Unterführung. Und dann könnte die Position keinen Bestand haben“, gab Hendrik Lüdke (Puls) zu bedenken. Diese Einschätzung bestätigt das RP. Eine Kostenübernahme durch das Land sei grundsätzlich auch bei einer Brücken-Variante möglich, teilt Sprecherin Andrea Panitz mit. „Ausschlaggebend ist dabei die Wirtschaftlichkeit der jeweiligen Variante, die es zu prüfen gilt“, erklärt sie.
Während die künftige Fußgängerführung also noch offen ist, gab das Gremium mehrheitlich grünes Licht für die Pläne zum Ausbau der Kreuzung selbst, bei dem vor allem zusätzliche Spuren den Verkehrsfluss verbessern sollen. Beschlossen wurde zudem, dass der Knotenpunkt dann wenigstens per Ampel definitiv auch oberirdisch von Fußgängern überwunden werden können muss.