Foto: dpa - dpa

Billigflieger, das Chaos am Himmel und Ökologie waren Themen, die die Mitglieder der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) beim Fachgespräch am Stuttgarter Flughafen bewegten. Stattssekretär Steffen Bilger und Flughafenchef Walter Schoefer diskutieren über Perspektiven des Flugverkehrs.

Leinfelden-EchterdingenHeftig kritisierte Hans-Georg Straub die Billigflüge, die auch in Stuttgart Reisende locken. Sein Sohn sei für 4,90 Euro in die Ferien geflogen, sagte der Teilnehmer beim Fachgespräch der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) im Kreis Esslingen. Bei diesem Preiskampf habe die Bahn keine Chance. Steffen Bilger, Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, und Flughafendirektor Walter Schoefer diskutierten mit der Gruppe über die Entwicklung des Luftverkehrs. Das Chaos am Himmel, das im vergangenen Sommer erhebliche Probleme bereitete, war dabei ein zentrales Thema.

In einem Fachvortrag skizzierte Flughafendirektor Walter Schoefer die Herausforderungen, vor denen der Flughafen steht. Zuvor hatte Johannes Schumm, Sprecher des Flughafens, die Gäste von der CDA über den Flughafen geführt und über die aktuellen Bauprojekte informiert. In der anschließenden Aussprache galt das Interesse der gut vorbereiteten Teilnehmer vor allem den aktuellen Entwicklungen in der Luftfahrtbranche.

Flughafendirektor Walter Schoefer relativierte Straubs Annahme, dass das Fliegen immer billiger werde. Das sei in der Regel nur der geringere Teil der Tickets, die eine Fluggesellschaft auf den Markt wirft. „Die Preise für das Fliegen steigen wieder an“, bestätigte Staatssekretär Bilger seine Beobachtung. Durch die Luftverkehrsabgabe leisteten die Passagiere einen weiteren Pflichtbeitrag. Von einer Regulierung der Flugpreise hält der Bundespolitiker dagegen nichts. Die Fluggesellschaften müssten wirtschaftlich kalkulieren.

Manfred Benedikter, der Kreisvorsitzende der CDA in Esslingen, verwies auf das Sterben von Airlines wie etwa der Germania. „Das betrifft vor allem die kleineren Flughäfen wie Friedrichshafen“, sagte Schoefer. Stuttgart habe die Pleite von Air Berlin gut kompensiert – zumal die britische Gesellschaft Easyjet als zweiter Anbieter eingestiegen sei. „Konkurrenz der Fluggesellschaften ist wichtig, denn das wirkt sich für die Passagiere positiv auf die Ticketpreise aus.“ Die Bekenntnis des Bundes zu den Regionalflughäfen wie eben Friedrichshafen bekräftigte Bilger. Sie hätten ein großes Einzugsgebiet. Diese Mobilität in Wohnortnähe brauchten gerade Geschäftsflieger: „Stuttgart kann da nicht alles abdecken.“

Bei der Führung und später im Fachgespräch kam auch das Chaos am Himmel zur Sprache, das im Sommer 2018 in ganz Europa für Verspätungen und Flugausfälle sorgte. Schoefer berichtete, dass auch er selbst in Spanien stundenlang am Flughafen festgesteckt sei, weil sich der Abflug verzögerte. „Es muss dringend etwas passieren, damit der Luftraum neu strukturiert wird.“ Weil immer mehr Flugzeuge unterwegs seien, müssten die Maschinen in unterschiedlichen Höhen fliegen. Die Kurzstreckenflüge würden immer tiefer gedrängt. Da verwies Schoefer auf den höheren Kerosinverbrauch ebenso wie auf schädliche Auswirkungen für die Umwelt. Da sei die Deutsche Flugsicherung gefordert, neue Strukturen zu finden und zügig umzusetzen. Es fehlen Fluglotsen.

Nach dem katastrophalen Sommer hat das Bundesverkehrsministerium einen Luftfahrtgipfel einberufen. Da saßen alle beteiligten Akteure aus der Luftfahrtbranche, der Flugsicherung und dem Bund an einem Tisch, um Strategien zu finden, wie eine solche Situation künftig verhindert werden kann (siehe Interview). Den Bund sieht er in der Pflicht, die Sicherheitskontrollen der Bundespolizei noch effektiver zu gestalten. Da gebe es im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern in Deutschland noch erhebliche Defizite.

Nikolai Klotzbücher, Kreisvorsitzender der CDA Göppingen, wollte von Walter Schoefer wissen, wie sich denn ein „harter Brexit“ auf das Streckennetz des Flughafens Stuttgart auswirken könnte. Ein solches Szenario kann sich Flughafendirektor Schoefer nicht vorstellen. Die Hauptstadt London sei ein attraktives Ziel für Touristen und unverzichtbar für Geschäftsflieger. Monica Wüllner, Kreisvorsitzende der CDA Stuttgart, wollte von Schoefer wissen, wie er zum Bau einer Filderauffahrt steht. Da verwies der Flughafenchef auf das Verkehrschaos, mit dem der Flughafen zu kämpfen habe. Denn wenn Passagiere zu spät zu ihren Fliegern kämen, schade das dem Flughafen. „Wenn eine Filderauffahrt den Verkehr in viel befahrenen Straßennetz der Filder entlasten würde, sind wir dafür.“ Schoefer hofft, durch den Filderbahnhof mehr Passagiere zum Umstieg vom Auto zu bewegen.