Die Höhle im Bauch der Alb, wo zwei Männer von Tauchern geborgen werden konnten. Foto: dpa/Marijan Murat - dpa/Marijan Murat

Der Höhlen-Guide aus Köngen hat den Notruf gesendet – im Höhlendrama in der Falkensteinhöhle

Köngen Großes Aufatmen, als zwei Männer aus der Falkensteiner Höhle gerettet worden sind. Trotz schlechter Wetterprognose waren sie ohne Taucherausrüstung tief ins Innere vorgedrungen. Der Wasserpegel stieg und stieg, sodass sie nicht mehr ohne Hilfe zurück zum Ausgang kommen konnten. Vor Ort war auch Jochen Hinz aus Köngen, ein Höhlen-Guide, der den beiden in der Höhle noch begegnete, allerdings nicht das Risiko einging, tiefer in die Höhle einzudringen. Wir haben ihn nach den Hintergründen seiner Entscheidung befragt.

Herr Hinz, Sie hatten an dem Tag auch eine Tour mit Gästen in der Falkensteiner Höhle. Weshalb ist es Ihnen besser ergangen als den beiden Geretteten?
Dass es viel Wasser in der Höhle gibt, wussten wir schon vor der Tour. Wir hatten an dem Tag zwei Touren mit sieben oder acht Gästen. Uns war klar, dass wir die Tour nicht so machen können wie geplant.

Wie haben Ihre Gästen reagiert, als sie hörten, dass es nicht das volle Programm gibt?
Einerseits waren sie traurig, aber sie reagierten sehr verständnisvoll.

Einer der beiden eingeschlossenen Männer war auch ein Höhlen-Guide, der sich ja eigentlich auskennen müsste – auch mit den Wetterverhältnissen. Muss er sich vorwerfen lassen, einen Fehler gemacht zu haben?
Das möchte ich an dieser Stelle nicht kommentieren. Aber „Kein Kommentar“ ist ja vielleicht auch schon Kommentar genug.

Nein, nicht wirklich...
Es hatte Gründe, warum wir unsere Tour abgebrochen haben. Wir sind für unsere Gäste verantwortlich.

Bei normalen Bedingungen: Ist die Falkensteiner Höhle schwierig? Braucht man eine besondere Konstitution, um eine solche Wanderung zu machen? Gibt es besondere enge Stellen?
Neulich lief ein Mann mit uns, der über 70 war. Enge ist auch kein Problem, jedenfalls nicht im vorderen Bereich.

Regen und Unwetter können viel verändern in einer Höhle, Wasser kann den Rückweg versperren. Ist Ihnen das auch schon mal passiert?
Nein, ich selbst habe das nie erlebt. Es ist wichtig, auf das Wetter zu achten.

Wie viele Touren machen Sie pro Jahr?
Im Schnitt eine pro Tag. Allerdings nur von Anfang April bis Ende September. In der anderen Hälfte des Jahres sind Höhlenwanderungen in Deutschland fast überall verboten.

Wegen des Wetters?
Nein, wegen der Fledermäuse. Sie halten Winderschlaf und stehen unter Naturschutz.

Passiert es Ihnen auch schon mal, dass Sie seitens Ihrer Gäste gedrängt werden, mehr Risiko zu gehen?
Bei den Touren vorgestern reagierten die Gäste verständnisvoll. Aber manchmal baut sich ein Sozialdruck auf, bei Firmenevents zum Beispiel. Es kann dann passieren, dass sich jemand überfordert fühlt, es aber nicht zugeben will. Dann ist es unsere Aufgabe, einzugreifen und zu sagen: So läuft das jetzt und nicht anders.

Ich glaube, ich würde mir die Höhle gerne mal ansehen – bei gutem Wetter.
Abgemacht. Das machen wir!

Das Interview führte Johannes M. Fischer