Mit weihnachtlich verpackten Kartons voller Geschenke werden bosnische Kinder von den Helfern bedacht. Foto:  

Seit 30 Jahren verteilt der Verein Foundation, der seinen Ursprung in Kornwestheim und Ludwigsburg hat, Hilfsgüter bedürftigen Menschen in Bosnien. Die meisten Ehrenamtlichen sind Jahr für Jahr aufs Neue im Einsatz.

Die Zahl der Arbeitslosen und die Kosten für den Lebensunterhalt sind hoch, die Gehälter niedrig: Vor allem in den ländlicheren Regionen Bosniens herrscht Armut. Schon seit 30 Jahren engagieren sich die Mitglieder des Vereins Foundation tatkräftig dafür, die Not der Menschen dort ein wenig zu lindern. Die nächste Hilfsaktion steht kurz bevor.

Manfred Gwinner aus Kornwestheim gehört zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, der aus einer Gruppe junger Christen unterschiedlicher Kirchen und Gemeinden hervorgegangen ist. „Damals waren wir alle 19 oder 20 Jahre alt“, erinnert sich Gwinner. Die jungen Leute, die vorwiegend aus Kornwestheim und Ludwigsburg stammten, wollten Anfang der 1990er-Jahre den Menschen in Ost- und Südosteuropa helfen. „Die Auflösung der Sowjetunion hat die humanitäre Hilfe erstmals ermöglicht“, erklärt der Kornwestheimer.

Bereits in den Kriegsjahren die Region besucht

Der Fokus der jungen Ehrenamtlichen richtete sich in den Anfangsjahren auf das damalige Jugoslawien. Mit Hilfslieferungen, die vor allem aus Lebensmitteln bestanden, machte sich ein Konvoi auf den Weg in die Region. Wegen der Balkankriege war die Not der Menschen groß. Es gab etliche Geflüchtete, die versorgt werden mussten. Schlecht ausgebaute Straßen und lange Wartezeiten an der Grenzen gehörten zu den Strapazen, die die Helfer aus Deutschland bewältigen mussten. „Damals war das Schengen-Abkommen noch nicht in Kraft“, sagt Manfred Gwinner, heute Zweiter Vorsitzender des Vereins.

In der Anfangszeit unternahmen die Helfer auch Touren nach Albanien und Rumänien. Seit 20 Jahren ist das Engagement allerdings auf Bosnien beschränkt. Das hat einen besonderen Grund: Der Verein Foundation legt Wert darauf, dass er in Armut lebende Menschen gezielt ansteuern und die Hilfsgüter persönlich verteilen kann. So gehen die Mitglieder sicher, dass die Hilfe dort ankommt, wo sie benötigt wird, und ein Verwaltungsapparat, anders als bei großen Institutionen, nicht einen Teil der Spendenmittel auffrisst. Ein gebürtiger Bosnier bereitet die Foundation-Hilfstouren vor. Er spricht mit Sozialämtern und den Vorstehern von Städten und Dörfern. So wissen die Ehrenamtlichen vorab genau, wo sie hinmüssen und wie viele Hilfsgüter benötigt werden.

Verein schätzt, dass die Bedürftigkeit sogar noch wächst

Vor dem Fall der Mauer war Manfred Gwinner noch nie in Osteuropa unterwegs gewesen. Das, was er Anfang der 1990er-Jahre dort zu sehen bekam, hat ihn erschüttert. „Vor meinen ersten Touren hätte ich eine solche Armut in Europa nicht vermutet“, gesteht er. Dass es Menschen gibt, die nur wenig zum Leben haben, daran hat sich in den vergangenen 30 Jahren wenig geändert. „Die wirtschaftliche Entwicklung in Bosnien ist katastrophal“, erklärt der 60-Jährige. Auch dort haben die Menschen jüngst mit deutlichen Preissteigerungen zu tun. Durch die Pandemie sind zudem einige Einkommensquellen weggebrochen. Wer keine Verwandte im Ausland hat, die Geld schicken können, muss kämpfen, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Manfred Gwinner beobachtet zudem, dass der Trend, dass junge Leute die dörflichen Gegenden verlassen, nicht abnimmt. Er hat daher wenig Hoffnung, dass sich die Situation der Menschen dort verbessern wird. „Die Bedürftigkeit, vor allem der Älteren, dürfte noch größer werden“, schätzt Gwinner.

Seit etlichen Jahren hat es sich etabliert, dass der Hilfskonvoi aus Deutschland in der Vorweihnachtszeit in Richtung Bosnien startet. Große Lastwagen fahren voraus. Dieses Mal geht es voraussichtlich am 8. Dezember los. Um die Bedürftigen an zentralen Ausgabestellen in den teils abgelegeneren Orten zu erreichen, müssen die Hilfsgüter in Bosnien auf kleinere Laster oder Sprinter verladen werden. Die Spenden aus Deutschland werden bei mehreren Stopps verteilt. „Meistens sind wir eine Woche unterwegs“, sagt Gwinner.

Zwei Arten von Hilfspaketen

Bewährt hat sich auch das Konzept, dass zwei Arten von Hilfslieferungen in Bosnien ausgegeben werden: Zum einen werden Pakete mit Grundnahrungsmitteln verteilt, die insbesondere haltbare Produkte wie Nudeln, Öl und Zucker beinhalten. Zum anderen werden an Schülerinnen und Schüler weihnachtlich verpackte Schuhkartons mit kleinen Geschenken verteilt. „Es ist schön zu sehen, wie die Kinder sehnsüchtig auf uns gewartet haben und sich über unseren Besuch freuen“, sagt der Kornwestheimer. Diesmal sollen 1500 Lebensmittel- und 3000 bis 4000 Schülerpakete ausgegeben werden.

Neben dem Engagement in Bosnien gehört seit dem Jahr 2002 ein weiteres Projekt zur Arbeit des Vereins Foundation: die Hilfe in Haiti. Koordiniert wird dieser Bereich von der Deutschen Anneliese Gutmann, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, die bereits 40 Jahre in dem Inselstaat lebt. Dort werden auf der Grundlage von Spenden aus Deutschland zwei Schulen unterstützt und der ärmere Teil der Bevölkerung mit Lebensmitteln versorgt.

Wie man die Helfer unterstützen kann

Kostenanstieg
 Aufgrund der Inflation rechnet der Verein Foundation mit steigenden Kosten für die Lebensmittel- und Schülerpakete. Für die Kartons mit Grundnahrungsmitteln wird derzeit mit bis zu 35 Euro pro Stück kalkuliert. Um die Hilfsgüter erneut zusammenzustellen und verteilen zu können, werden Spenden benötigt.

Spenden
 Bis Ende November nehmen die Ehrenamtlichen noch Geld für die diesjährige Aktion in Bosnien entgegen. In der Stadt Kornwestheim und im Umland koordiniert Manfred Gwinner das Sammeln der Spenden. Wer die Aktion finanziell unterstützen möchte, wird gebeten, sich direkt an ihn zu wenden. Detaillierte Auskünfte erteilt er nach Anfrage per E-Mail an die Adresse manfredgwinner@gmx.de.