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Hexen, Gespenster und Dinos am Start: Zu Halloween haben sich am Samstag viele Teilnehmer des Parkruns in Esslingen verkleidet.

EsslingenMorgendliche Spaziergänger reiben sich erstaunt die Augen: Allerhand skurrile Gestalten versammeln sich am herbstlichen Neckarufer – darunter auch ein orangefarbener Dinosaurier, der leichtfüßig ein paar Tanzschritte vollführt. In dem aufblasbaren Kostüm steckt Nigel Dawson, einer der Initiatoren des Esslinger Parkrun. Seit April findet hier jeden Samstagmorgen um neun Uhr ein Lauf über fünf Kilometer statt. „Jeder kann mitmachen, egal wie fit“, strahlt Organisator Christopher Greenaway, der sich anlässlich des „Halloween-Laufs“ mit einem schwarz-weißen Tiger-Kostüm in Schale geworfen hat.

Die Parkrun-Bewegung kommt aus England und hat sich mittlerweile über den ganzen Globus ausgebreitet. Dank der exzentrischen Ader der Briten wird zuweilen auch gern kostümiert gelaufen. So ist Greenaway bereits „beim Silvesterlauf in einer acht Kilogramm schweren Rüstung die Teck hinauf gelaufen“, wie er lachend berichtet. Im Vordergrund steht beim Parkrun nicht der Wettbewerb, sondern das Gemeinschaftserlebnis und der Spaß. Die Teilnahme ist kostenlos. Mittlerweile gibt es Parkruns in 22 Ländern; rund sechs Millionen Läuferinnen und Läufer sind registriert. In Esslingen sind samstags rund zwei Dutzend Laufbegeisterte am Start, viele kennen sich mittlerweile. Tobias Klüber etwa war schon einige Male mit dabei. Zusammenzulaufen sei unheimlich motivierend, findet er: „Da fällt es viel leichter, sich zu überwinden – und hinterher fühlt man sich toll.“

Passend zum Halloween-Lauf steigen an diesem Samstagmorgen ein paar Nebelschwaden aus dem Neckar auf, als sich die Truppe vor dem Start zu einem gemeinsamen Foto aufstellt. Dann geht es los. Im Gespenster- oder Hexen-Outfit, mit Vogelspinne im Haar, Besen in der Hand oder auch in ganz normalen Sportklamotten joggen die Parkrunner entlang des Neckars los. Schnell löst sich der Pulk auf: Manche lassen es gemütlich angehen, andere schlagen ein scharfes Tempo an.

Sympathisch am Parkrun ist, dass auch ungeübte Läuferinnen und Läufer ausdrücklich willkommen sind – und genauso enthusiastisch bejubelt werden wie die Cracks. „Egal wie alt, ob mit Hund oder Kinderwagen“, sagt Christopher. Man freue sich besonders über Leute, „die nicht sicher sind, ob sie durchhalten, und trotzdem kommen“.

Vom Parkplatz Zeppelinstraße aus wird ein Kilometer in Richtung Zell gelaufen, dann wieder in die Gegenrichtung bis zum Merkelpark und wieder retour bis zur Fußgängerbrücke. Dort sammeln sich nicht nur die Helferinnen und Helfer, die die Zeit nehmen, sondern auch alle, die den Lauf schon beendet haben. Die Stimmung ist aufgekratzt, mit Rasseln und Applaus werden alle bejubelt, die das Ziel erreichen, ob mehr oder weniger leichtfüßig. Schließlich trottet auch der Dinosaurier über die Ziellinie und lässt sich feiern. Doch aus dem Dino-Kopf schält sich ein erschöpfter Kämpe: Als Lauf-Kostüm müsse er das überdenken, stöhnt Nigel: „Da drin bekommt man keine Luft.“ Seine Frau Naomi sieht die positive Seite: „Zum ersten Mal bin ich schneller gelaufen als er“, lacht sie. Für den Halloween-Lauf hat sie extra schaurig dekorierte Schokoladen-Cupcakes gebacken, alle dürfen sich bedienen. Dabei wird in Kleingrüppchen geplauscht. Toll sei es, „dass jeder gegen seine eigene Bestzeit läuft“, sagt Martin Kaplan aus Reutlingen, der im Mumienkostüm angetreten ist. Die Zeiten und Platzierungen – aufgeschlüsselt nach Alter und Geschlecht – lassen sich nach dem Lauf im Internet abrufen. Mehrmals mit dabei war auch schon Kelly Noonan, diesmal ging sie in einer Art Gladiatorenkostüm an den Start. Der Parkrun sei eine ideale Ergänzung zu ihren anderen Sportarten, sagt die athletische 57-Jährige: „Ich bin in einem Drachenboot-Team und mache Gewichtheben.“

Nach dem Lauf noch gemeinsam einen Kaffee zu trinken, gehört für viele mit dazu. Einige Kinder im Tierpark Nymphaea staunen nicht schlecht, als das Grüppchen auftaucht: Nigel hat wieder sein Dinosaurierkostüm angelegt. Hoch zufrieden sind am Ende die Organisatoren des Esslinger Parkrun. Die Stimmung sei immer gut, „die Strecke am Neckarufer ist schön flach und es melden sich immer viele Helferinnen und Helfer“, lobt Débora Stork, die seit April mit dabei ist.

https://www.parkrun.com.de/neckaruferesslingen/