Der dänische Rückraumspieler Tobias Ellebaek im Testspiel von Frisch Auf in der vergangenen Woche gegen Tirol Handball, er gehört nicht zum EM-Kader. Foto: imago/Eibner

Die deutschen Handballer gehen als Außenseiter ins EM-Halbfinale gegen Dänemark. Wie schätzt der Däne Tobias Ellebaek von Frisch Auf Göppingen die Chancen ein? Wo könnte der Favorit verwundbar sein?

Tobias Ellebaek spielt seit 2020 für den Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen. Im Sommer kehrt der 31-jährige Rückraumspieler (drei Länderspiele/fünf Tore) in seine dänische Heimat zu Kif Kolding zurück. Wie blickt er auf das EM-Halbfinale Deutschland gegen Dänemark am Freitag (20.30 Uhr/ZDF) in Köln?

Herr Ellebaek, Dänemark und Deutschland haben ihre letzten Hauptrundenspiele jeweils verloren. Hat das irgendeine Auswirkung aufs Halbfinale?

Nein. Die Spiele waren für beide Teams sportlich bedeutungslos. Die Trainer schonten ihre Stammkräfte. Nikolaj Jacobsen ließ seine Topleute Mathias Gidsel, Simon Pytlick und Magnus Saugstrup sogar komplett draußen. Er wollte, dass sich keiner seiner Schlüsselspieler verletzt. Dennoch kenne ich Nikolaj gut genug, er wollte – genauso wie natürlich Alfred Gislason – mit Sicherheit auch das letzte Hauptrundenspiel nicht verlieren. Zumal für Dänemark damit eine lange Siegesserie zu Ende ging.

Wenn überhaupt, wo ist Dänemark verwundbar?

Wir haben schon eine Topmannschaft mit zwei Weltklasse-Torhütern und -Spielern, die ganz viel Tempo in der ersten und zweite Welle machen. Was mir bisher nicht ganz so gut gefallen hat, ist die Abwehr. Da passt die Abstimmung nicht immer, auch könnte es einen Tick aggressiver zur Sache gehen.

Hat Deutschland eine Chance?

Ja. In Köln, vor knapp 20 000 fanatischen Zuschauern, ist Deutschland für jeden Gegner gefährlich. Auch für Dänemark. Wenn Andreas Wolff heiß läuft und über sich hinauswächst, die Abwehr gut steht, der Rückzug stimmt und schnell nach vorne gespielt wird, dann gibt das ein offenes Match.

„Respekt vor Heymann“

Was trauen Sie Ihrem Frisch-Auf-Teamkollegen Sebastian Heymann zu?

Er hat gegen Ungarn ein super Spiel gemacht. Vier Würfe, vier Treffer, Assists gegeben, Siebenmeter herausgeholt. Ich habe mich gewundert, dass er nach der Halbzeit so wenig gespielt hat. Gegen Kroatien hatte er vor der Pause eine ganz starke Phase. Vor ihm haben meine Landsleute schon gehörigen Respekt. Sie werden offensiv auf ihn rausgehen, das gibt Räume für die Kreisläufer. Und da hat Deutschland mit Johannes Golla und Jannik Kohlbacher auch zwei richtig Gute.

Warum gibt es in Dänemark eigentlich so viele Tophandballer?

Es werden nicht weniger, es kommen auch schon wieder richtig gute nach (lacht). Wir haben wirklich sehr viele Talente. Die meisten Kinder in Dänemark spielen Handball, wir haben sehr gute Vereine, sehr gute Trainer, die sich früh um den Nachwuchs kümmern und ihn fördern. Zudem sind die Hallen – anders als in Deutschland – praktisch rund um die Uhr geöffnet. Da können die Kids in ihrer Freizeit immer rein und gemeinsam dem Ball nachjagen.

Wie geht’s am Freitag aus?

Es wird eng, aber Dänemark gewinnt knapp.