In der kommenden Saison ist Olaf Steinke nicht mehr Trainer des TSV Deizisau. Foto: Herbert Rudel - Herbert Rudel

Obwohl beide Seiten die Zusammenarbeit als gut bezeichnen, fällt früh die Entscheidung.

DeizisauWir sind mit Olaf Steinke zufrieden“, sagt Dennis Prinz vom Management des Handball-Württembergligisten TSV Deizisau. „Ich gehe davon aus, dass wir unsere sportlichen Ziele erfüllen, wenn nicht gar übererfüllen“, sagt Steinke. Dennoch gaben der Verein und der Trainer bekannt, nach zwei Jahren am Ende der laufenden Spielzeit getrennte Wege zu gehen. Der auslaufende Vertrag wird nicht verlängert.

„Die vergangene Saison und auch diese haben sehr viel Kraft gekostet“, erklärt Steinke, der die Mannschaft nach dem Abstieg aus der Baden-Württemberg Oberliga übernommen hatte. „Auch davor hatte der Verein extrem unruhige Jahre hinter sich.“ Und: „Es wird in der kommenden Runde nicht leichter.“ Wenn die angestrebte Qualifikation für die eingleisige Württembergliga gelingt, wofür der momentane fünfte Platz reichen würde, befände sich das Team in einer sportlich noch herausfordernden Situation. „Sich dann, wenn es nicht liefe, während der Saison zu trennen, wäre eine Katastrophe“, sagt der Coach. Schon jetzt sei der immense (Qualifikations-) Druck in der Liga zu spüren: „Die Saison frisst ihre Trainer. Das zeigt, wie viel Druck im Kessel ist.“

Prinz äußert sich ähnlich. „In den Gesprächen hat sich der Eindruck vermittelt, dass es in Bezug auf die kommende Runde vielleicht nicht mehr zu hundert Prozent passt“, erklärt der frühere Kreisläufer, „vielleicht würden wir Gefahr laufen, dass es dann zu Beginn der Saison nicht laufen könnte.“ Die Deizisauer sehen sich in diesem Punkt als gebrannte Kinder. Die Trennung vor zwei Jahren von Ralf und Andreas Rascher während der Saison habe „extrem viel Kraft gekostet und durcheinandergewirbelt. Dann lieber jetzt eine unpopuläre Entscheidung treffen, als vielleicht wieder in so eine Situation kommen“. Nach dem Motto: Lieber ein Ende ohne Schrecken.

„Es gab keinen Auslöser“

Wobei Prinz ebenso betont, dass es für die bevorstehende Trennung „keinen Auslöser gab, das ist ganz unspektakulär“. Er geht davon ausgeht, dass die Mannschaft die Saison unter Steinke erfolgreich zu Ende spielen wird. Auch der Trainer sagt: „Wir haben die schlimmste Phase der Saison mit Auswärtsspielen bei Top-Teams hinter uns. Ich bin professionell genug, um mit der Situation umzugehen.“

Auf der Trainerposition müssen sich die Deizisauer neu orientieren, erste Kandidaten wurden laut Prinz bereits kontaktiert. Im Kader jedoch will der Verein endlich Kontinuität: „Die meisten Spieler haben signalisiert, dass sie bleiben wollen.“ Auch wenn es dann nicht mehr seine Sache ist, ist aus Steinkes Worten hierzu ein Tipp herauszuhören. „Nach dem Abgang von Patrick Kleefeld fehlt uns in entscheidenden Situationen ein Leadertyp. Es wird den einen oder anderen Zugang brauchen.“

Während die Vereinsverantwortlichen auf Trainersuche sind, bereite sich Steinke mit der Mannschaft auf die nächsten Spiele vor. Am Sonntag (17 Uhr) kommt der Vorletzte HSG Fridingen/Mühlheim in die Hermann-Ertinger-Halle. Steinke: „Wir haben bis jetzt gut zusammengearbeitet, warum sollte das jetzt aufhören?“

Nussbaum kommt

Der TSV Deizisau hat auf den verletzungsbedingten Ausfall von Linkshänder Lukas Brunngräber reagiert und mit sofortiger Wirkung Jannik Nussbaum vom TV Plochingen verpflichtet. Nussbaum gehörte zum Drittligakader des TVP, kam aber vor allem für das zweite Team in der Bezirksklasse zum Einsatz.

Hier noch ein Kommentar zu dem Thema

Den Zeitpunkt früh zu wählen, wenn man die Zusammenarbeit zum Saisonende beenden möchte, ergibt Sinn. Daher haben die Handballer des TSV Deizisau und Trainer Olaf Steinke richtig gehandelt, die Trennung bereits jetzt zu verkünden. So können beide Seiten frühzeitig planen. Warum sich die Wege nach zwei Jahren überhaupt trennen, obwohl beide Seite betonen, wie gut die Zusammenarbeit sei, ist dagegen nicht ganz leicht nachzuvollziehen.


Nach dem Abstieg aus der Baden-Württemberg Oberliga im Sommer 2018 wollten die Deizisauer einen Umbruch und vor allem Kontinuität. Nun muss der Verein in der neu geschaffenen, eingleisigen Württembergliga – falls die Qualifikation gelingt – erneut einen Neuaufbau starten. Offensichtlich ist das Vertrauen, sich im dann sportlich noch schwereren Umfeld zu behaupten, nicht allzu groß – dagegen aber die Befürchtung, dass die Mannschaft in Abstiegsgefahr geraten könnte, woraufhin dann fast zwangsläufig eine Trainerdiskussion beginnen würde. Wie zum Beispiel kürzlich beim Ligakonkurrenten HSG Ostfildern geschehen, der Frank Ziehfreund während der zweiten Saison der – bis dahin offensichtlich guten – Zusammenarbeit beurlaubt hat.


So handeln die Deizisauer und ihr Trainer irgendwie aus Angst vor der eigenen Courage. Und müssen nun hoffen, dass die Mannschaft vor dem erneuten Trainerwechsel zumindest so gut dasteht, dass Steinkes Nachfolger kein allzu großes Abenteuer eingehen muss. Eine Eingewöhnungsphase benötigt es dennoch, davon kann auch Steinke aus seiner Anfangszeit in Deizisau berichten. Nun sollte der Verein den Neuen zumindest so schnell finden, dass die momentanen Spieler und potenziellen Zugänge wissen, was auf sie zukommt. Sonst wird der Neustart noch schwerer.