Die Narren sind los – Und feiern ausgelassen mit Fackelumzug und Fasnet-Party.
ES-Berkheim - Mit grimmigen Masken, feurigen Fackeln und einem klaren Ziel stürmen sie auf die Straße. Die Narren sind los – und übernehmen die Macht im Ort. Zumindest für diesen Abend. Das traditionsreiche Programm der Berkheimer Zünfte am „Schmotziga Dorschtig“ kann sich sehen lassen: Neben dem Fackelumzug gingen die Berkheimer Narren mit der lokalen Politik hart ins Gericht. „Zieger weg!“ skandierte die närrische Masse im Hasenheim des Kleintierzüchtervereins in Berkheim. Natürlich nur im Spaß.
Doch nicht nur der Oberbürgermeister bekam beim „Narrengericht“ scharfzüngige Worte an den Kopf geworfen. Die Karnevalisten holten zum Rundumschlag aus. Ob Straßenschäden, Ärger mit der Hallenbad-Situation oder Kritik an der örtlichen Nahversorgung: Die Narren machten vor nichts und niemandem halt. Auch die Eßlinger Zeitung bekam ihr Fett ab. So lamentierten die Fasnet-Fans, die EZ berichte über den Berkheimer Weihnachtsmarkt „kein einziges Wort, vielleicht ist’s zu nah und nicht weit genug fort“. Nach der karnevalistischen Kritik mit knitzem Humor kam die Gegenseite zu Wort: der Bürgerausschuss. Er lobte die positiven Entwicklungen der letzten Jahre, entschärfte den Tadel des Narrengerichts. Nostalgisch blicken die Berkheimer Narren auf die Jahre zurück, in denen noch das Rathaus gestürmt wurde. Oliver Ramsch, seit 1998 als „Flegga-Kaschber“ mit von der Partie, erinnert sich noch genau. Seit acht Jahren gibt es den „Rat der Narren“, wie das Zusammenkommen der verschiedenen Zünfte auch genannt wird. Der 37-jährige Oliver Ramsch erhofft sich mehr Unterstützung für Kaschber und Co. Vor allem die Bürokratie nerve, erschwere den Spaß.
Es klimpert, klirrt und klingelt ringsherum. Beim Vereins-Highlight des Jahres treffen sich Klein und Groß, Alt und Jung, Fasnet-Frischlinge und alte Hasen: Die Mischung im Vereinshaus könnte bunter nicht sein. Wölfe, Hexen, Geister, Waschweiber und fleckige Kaschber kamen beim jährlichen Höhepunkt des närrischen Treibens zusammen.
Marcel Ellinger, auch bekannt als „Berkwolf“, ist Medienbeauftragter für die „Flegga-Kaschber“ in Berkheim. Er ist seit 2011 aktiv, trägt sein Häs mit Stolz. Der 30-jährige hält die Vernetzung unter den Vereinen für wichtig. „So eine Veranstaltung hier gemeinsam auf die Beine zu stellen, das ist schon toll“, so Ellinger. „Das Zusammenkommen macht es aus. Gemeinsam Spaß haben, das ist das Wichtigste“, so fasst Stefan Leisterer seine Fasnet-Faszination zusammen. Der 22-jährige ist Mitglied bei den „Erlenwölfen“ und schon eine ganze Weile dabei. „Tradition und Moderne, zusammen feiern, das macht die Fasnet aus. Hier trifft sich Berkheim“, erzählt Daniel Hehn. Der 22-Jährige setzt die Vereins-Messlatte hoch: Der Ergotherapeut ist seit seiner Geburt 1993 im Verein der „Stoiriegel Goischter“. Er hat keinen einzigen Umzug verpasst. Zumindest nicht, dass er wüsste, meint er schmunzelnd.
Nachdem die „Zieger raus!“-Rufe zu Beginn noch lautstark und energisch vorgetragen wurden, halten sich die meisten Hästrager auf der Party bedeckt zu dem Thema. „Eine Politik für die Stadtmitte kann man nicht recht unterstützten, wenn man aus einem Stadtteil außerhalb kommt“, erklärt Hehn. Doch es ist Fasnet, nichts sei ernst gemeint, das „auf die Schippe nehmen“ sei Tradition, so Hehn. Bis in die späte Nacht feierten die Berkheimer Narren noch. Schon nach diesem Abend wächst die Vorfreude auf den nächsten „Schmodo“. Um es mit ihren Reimen zu halten: „Liebe Leut‘ seid ihr bereit, wir wollen feiern mit allen die Zeit. So schreit es raus und tut es kund. Die Fasnet in Berkheim, die ist gesund!“