Foto: EZ - EZ

Die Freien Wähler haben ihre Position als stärkste Fraktion im Ostfilderner Gemeinderat gefestigt. Die Grünen haben nach ihrem Wahlerfolg die CDU überholt.

OstfildernFreude bei den Freien Wählern in Ostfildern: Mit Joachim Dinkelacker haben sie nicht nur den Stimmenkönig in ihren Reihen. Der Allgemeinmediziner aus Kemnat sammelte 11 011 Stimmen. Die Fraktion hat zudem ihre Position als stärkste Kraft im Ostfilderner Gemeinderat gefestigt und erneut acht Sitze errungen. „Das war für mich auch das Ziel“, sagte Fraktionschef Theo Hartmann, der nach 35 Jahren im Gemeinderat dem neuen Gremium nicht mehr angehören wird. Er ist dankbar, „dass ich Teil eines so guten und motivierten Teams sein durfte“. Wer seinen Posten künftig einnehmen wird, ist noch nicht sicher, möglicherweise seine bisherige Stellvertreterin, die Lehrerin Petra Hönschel-Gehrung. Das werde man demnächst in der Fraktion entscheiden, so Hartmann. An Themen werde es in den kommenden Jahren nicht mangeln. Vor allem im Nellinger Schulzentrum müssten bald Entscheidungen getroffen werden, so der scheidende Fraktionschef. An erster Stelle stünden der Ersatzbau für die Sporthalle 1 und die Erweiterung der Gemeinschaftsschule. Außer Dinkelacker und Hönschel-Gehrung gehören Corina Raisch, Marcel Stick, Rolf Wieder und Carola Eisemann vom alten Team der Fraktion an. Neu gewählt wurden der Student und Landwirt Steffen Kaiser und der Radio- und Fernsehtechniker Andreas Nagel.

Die Grünen sind glücklich, dass sie mit sechs Mandatsträgern nun die zweitstärkste Fraktion stellen. „Das haben wir angestrebt“, sagt ihre Sprecherin Margarete Schick-Häberle. „Wir sind stark, auch in Ostfildern.“ Nun wolle man alles daran setzen, mehr grüne Themen auch im Gemeinderat umzusetzen. Dazu zählten Konzepte für eine moderne Mobilität, aber auch Klimaschutz auf lokaler Ebene und Fragen des sozialen Zusammenhalts. Wiedergewählt wurden neben Schick-Häberle Sonja Abele, Oliver Werner und Jürgen Kleih. Es gibt aber auch zwei neue Gesichter bei den Grünen: den 22-jährigen Altenpfleger Kai Schubert und die Biologin Gabriele Klumpp.

Bei der CDU ist Wundenlecken angesagt. Mit einem Stimmenanteil von 18,2 Prozent (2014: 24,6) sind die Christdemokraten auf die 3. Position abgerutscht und haben nur noch fünf Sitze, statt bislang sechs, im Gemeinderat. „Das Ergebnis überrascht mich nicht“, sagt Fraktionschef Norbert Simianer im Blick auf die allgemeine politische Stimmungslage und die Probleme seiner Partei. „So ist Demokratie. Einmal geht es hoch, dann wieder runter.“ Das schlechte Abschneiden seiner Fraktion führt Simianer in erster Linie auf bundes- und landespolitische Einflüsse zurück. Verabschiedet aus der Fraktion hat sich nach 44 Jahren Konrad Rückle. Elfi Kolm, die frühere Fraktionschefin, ist nicht mehr gewählt worden. Dagegen gehören Axel Deutsch und Margitta Sachs wie bisher dem Gremium an. Neu in den Reihen der CDU sind der Polizeibeamte Uwe Stahlmann und die Ministerialrätin Pamela Sichel.

Sehr enttäuscht zeigt sich Fraktionschef Werner Schmidt über das schlechte Abschneiden seiner SPD. Sie verliert mit ihren mageren 18,2 Prozent (2014 waren es 20,8 Prozent) einen ihrer bislang fünf Sitze. Völlig unverständlich ist für Schmidt, „dass wir gegenüber den Grünen so runterfallen. Ich weiß nicht, weshalb wir so abgestraft werden.“ Aber vermutlich liege das an den großen Problemen der SPD auf Bundesebene. Schmidts Stellvertreterin Stefanie Sekler-Dengler wurde mit den zweitmeisten Stimmen der Fraktion erneut gewählt. Neu in den Reihen der Sozialdemokraten, bei denen sich Silvia Eisinger und Frank Distel nach langer Zugehörigkeit freiwillig verabschiedet haben, ist die Richterin Martina Sandhorst-Schäfer. Vierter im Bunde ist der wiedergewählte SPD-Ortsvereinschef Thomas Hüsson-Berenz.

Von der FDP-Liste schaffte Reinhart Sauer als Parteiloser wiederum den Sprung in den Gemeinderat. Doch wird der Anwalt künftig kein Einzelkämpfer mehr sein, denn mit dem Ingenieur Gert Hohenberger, der FDP-Mitglied ist, hat Sauer aufgrund des Zuwachses von 3,1 auf 6,1 Prozent einen Mitstreiter an seine Seite bekommen. „Wir hatten sogar auf einen dritten Sitz gehofft, dann hätten wir Fraktionsstärke gehabt“, so Sauer. Er will weiter kämpfen für mehr Bürgernähe, eine schlanke Verwaltung, eine Begrenzung der Schulden und kostenfreie Kitas.

Zufrieden mit ihrem Abschneiden ist auch Jutta Zwaschka, der knapp 2700 Stimmen reichten, um ihr Mandat als Einzelstadträtin der Linken zu verteidigen. Die Ärztin, die nach einem Streit mit den Grünen zur Partei Die Linke gewechselt war, will für mehr bezahlbaren Wohnraum, aktiven Umweltschutz und eine bessere Förderung des Radverkehrs in Ostfildern streiten.

Das Wahlergebnis: Freie Wähler 32,6 Prozent (2014: 30,2), Grüne 24,8 Prozent (21,3), CDU 18,2 Prozent (24,6), SPD 14,2 Prozent (20,8), FDP 6,1 Prozent (3,1), Linke 4,2 Prozent. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,5 Prozent (48,6).