Die Camerata Viva aus Tübingen bereitete den Boden für die Prüflinge der Hochschule für Kirchenmusik optimal. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Zu einem Gesprächskonzert luden Studierende der Hochschule für Kirchenmusik in die Plochinger Stadtkirche ein. Dabei öffnete die Tübinger Camerate Viva Ohren und Herzen für die Musik Wolfgang Amadeus Mozarts.

PlochingenSeit Dirigenten wie Helmuth Rilling, Leonard Bernstein und Gerd Albrecht weiß man zu schätzen, dass Gesprächskonzerte nicht nur das Verständnis für Kunst wecken, sondern auch den Boden für ein zu Herzen gehendes Musikerlebnis bereiten können. So geschah es im Konzert in der Plochinger Stadtkirche, das gleichzeitig Prüfung für Studenten der Hochschule für Kirchenmusik in Tübingen war. Die Dozenten, Professor Manfred Schreier und Hannes Reich, waren wie geschaffen dafür, ihre Zuhörer für die ausgewählten berühmten Werke Mozarts zu begeistern: die Ouvertüre zu Don Giovanni und die Jupiter-Sinfonie.

Mit der Tübinger Camerata Viva (Konzertmeister: Georg Eckle) trat ein vorzügliches, erfahrenes Orchester auf, das zupackend die Tempi aufnahm, markant große Linien ausspielte und auf deutliche Artikulation und klare dynamische Wechsel Wert legte. So war für die Studenten, die am Pult standen (in der Einführungsphase: Lennart Faustmann, Susanne Wolpold, Florian Lorenz und Ferdinand Ehni), der Boden optimal bereitet. Mit unnachahmlicher Lebendigkeit und spürbarer Begeisterung zogen die beiden Moderatoren ihre Zuhörer in ihren Bann, erzählend, spielend, tanzend (leider nur in der Vorstellung) und singend – auch zusammen mit Publikum und Orchester. Neugierig und voller Vorfreude war man danach bereit, zu erleben und zu genießen, welche genialen kompositorischen Einfälle zu erwarten waren und welche „Geschichten“ Mozart in seiner Musik erzählt.

Im zweiten Konzertteil hörte man dann die Werke ohne Unterbrechung; zwischen den Sätzen wechselten die dirigierenden Examenskandidaten, die ihren Teil jeweils auch mit dem Orchester einstudiert hatten. Mit einem ziemlich forschen Tempo stieg Saskia Mayerhöfer in den ersten Satz der Jupitersinfonie ein, gab aber dann erfreulicherweise nach und machte das Spiel des Orchesters dadurch deutlich agiler. Der gesangliche zweite Satz strömte trotz des durchgehenden Achtelschlags (Lisa Bork) in großer Ruhe und Gelassenheit; sicher wäre ihr das Orchester auch gefolgt, wenn sie die Übergänge stärker moduliert hätte. Ganztaktik lenkte Mathis Hilsenbeck durch das Menuett, das trotz seiner verhaltenen Gestik erstaunlichen Drive aufnahm. Und Ferdinand Ehni schloss mit großem Schwung die Sinfonie, indem er, wo es ging, die vorwärtsdrängenden Auftaktelemente kraftvoll heraushob. Bei der abschließenden, hochdramatischen Ouvertüre zur Oper Don Giovanni kommunizierte Michael Dan, auswendig dirigierend, intensiv mit allen Orchestergruppen: Da sprang der Funke auf Musiker und Publikum über. Das Urteil der Zuhörer: So schön kann Examen sein.