Oberbürgermeister Christoph Traub und Wolfgang Pascher (von links) freuen sich auf ihr deftiges Essen. Foto: Bail - Bail

Zum 32. Sielminger Griebenwurstvesper kamen 200 Bürger in die Filderstädter Gemeindehalle. Neben 100 Kilo Sauerkraut wurde den Gästen gereimte Kritik an der Politik aufgetischt.

FilderstadtDie Stadt Filderstadt und die Arbeitsgemeinschaft Sielminger Vereine (Arge) haben zum traditionellen Sielminger Griebenwurstvesper am Schmotzigen Dunschtig eingeladen und wie gewohnt „volles Haus“ vermeldet. Zur 32. Auflage strömten etwa 200 Bürger in die Gemeindehalle. Die Gemeinschaft an den langen Tischreihen hat zum Ziel, Kommunikation und Kontakt zu fördern, erklärte der Arge-Vorsitzende, Wolfgang Pascher.

Der kernige Duft verbreitete sich schon weit vor der Gemeindehalle. Nicht nur alteingesessene Sielminger kamen, sondern auch die Bundestagsabgeordneten Nils Schmid (SPD) und Matthias Gastel (Grüne), Gäste aus Verwaltung und Gemeinderat sowie Kirchenvertreter. 100 Kilo Sauerkraut der Firma Eugen Briem aus Bernhausen verarbeiteten Jürgen Grimminger und Sohn Patrick aus der Gaststätte Emerland. Auch das hat lange Tradition. Grimmingers Vater und Paul Schurr, Ehrenvorsitzender und Gründer der Arge, hatten gemeinsam die zündende Idee für das Griebenwurstvesper. Serviert wurde das deftige Essen von der Narrenzunft Belzebuaba. 220 Paar Leber- und Griebenwürste, „grüner Bauch“ und eine kalte Vesperplatte samt Brot sorgten dafür, dass keiner hungrig den Saal verlassen musste. Der dazu ausgeschenkte Most sorgte zusätzlich für Stimmung und dafür, Paschers Rat zu befolgen: „Sprechen sie die Menschen an. Spätestens nach dem Essen beißt keiner mehr.“ Nach dem Essen gab es ein Schnäpschen zur Verdauung.

Oberbürgermeister Christoph Traub und Wolfgang Pascher eröffneten die Veranstaltung. Vorab gab es einen kleinen Essens-Knigge vom Rathauschef: Wer noch nie lauwarme Leber- und Griebenwurst gegessen habe, solle vorsichtshalber durch Zuschauen beim Nebensitzer hospitieren, ehe durch unsachgemäße Handhabung mit der Gabel der Speiseplan auf Hemd oder Bluse ablesbar wird. Begleitet wurde der Tipp durch eine deftige Adaption von Goethes Ballade „Erlkönig“. Traub und Pascher ließen nicht den Vater mit seinem Sohn durch die stürmische Nacht reiten. Sie „sangen“ vielmehr ein Loblied auf „das große Dinieren“: „Was riecht so gut durch Nacht und Wind, ich glaub‘, es ist ne Griebenwurst ganz ohne Rind‘“.

Sie waren allerdings nicht die einzigen, die eine Hymne auf Speis und Trank hielten. Gretel Haug vom Sängerbund frohlockte in ihrer Büttenrede: „Moscht, mei Troscht“. Zuvor ließ sie das Heimatfest im vergangenen Jahr Revue passieren und sprach von „a Haufa Miese, die g’macht wurden beim Fescht“. Auch die wenig geschulten Helfer seien ein Ärgernis gewesen. Überhaupt hätte der alte Platz nicht verkauft werden dürfen, wegen zehn Parkplätzen bei der Wielandschule. Die Pläne des OB zum Straßenausbau bezeichnete sie als „Kuddelmuddel“. Gereimte Kritik übte sie am Leerstand der Läden und die Verkehrsberuhigung in Bernhausen. Dabei brauchten die Sielminger eine Untertunnelung oder eine Umfahrung.

Als Heilsarmee-Damen verkleidet, sagten die Sängerbund-Mitglieder anschließend dem Alkohol musikalisch den Kampf an und leerten eins ums andere Fläschchen, das sie vorsorglich in Apotheken-Täschchen mitgebracht hatten. Dafür gab es donnernden Applaus wie auch für weitere Darbietungen der Vereine. Wer noch nie einen Tatzelwurm hatte tanzen sehen, wusste nach der Aufführung des Schweizer Tanzes, wie anmutig sich so ein Tier bewegen kann, wenn es vom Nachwuchs der Landjugend präsentiert wird. Der Akkordeon- und Handharmonika-Club (AHC) und der Musikverein spielten und die Karateabteilung des TSV demonstrierte ihre Schlagkraft. Elke König zeigte fotografische Heimatfest-Impressionen.