Trotz der Corona-Pandemie entwickelt die lokale Gastro-Szene spannende und neue Ideen. Wir haben uns umgesehen, wie es den Neugründungen in der Stadt geht.
Esslingen - Wie geht es eigentlich den Neugründungen in der Stadt? Wir haben uns mal umgesehen.
Theatercafé: Trotz Pandemie-Krise sind Yuri-Philip Kuch und sein Team mit dem Theatercafé durchgestartet. „Wir sind von zwölf auf drei Leute geschrumpft und haben uns mit Brotbacken über Wasser gehalten“, berichtet der Koch, der zusammen mit Freunden vor gut zwei Jahren in den Stuttgarter Königsbaupassagen das viel beachtete Kaufhaus Mitte, einen Concept Store für lokale und regionale Produkte gegründet hat. „Irgendwann sagte meine Frau: Lass uns raus in eine der Vorstädte gehen – und so sind wir in Esslingen gelandet“, erklärt der Gastronom, der sich seine Meriten am Herd nicht nur im Stuttgarter Hotel am Schlossgarten, sondern auch in Tokio, in der Schweiz und in Mexiko verdient hat. Die Küche Mexikos und Perus bietet die Zutaten, die Kuch nun in Esslingen zu einem eher ungewöhnlichen Speisenangebot vermengt. Salate mit exotischen Zutaten und peruanische Kartoffelteigtaschen gehören beispielsweise dazu. „So etwas gibt es sonst nirgends“, behauptet Kuch, der außerdem ohne feste Öffnungszeiten auskommen will. „Am Wochenende haben wir meist geschlossen, dafür kochen wir sonst auch noch spät am Abend, wenn Gäste da sind.“ Dass seine Küche genauso lang warmes Essen anbietet wie im traditionellen Vorgängerbetrieb von Athina Reizi sei aber Zufall.
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Fräulein Margot: Die Corona-Regelungen haben Svenja und Miriam Bay nur ab-, aber nicht ausbremsen können. Das Schwesternpaar hat wegen der Pandemie sein Café Fräulein Margot im Unteren Metzgerbach erst im Mai eröffnen können, doch seither laufe es besser als erwartet. So gut, dass die beiden Jungunternehmerinnen seit Anfang August ihre Öffnungszeiten erweitert haben und endlich auch Frühstück anbieten können. Schon wieder ein Frühstückslokal? Ja, dafür gebe es weiterhin Bedarf, beteuert das Gastroduo, zumal sie im Fräulein Margot Pancakes in allen Variationen anböten, also auch vegan. Und weil Svenja Bay, die Konditorin im Team, ständig frische Kuchen in den Backofen schiebe, Brot und herzhaft belegte Dinnede backe und eigenes Birchermüsli ansetze, biete die Karte fast ausschließlich lokale und selbst gemachte Leckereien. Es sei übrigens gar nicht so einfach gewesen, ein geeignetes Lokal in Esslingen zu finden. Wie die Schwestern berichten, haben sie eineinhalb Jahre lang den Markt beobachtet. Als der griechische Vorgänger im Gebäude „Goldene Biene“ im Unteren Metzgerbach aufhörte und das Lokal von Grund auf saniert wurde, wandten sie sich an den Vermieter – mit den bekannten Folgen. Und weil in dem denkmalgeschützten Gebäude dicke Mauern vor der Sommerhitze schützten, machen sich die beiden Schwestern keine Sorgen um ein mögliches Sommerloch. Im Gegenteil: statt Kuchen griffen die Gäste jetzt verstärkt zu Eislatte, Eiskaffee und der hausgemachten Limonade oder testeten das hausgemachte Eissandwich.
Park Consul: Zugegeben, die Außengastronomie ist im Hotel Park Consul nicht wirklich neu. Geändert hat sich allerdings die Ausrichtung: Während sich bisher auch das Angebot auf der Terrasse der Brasserie Saison vor allem an Hotelgäste wandte, wollen die Anbieter nun verstärkt das lokale Publikum ansprechen. „Wir haben Biertischgarnituren aufgestellt und bieten mehr schwäbisch-rustikale und preiswerte Gerichte an“, beschreibt Tina Wöhrle das veränderte Konzept. Die Leiterin von Verkauf und Marketing im Hotel Park Consul bezeichnet das Speisenangebot, das von der Maultaschensuppe über Vesper bis zum Pulled Pork Burger reicht, als gastronomische Alternative auch für Einheimische. Bewirtet wird auch weiterhin auf der aussichtsträchtigen Dachterrasse des Hotels, momentan allerdings nur an den Freitag- und Samstagabenden. Neben kühlen Drinks, Wein und Sekt können dort wegen der Corona-Auflagen allerdings nur Pizzen und Salate serviert werden, berichtet Wöhrle.