Quelle: Unbekannt

Von Michael Paproth

Die Bahnhofstraße in Esslingen hat einiges zu bieten. Döner beispielsweise und Currywurst, Eis und Espresso, Spielsachen, ein Friseurgeschäft, einen Computerladen, ein großes Warenhaus und eine große Baustelle. Außerdem gibt es an der Kreuzung zur Martinstraße gleich drei Möglichkeiten zum Kaffeetrinken. Der Vergleich zeigt eine wilde Preisgestaltung. Der günstigste von drei Anbietern will für eine kleine Tasse Einsfünfunddreißig, es folgen Einsfünfzig und Einsneunzig.

Gut besucht ist oft der teuerste Anbieter, was zeigt: Beim Kaffee ist der Verbraucher offenbar nicht preissensibel. Dafür ist er ziemlich lärmsensibel - von der nahe gelegenen Großbaustelle der Kreissparkasse schallt nerviger Baulärm herüber. Und den Durchgangsverkehr an diesem schönen Morgen kann man durchaus rege nennen. Der riesige Lastwagen, der soeben von dannen fährt, muss mindestens ein Gigaliner sein.

Derweil löst ein tüchtiger Mitarbeiter des Esslinger Grünflächenamtes mit dem Akkuschrauber Muttern von Gewindestangen, die Blumentröge am Boden fixieren. Vor dem Marktplatzturnier und wegen des Zwiebelfestes muss bekanntlich der Wochenmarkt in die Bahnhofstraße umziehen, was der tiefere Grund für die lautstarke städtische Schraubaktion ist.

Bei der Schallkulisse aber macht Kaffeetrinken wenig Freude, mag dieser billig oder teuer sein. Was empfiehlt der Lärmwirkungsforscher (ja, den gibt es wirklich)? Der Verstand muss Lärmquellen „umbewerten“, und kann so dem Unbehagen ein Schnippchen schlagen. Also: Baulärm muss sein, weil das Haus gebaut werden will. Und Tröge müssen weg, weil die Marktbeschicker Platz brauchen. Ist doch alles ganz einfach!