Ein Jahr nach seiner schweren Knöchelverletzung dreht Alexander Zverev bei den French Open immer mehr auf. Souverän erreicht der Olympiasieger das Viertelfinale - und darf auf Größeres hoffen.
Kurz schrie Alexander Zverev seine Freude heraus und bedankte sich mit einigen Worten auf Französisch beim jubelnden Publikum. Mit einem dominanten Auftritt erreichte der Tennis-Olympiasieger bei den French Open zum fünften Mal das Viertelfinale und darf immer mehr auf einen großen Coup hoffen. Der 26-Jährige bezwang am Montag den Bulgaren Grigor Dimitrow im Achtelfinale souverän in 2:17 Stunden mit 6:1, 6:4, 6:3.
„Das ist großartig, ich bin extrem glücklich, wie ich gespielt habe. Wieder zurück im Viertelfinale zu sein, ist unglaublich für mich“, schwärmte Zverev. „Das hätte ich nicht erwartet, dass es so glatt in drei Sätzen geht. Das lag an Sascha, der sehr gut angefangen hat, aber auch an Dimitrow, der uns enttäuscht hat“, sagte Eurosport-Experte Boris Becker.
Zverev phasenweise mit Problemen
Nur im zweiten Satz hatte Zverev phasenweise Probleme, kämpfte sich aber auch nach verlorenem eigenen Aufschlag wieder zurück. Zum dritten Mal nacheinander spielte der Hamburger unter Flutlicht im größten Stadion des Stade Roland Garros - und durfte zum dritten Mal jubeln. Damit steht Zverev beim Sandplatzklassiker in Paris das dritte Jahr in Serie unter den besten Acht.
Nur ein Jahr nach seiner schweren Knöchelverletzung im Halbfinale gegen Rafael Nadal an gleicher Stelle bietet sich für Zverev nun auf dem Court Philippe-Chatrier eine ganz große Chance auf das zweite Grand-Slam-Endspiel seiner Karriere. Auch in das nächste Duell mit dem Argentinier Tomas Martin Etcheverry geht Zverev als Favorit.
Nach dem Aus des Weltranglisten-Zweiten Daniil Medwedew und Jannik Sinner fehlen in der unteren Hälfte des Tableaus mehrere Titelanwärter. In einem möglichen Halbfinale könnte Zverev auf den norwegischen Vorjahresfinalisten Casper Ruud oder Youngster Holger Rune aus Dänemark treffen.
Dimitrow mit Konzentrationsproblemen
Zverev startete fokussiert, Dimitrow offenbarte direkt zu Beginn eklatante Konzentrationsprobleme. Gleich drei Doppelfehler unterliefen dem Bulgaren in seinen ersten beiden Aufschlagspielen. Eiskalt nutzte Zverev die Patzer, machte mit einer krachenden Vorhand die Linie entlang das zweite Break zum 3:0 perfekt.
Auch weiter spielte der frühere Weltranglisten-Zweite konzentriert auf, machte mehrere Punkte mit fein gesetzten Stopbällen. Da auch der Aufschlag im Gegensatz zum Drittrundensieg über den Amerikaner Frances Tiafoe zunächst noch sicher kam, freute sich Zverev ohne die ganz großen Emotionen mit geballter Faust nach nur 30 Minuten über den Gewinn des ersten Satzes.
Von der Tribüne stimmte eine Blaskapelle Fanfaren an - Dimitrow wachte langsam auf, stabilisierte sich, Zverev produzierte immer mehr unnötige Fehler. Zunächst wehrte der Hamburger die ersten beiden Breakbälle des Gegners beim Stand von 1:1 ab. Doch Nummer drei nutzte der Bulgare zum 2:3 aus Sicht von Zverev.
Zverev unbeeindruckt von Rufen
Die Ränge des Court Philippe-Chatrier füllten sich zusehends, das Publikum schlug sich zunächst auf die Seiten des hinten liegenden Dimitrow. Zverev ließ sich von den „Grigor, Grigor“-Rufen nicht beirren, nahm seinem Gegner den Aufschlag zu null ab. Insgesamt 14 Punkte holte der Deutsche in Serie. Vier Satzbälle ließ Zverev ungenutzt - beim vierten segelte eine Rückhand von Dimitrow ins Netz - 6:4.
In den ersten beiden Aufschlagspielen des dritten Durchgangs wehrte Zverev insgesamt sieben Breakbälle ab. Auch eine Windböe, die mächtig Sand aufwirbelte, brachte ihn nicht aus dem Konzept. Dimitrow war emotional angeknackst, kassierte sofort das Break. Nach 3:0-Führung kassierte Zverev nochmal das 3:3 - und brachte den Sieg doch ungefährdet nach Hause.