Bürgerbusse gibt es inzwischen vielerorts – vielleicht demnächst auch im Esslinger Norden. Foto: dpa - dpa

Der Esslinger Norden bietet gute Einkaufsmöglichkeiten. Doch gerade älteren Menschen, die nicht mehr so mobil sind, fällt der Weg zu den Geschäften oft schwer.

EsslingenVielerorts gehören sie schon lange ganz selbstverständlich dazu: Bürgerbusse machen Menschen, die keinen eigenen Wagen haben oder sich nicht mehr selbst ans Steuer setzen können, wieder mobil. Und so ganz nebenbei können sie helfen, den Individualverkehr ein wenig zu reduzieren. Das sind Argumente, die auch den Förderverein Nord überzeugen. Dessen Vorsitzender Wolfgang Drexler und seine Mitstreiter wissen, dass sie damit nicht alleine sind: „Wenn ich im Esslinger Norden unterwegs bin, werde ich oft angesprochen, ob solch ein Angebot nicht auch bei uns möglich wäre“, erzählt der Stadtrat und frühere SPD-Landtagsabgeordnete. Weil man im Rathaus bislang abgewunken hat, will der Förderverein die Sache selbst in die Hand nehmen und zunächst den Bedarf genauer ermitteln. „Wenn sich unser Eindruck bestätigt, dass ein Bürgerbus gebraucht wird, werden wir versuchen, ihn zu organisieren“, verspricht Drexler. Wohl wissend, dass das finanziell und logistisch eine Herausforderung ist.

Beim Landesverband proBürgerbus hat sich der Förderverein bereits Rat geholt. Die Fachleute, die schon viele Kommunen und Initiativen beraten haben, nahmen die Gegebenheiten vor Ort unter die Lupe. Und sie kamen zu dem Schluss, dass im Bereich Wäldenbronn, St. Bernhardt und Hohenkreuz 5348 Menschen vom Bürgerbus profitieren könnten – rund 1300 von ihnen sind im Alter ab 65 Jahren. „Der Esslinger Norden bietet sehr gute Einkaufsmöglichkeiten“, weiß Drexler. „Doch gerade für die Älteren ist es oft schwierig, die Geschäfte zum Beispiel in der Wäldenbronner Straße, aber auch die Kirche und den Friedhof zu erreichen. Die Topographie ist sehr anspruchsvoll. Wenn man zwei volle Einkaufstaschen nach Hause tragen muss, ist das für viele ein Ding der Unmöglichkeit.“ Natürlich gibt es dort Buslinien, doch der Förderverein weiß: „Für viele, die nicht so gut zu Fuß sind, ist der Weg zur nächsten Haltestelle viel zu weit.“ Drexler und seine Mitstreiter sind überzeugt, dass ein Bürgerbus vielen Menschen im Esslinger Norden das Leben sehr erleichtern könnte. Und mit Blick auf aktuelle und kommende Großbaustellen zum Beispiel in der Geiselbachstraße, die die Verkehrssituation im Stadtteil nicht einfacher machen, sieht er die Chance, den Individualverkehr wenigstens ein bisschen zu reduzieren.

Der Förderverein will die Sache Schritt für Schritt angehen. Zunächst sollen die Menschen im Norden über einen Fragebogen, der im Wochenblatt Zwiebel veröffentlicht wird, ihre Erwartungen an einen Bürgerbus angeben und vermerken, ob sie das Projekt durch ehrenamtliche Mitarbeit unterstützen würden. Der Landesverband proBürgerbus empfiehlt, zunächst an zwei bis drei Tagen in der Woche einen Bus durch den Stadtteil kreisen zu lassen. „Allein dafür würden wir rund 20 ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer brauchen“, weiß Fred Coschurba vom Förderverein. Die Antworten im Fragebogen zeigen, an welchen Wochentagen ein solches Angebot besonders gefragt wäre und welche Haltestellen angefahren werden sollen. Klar ist für Coschurba: „Ein Bürgerbus müsste auch Haltestellen der üblichen Buslinien ansteuern, damit die Leute von dort aus weiter in die Stadt fahren können.“ Wird es ernst mit einem Bürgerbus, wartet die nächste Hürde: Ein geeignetes Fahrzeug muss her. Doch da hat Drexler bereits eine Idee: „Wir haben gehört, dass Aichwald demnächst einen neuen Bürgerbus anschaffen will. Vielleicht könnten wir ja den ausgedienten Bus, der noch gut in Schuss sein soll, bekommen.“ Weil der jedoch für den Förderverein alleine nur schwer zu finanzieren wäre, müsste eventuell auch die Stadt Esslingen ins Boot.