Das Fliegerfest des FSV Pleidelsheim ermöglichte am Wochenende jede Menge Einblicke – anfassen und mitfliegen war ausdrücklich erlaubt. Eindrücke von zwei nicht nur wegen des Wetters heißen Tagen.
Ein Schild leitet die Festbesucher zum Gelände der Pleidelsheimer Flieger. Direkt hinter der Neckarschleuse liegt die Start- und Landebahn des Flugsportvereins (FSV). Hier, zwischen Kanal und Altarm des Neckars, südlich der Schleuse Pleidelsheim, haben die Flieger ihre Heimat. 65 Mitglieder hat der FSV, 42 von ihnen fliegen selbst aktiv. Eine Startbahn in Nord-Süd-Richtung, ein Hangar und am Wochenende auch viele Bierbänke und ein Karussell für die Kleinen warten auf die Besucher.
Rund 800 Gäste beobachten tollkühne Segelflugmanöver, dürfen auch selbst in ein Ultraleichtflugzeug einsteigen und mitfliegen. Den meisten Gästen genügt aber das Zuschauen. Sie essen und trinken etwas und lassen sich durch das abwechslungsreiche Programm mit Flugeinlagen unterhalten.
Rauchpatronen zeichnen Muster in den Himmel
Christian Hartmann ist für das Kunstflugprogramm zuständig und startet in einer Pilatus B4. Bei akrobatischen Flugfiguren hält das Publikum den Atem an. Er überzieht die Maschine, trudelt, fliegt einen Looping auf dem Kopf. Mit bis zu sechsfacher Erdanziehungskraft wirkt die Schwerkraft dabei auf seinen Körper. Wer 80 Kilogramm wiegt, fühlt sich wie ein Mensch mit fast einer halben Tonne Gewicht. An den Enden der Tragflächen sind Rauchpatronen montiert, was den rasanten Flugfiguren einen weiteren optischen Reiz hinzufügt.
Mona Hörig aus Mannheim bietet mit ihrem Gyrocopter Rundflüge für die Gäste an. Sie ist mit einem Flugschüler in dem oft auch Tragschrauber genannten Fluggerät angereist. „Nicht für alles Geld in der Welt würde mich da jemand hineinbringen“ entfährt es einem ehrenamtlichen Helfer nach dem turbulent aussehenden Start, als Mona Hörig mit lautem Motorengedröhn nach Süden durchstartet. Die erfahrene Pilotin und Fluglehrerin hat mit ihren 39 Jahren bereits 32 000 Flugstunden – und rechnerisch damit mehr als dreieinhalb Jahre ihres Lebens in der Luft verbracht.
Später gibt es Musik mit der Old River Band, dazu Flugeinlagen mit Pyrotechnik. Die Teilnehmer wollten „mehr feiern als fliegen“, sagt Günter Reiser, der früher lange Vorstand im FSV war. Fliegen wäre inzwischen komplexer denn je, es gäbe viele Auflagen, sagt Reiser. Einfach nur fliegen, das gehe nicht. Bis einen die deutsche Bürokratie in den Himmel lasse, erfordere es zähe Knochen- und Verwaltungsarbeit am Boden.
Ohne die Arbeit vieler Ehrenamtlicher gäbe es vielleicht längst keine Flugerlaubnis mehr für das kleine, seit den 1970-er Jahren bestehende Fluggelände, sagt Günther Benninger als der ältesten aktiven Flieger im Club. Mit seinen 71 Jahren ist er weiterhin regelmäßig in der Luft, oft mehrmals wöchentlich als Fluglehrer ebenso wie als Pilot.
Die Besucher ahnen von all dem Aufwand hinter den Kulissen nichts und genießen einfach das Fest. Zwei Familien mit Kindern aus Besigheim und Pleidelsheim staunen über die Flugvorführungen. „Ich könnte da mit unserer Tochter mitfliegen“, sagt einer der Familienväter lächelnd, offenbar vom Traum des Fliegens fasziniert. Er deutet auf eine der Ultraleichtmaschinen auf dem Flugfeld. Ob er sich trauen wird?