In der Grabbrunnenstraße in Esslingen wurden die Messungen gemacht. Foto: Roberto Bulgrin

Einer der „dreckigsten“ Messpunkte in Baden-Württemberg? Die Meinungen zum Abbau des Feinstaub-Messgeräts gehen auseinander.

Esslingen - Zur Luftqualität in Esslingen gibt es verschiedenen Meinungen. Die Stadt hat das Feinstaub-Messgerät in der Grabbrunnenstraße abgebaut, die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg wird dort nicht mehr messen. An dieser Stelle wurde bisher ermittelt, wie hoch die Belastung durch Feinstaub PM10 (Anmerkung der Redaktion: Feinstaub mit einem aerodynamischen Durchmesser von zehn Mikrometern) ist. Die Stadtverwaltung begründet ihrer Entscheidung mit der niedrigen Belastung in den vergangenen Jahren. Die EU-Grenzwerte sehen vor, dass die Feinstaubwerte über 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³) maximal an 35 Tagen im Jahr auftreten dürfen. Laut Stadt wurden die Werte nie überschritten. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat deutlich härtere Grenzwerte festgelegt. Die WHO sieht einen Jahresmittelwert von 20 µg/m³ für Feinstaub PM10 vor, die EU einen Jahresmittelwert von 40 µg/m³.

Eine andere Meinung zum Abbau der Messstation hat der Verein Esslingen-Feinstaub-Lärm. Die Mitglieder des Vereins fordern, „dass in Esslingen weiterhin Feinstaub gemessen wird“. Denn: Die Einhaltung der Werte ist wohl nicht ungewöhnlich. „2019 wird an keinem Messpunkt der Grenzwert überschritten. Dann müssten alle Feinstaub-Messstellen in Baden-Württemberg abgebaut werden“, sagt Vereinsmitglied Jörg Sanzenbacher. „2019 wurde in Esslingen nach Markgröningen, Stuttgart-Neckartor und Tübingen die höchste Feinstaubbelastung gemessen“, so der Verein. Esslingen gehöre seit Jahren zu den „dreckigsten“ Messpunkten in Baden-Württemberg. Laut Sanzenbacher sei Feinstaub deutlich schädlicher als der Luftschadstoff Stickstoffdioxid (NO2).

Stickstoffdioxid No2

NO2 wird weiterhin in der Neckarstadt gemessen, obwohl die Belastung durch diesen Schadstoff ebenfalls weniger wird. Esslingen gehört zu den Orten in Baden-Württemberg, die 2019 auch die Grenzwerte für Stickoxid einhalten konnten. Im Jahr 2016 lag der Jahresmittelwert bei 39 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (µg/m³), der rechtlich vorgesehene Grenzwert liegt bei 40 µg/m³. „Reine Luft ist ein hohes Gut und besonders wichtig für die Menschen, die an verkehrsstarken Strecken wie der Grabbrunnenstraße leben“, sagt Oberbürgermeister Jürgen Zieger. „Die aktuellen Messwerte sind für uns daher ein erfreuliches und positives Zeichen, auch für die weiteren geplanten Maßnahmen auf dem östlichen Altstadtring und an anderen verkehrlichen Schwerpunkten der Stadt.“

Die Stadt hat konkrete Pläne und Projekte, damit die Luft sauberer wird. Mit „Green City Plan Esslingen am Neckar“ sollen die NO2-Emissionen verringert werden. Im Plan enthalten ist zum Beispiel der Aspekt der Elektromobilität. Diese soll verdreifacht werden, sodass 63 Prozent der öffentlichen Verkehrsmittel elektrisch fahren können. Außerdem sollen der Radverkehr unterstützt und die Logistik in der Stadt verbessert werden. „Unser Ziel muss jetzt sein, die NO2-Werte weiter zu senken und den Grenzwert nachhaltig zu unterschreiten“, sagt der Erste Bürgermeister Wilfried Wallbrecht. „Um dies zu erreichen, steht uns ein umfassendes Instrumentarium zur Verfügung, dessen Umsetzung bereits begonnen hat.“ Als Beispiel nennt die Stadt, dass der eigene Fuhrpark bereits elektrifiziert wurde.

Werte in Stuttgart

Die Stadt plant, mit dem Regierungspräsidium in Stuttgart zusammenzuarbeiten, das im Moment einen Luftreinhalteplan erstellt. In der Landeshauptstadt ist das Feinstaub-Problem deutlich größer als in Esslingen. Im Februar gab es dort bisher an zwei Tagen Feinstaub-Alarm. Voraussetzung für einen Alarm ist laut Stadt, dass „an mindestens zwei aufeinanderfolgenden Tagen ein stark eingeschränktes Austauschvermögen der Atmosphäre prognostiziert wird“. Ursachen für Feinstaub sind Emissionen aus Autos, Strom- und Wärmeenergieerzeugung, Öfen und Heizungen sowie eine natürliche Staubaufwirbelung. In Stuttgart gilt seit Jahresbeginn in bestimmten Gebieten ein Verkehrsverbot für Diesel-Autos der Emissionsklasse Euro fünf und schlechter.