Die „Relegations-Profiteure“ TSV RSK Esslingen (in blau) und SC Altbach trafen beim EZ-Pokal in der Gruppe D aufeinander. Foto: Herbert Rudel

Aufgrund der Bezirksreform im württembergischen Fußball, gibt es zum Ende der Saison 2023/2024 keine Relegationsspiele. So sehr das allgemein bedauert wird, so groß ist die Erleichterung, dass der neue Zuschnitt am Bezirk Neckar/Fils ansonsten ungestreift vorübergeht.

Ob Spieler oder Trainer, ob glühende Fans oder unparteiische Zuschauer: Von der Atmosphäre bei den Relegationspartien zum Ende der abgelaufenen Saison waren alle begeistert. Selbst die anwesenden Funktionäre des Fußballbezirks Neckar/Fils kamen nach dem finalen Showdown um den letzten noch freien Bezirksliga-Platz in Albershausen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Dass letztlich sowohl der Sieger, die TSG Salach, wie auch der Verlierer, der TSV RSK Esslingen, den Aufstieg geschafft haben – was einige Etagen höher entschieden wurde – und die Partie damit per se entwertet wurde, tat der Sache keinen Abbruch.

Auf ähnliche Szenarien wird man am Ende der Saison 2023/2024 verzichten müssen. Eine Relegation findet im nächsten Jahr nicht statt. Ein Tribut, den die Strukturreform im württembergischen Fußball fordert. Die Zahl der Bezirke wird reduziert, was zur Folge hat, dass die Auf- und Abstiegsregelung einmalig verändert werden. So sehr das bedauert wird, so groß sind die Erleichterung darüber, dass der Bezirk Neckar/Fils um einen Neuzuschnitt herumgekommen ist – sowie das Lob für den vehementen Einsatz der Bezirksspitze, um das Schlimmste abzuwenden. Schließlich hätte den Mannschaften gedroht – entsprechende Pläne hatte es zwischenzeitlich gegeben – für ein Auswärtsspiel bis auf die Laichinger Alb fahren zu müssen.

Dickes Lob für den Bezirksvorstand

„Rainer Veit war der richtige Mann, zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Seine Stimme hat Gewicht beim Verband“, betont Thomas Schuler, der Spielleiter des TSV RSK Esslingen. Thomas Stiehl, der in gleicher Funktion beim TSV Deizisau tätig ist, sieht das genauso: „Unabhängig davon, dass wir bis jetzt der größte Bezirk waren, hat sich der Vorstand da richtig reingehängt, was sich letzten Endes ausgezahlt hat“. Thorsten Schöllkopf, Trainer des FV Plochingen, ordnet die Angelegenheit in gleicher Weise ein: „Wir sind ein großer Bezirk, die Reihen waren geschlossen.“ Rainer Veit habe viele Fürsprecher gehabt. „Das ist so wichtig, wie es in der Politik wichtig ist“, fügt Schöllkopf hinzu.

Was die etwas fernere Zukunft bringen könnte, auch darin besteht Einigkeit, sei allerdings eine andere Frage: „Die Schraube wird sich weiterdrehen, weil die Entwicklung, dass es immer weniger Teams gibt, ebenfalls weitergeht“, ist Schuler überzeugt. Stiehls Befürchtungen gehen in eine ähnliche Richtung: „Das mit den zwölf Bezirken ist okay, aber wenn’s weniger Mannschaften werden, kommt irgendwann der nächste Schnitt.“ Schöllkopf wiederum findet es „schwer zu beurteilen, was in den nächsten Jahren passiert. Aber wenn die Zahlen immer weiter zurückgehen...“, erklärt er, ohne seinen Gedanken zu Ende zu führen.

Schuler: Für mich war das ein Aufstieg auf dem zweiten Bildungsweg

Was die fehlende Relegation angeht, fällt vor allem der Begriff „schade“, gefolgt von der Einschränkung, „das wusste man ja“ und der Ergänzung, „dass es dieses Mal ärgerlich wäre, wenn du Zweiter wirst“, wie der Deizisauer Spielleiter sagt. Pascal Rückle, mit seinem TB Ruit als Coach ebenfalls beim EZ-Pokal vertreten, gibt sich ironisch: „Wir haben es in den vergangen Jahren als Dritter zweimal nicht geschafft. Wahrscheinlich werden wir jetzt Zweiter, dürfen dann aber wieder keine Relegation spielen“, mutmaßt er. Sein Ziel deshalb: Gas geben und in der glücklicherweise nicht veränderten Struktur ganz vorne angreifen. „Klappt das nicht, freuen wir uns auf die Spielzeit 2024/2025, wenn’s wieder Relegationsspiele gibt.“

Zwei, die heuer in das Vergnügen der „Zusatzschicht“ gekommen waren – und das mit Erfolg, sind der TSV RSK Esslingen und der SC Altbach. „Das ist ein Erlebnis und ein echtes Highlight, gerade für die jungen Spieler, aber auch für mich als Co-Trainer“, sagt Robin Prokein vom SCA. Verliere man ein Saisonspiel, sei das auszugleichen, aber in so einer Partie gehe es um alles, ergänzt er. Ein sportliches Aber hat Prokein: „Es ist letztlich schon seltsam, dass du als oberklassige Mannschaft womöglich die ganze Saison über schwach gekickt hast, aber mit einem Sieg alles retten kannst.“ Und weil das in der nächsten Runde nicht möglich sei, werde der SCA in der Kreisliga A 1 von Anfang an alles geben, um am Ende nicht auf einem der roten Plätze zu stehen, fährt er fort.

Thomas Schuler hingegen vermisst die Relegation im nächsten Jahr so oder so. „Es war sensationell, was da immer los war und es wäre schade gewesen, wenn wir dieses Erlebnis nicht gehabt hätten“, sagt er. Das werde keiner der Beteiligten je vergessen, ist er überzeugt. Probleme damit, dass der TSV RSK eine „Ehrenrunde“ für den Bezirksligaaufstieg gedreht hat, hat der Spielleiter nicht: „Für mich ist das ein Aufstieg auf dem zweiten Bildungsweg. Den Klassenverbleib müssen wir jedoch auf dem ersten schaffen.“

Aus 16 mach 12: Die Reform tangiert den Bezirks Neckar/Fils nur am Rande

Änderungen
 Die Spielklassen- und Verbands-Strukturreform im württembergischen Fußball, so der komplizierte Titel, greift mit der neuen Runde. Aus den bisher 16 Bezirken werden nach der Saison 2023/2024 deren zwölf. Der Bezirk Neckar/Fils, zurzeit noch der größte im WFV-Gebiet, bleibt allerdings in seiner jetzigen Form erhalten. Ziel der Reform ist es dem Verband zufolge, „einen quantitativen Ausgleich hinsichtlich der Mannschaftszahlen zu schaffen und damit den sportlichen Wettbewerb zwischen den einzelnen Spielgebieten stärken“.

Relegation
 Eine Auswirkung der Reform betrifft allerdings auch den Bezirk Neckar/Fils. In sämtlichen Spielklassen unterhalb der Verbandsliga gibt es keine Relegationsspiele. Die Chance für die Teams auf den „Schleudersitzen“, entweder den Sprung nach oben doch noch zu schaffen oder den Abstieg in letzter Minute zu vermeiden, gibt es also in dieser Saison nicht.