Irgendwo da unten ist Maurice Regber, der Schütze des letzten Elfmeters. Foto: /Herbert Rudel

Der Landesliga-Neuling gewinnt das spannende Finale gegen den FV Neuhausen. Dritter wird der FV Plochingen vor Gastgeber TSV Deizisau.

Zum Feiern reichte die Kraft dann doch noch. Aber man merkte den Fußballern des FC Esslingen schon an, dass sie vier Turniertage und einen Finalsamstag mit drei Spielen inklusive einem Endspiel über die volle Distanz mit Verlängerung und Elfmeterschießen in den Knochen hatten. Und so war es nach dem 6:5-Sieg gegen den FV Neuhausen zum Abschluss des 44. EZ-Fußballpokals in Deizisau, wie es sein sollte: Es gab eine Jubeltraube und es spritzte Sekt. „Wir wollten das Turnier unbedingt zum dritten Mal in Folge gewinnen“, sagte Maurice Regber, der den entscheidenden Elfmeter eiskalt für den Landesliga-Neuling verwandelt hatte und ergänzte: „Ich hatte ein gutes Gefühl und habe gesagt, dass ich als Letzter schieße.“ Der FCE ist nach dem TSV Wäldenbronn in den 1990er-Jahren überhaupt erst die zweite Mannschaft, der das Kunststück gelang, den EZ-Fußballpokal drei Mal in Folge zu gewinnen – und den Wanderpokal der Eßlinger Zeitung behalten zu dürfen.

Am Ende waren sich alle einig: Die Reihenfolge, mit der die ersten vier Mannschaften einliefen, entsprach exakt den Leistungen, die die 3500 Zuschauer während des Turniers, das von Kaufland sowie der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen unterstützt wurde, gezeigt hatten – auch wenn bei einer Entscheidung vom Elfmeterpunkt natürlich immer Glück dabei ist. Der Titelverteidiger freute sich neben dem Pokal über 750 Euro Siegprämie, die Neuhausener bekamen 500 Euro, der FV Plochingen, der das Elfmeterschießen um Platz drei mit 4:3 gegen den TSV Deizisau gewann, 300 Euro und Gastgeber Deizisau 200 Euro. Florian Bauer hatte den letzten Elfmeter für den FVP versenkt.

Sichwardt und Kaligiannidis treffen

„Ein bisschen enttäuscht bin ich schon. Wenn man im Elfmeterschießen verliert, ist es immer auch Pech. Aber wir haben insgesamt ein gutes Turnier gespielt“, sagte Stürmer Georgios Kaligiannidis vom Bezirksligisten FVN, der mit sieben Treffern als Torschützenkönig geehrt wurde und auch im Finale erfolgreich war. Der Sieg des FCE war verdient, aber hart erkämpft. Der Titelverteidiger hatte deutlich mehr Spielanteile, war wie schon über das gesamte Turnier sicher am Ball, kam gegen die gut verteidigenden Neuhausener aber kaum zu Chancen. Erst in der 27. Minute – also unmittelbar nach dem Wechsel – gelang Youngster Marcel Sichwardt nach einem sehenswerte Spielzug und mit einem satten Schuss die Führung. Doch die währte nur acht Minuten. Die Neuhausener, die am Finaltag auf ihren neuen Spielertrainer Ugur Yilmaz verzichten mussten, kamen durch ihre erste und einzige gute Chance zum 1:1: Nach einer Flanke stand Kaligiannidis völlig frei und köpfte gekonnt ein. Die Esslinger hatten in der Folge noch ein paar Möglichkeiten, doch es ging in die zwei Mal fünf Minuten lange Verlängerung. In der wurde es hektisch. Beide Mannschaften wollten den Sieg. In der 56. Minute blieb Schiedsrichter Lukas Wolf nichts anderes übrig, als Florian Haradinaj nach einem Schubser die Rote Karte zu zeigen. Wie Neuhausens Rui Tiago Carvalho anschließend deutlich sichtbar feierte, diese provoziert zu haben, war jedoch ebenfalls unsportlich.

Carvalho trat dann im Elfmeterschießen als erster Schütze an – und blieb der einzige, der verschoss. Regber wurde nach seinem Treffer schließlich unter der Jubeltraube der Kameraden begraben. „Es war ein schweres Turnier, aber jetzt sind wir glücklich“, sagte FCE-Kapitän Georgios Natsis. Bei seinem Trainer Christian Ehrenberg wich die Anspannung nur langsam. „Es war ein ordentliches Finale. Neuhausen war der mit Abstand stärkste Gegner des Turniers“, sagte er. Bereits in der Gruppenphase waren die Mannschaften aufeinandergetroffen und auch da hatten die Esslinger beim 3:2-Erfolg ihre Mühe. „Wenn man die fußballerischen Ansätze betrachtet, war der Sieg schon verdient“, sagte Ehrenberg und hatte damit zweifellos recht.

Viel Lob für Ausrichter TSV Deizisau

Die Esslinger wollten ihren Titel unbedingt verteidigen. Dafür sagten sie sogar das Zweitrundenspiel des WFV-Pokals gegen den TSV Weilimdorf ab, nachdem die Weilimdorfer einer Verlegung auf die Woche danach nicht zugestimmt hatten. Diese treffen nun in Runde drei auf die Stuttgarter Kickers. Für die Absage hatte der FCE in den sozialen Medien mehr verbale Prügel als Anerkennung erhalten. Dass die Mannschaft nun mit dem damaligen Oberligisten TSV Wäldenbronn gleichzog und ebenfalls drei Mal in Folge den EZ-Pokal gewann, erfüllt Ehrenberg mit Stolz. „Die Fußstapfen sind groß“, erklärte er, wohlwissend, dass der Verein einstmals gestartet ist, um in diese zu treten. „Jetzt wollen wir das Einzigartige schaffen“, kündigte Ehrenberg, mittlerweile mit einem Lächeln auf dem Gesicht, schon an, in einem Jahr den Titel erneut verteidigen zu wollen.

Im Sommer 2022 war der Sieg im EZ-Pokal für den FCE der Startschuss zu einer Saison, die den Aufstieg in die Landesliga brachte. „Jetzt wollen wir erst einmal den sicheren Klassenverbleib“, kündigte Natsis an.

Ein riesengroßes Lob von allem Beteiligten erhielt der diesjährige EZ-Pokal-Ausrichter TSV Deizisau. Der Verein war für den VfB Reichenbach eingesprungen und sorgte für ein ebenso reibungsloses wie sehr stimmungsvolles Turnier. Am Ende spielte auch das Wetter mit – und bescherte einen krachenden Abschluss: Nachdem es am Finaltag bis dahin trocken geblieben war, setzte mit dem Ende der Siegerehrung sintflutartiger Regen ein. Der FC Esslingen feierte also trotz müder Knochen im wahrsten Wortsinn eine feucht-fröhliche Siegerparty.

Vom EZ-Pokal berichten: Sigor Paesler, Andreas Pflüger (Text), Robin Kern, Sandra Belschner, Frederic Feicht, Stefanie Gauch-Dörre, Max Bruns, Steffen Wahr, Jochen Gut (Online), Herbert Rudel (Fotos).