Die Comedy-Truppe Eure Mütter haben sich in 22 Jahren als Stuttgarts verlässlichste Komiker und Wortakrobaten etabliert (Archivbild vom 21. September 2021). Foto: Imago/Funke Foto Services/IMAGO/Christof Koepsel

Don, Matze und Andi von der Comedytruppe Eure Mütter sind mit ihrem neuen Programm im Theaterhaus in Stuttgart aufgetreten. Was würde Goethe dazu sagen?

Die Comedians von Eure Mütter sind gebildet. Sie haben Johann Wolfgang von Goethe gelesen und sich tiefe Gedanken über ihn gemacht. Was aber würde Goethe tun, wenn er heute im Showbusiness wäre? „Wir denken: deutschen Hip-Hop!“

Drum werden Eure Mütter selbst zu Deutsch-Rappern, mit Pelzweste, Kette und muskelbedrucktem Shirt. Andreas Kraus, Donato Svezia und Matthias Weinmann haben sich in 22 Jahren als Stuttgarts verlässlichste Komiker und Wortakrobaten etabliert. Der große Saal im Theaterhaus ist ausverkauft, als das Trio am Freitagabend dort die Premiere seines neuen, zehnten Programms feiert.

Eure Mütter sind Kult, die Fans sind ganz bei ihnen, engagieren sich auch sehr, als sie schließlich aktiv werden dürfen, sich den Titel eines Werbesongs ausdenken sollen. Zur Belohnung gibt es einen Merchandise-Artikel, den „Eure-Mütter-Hipster-Bag“, auf dem in großen Buchstaben geschrieben steht: „Mein Sack“.

Jonglieren mit unflätigen Wörtern

Don, Matze und Andi sind Großmeister des bierernsten Blickes. Sie wirken, obschon nicht mehr jung (Jahrgang 1974, sämtlich), wie ewige Pennäler, wie dissidente Pfadfinder. Sie jonglieren in aller Unschuld mit unflätigen Wörtern und singen fast schon wunderschön im Chor – ein Lied mit anrührend sentimentaler Melodie und dem Refrain „Bumsen wenn man Kinder hat / findet nur noch selten statt“ – die Halle jubelt, klatscht den Takt. Ein bisschen grausam sind sie auch, zum Beispiel, wenn sie sich in die Brüder Grimm verwandeln: „Verstümmelung, Folter, Vergewaltigung und Unzucht!“, staunt ihr Verleger. „Und Kannibalismus!“ Wenn Andi sich selbst und seinen Freunden schließlich diese Frage stellt: „Angenommen, ihr wärt nicht Comedians geworden, sondern hättet eine kriminelle Laufbahn eingeschlagen – was wäre es gewesen?“ – dann gesteht er auch gleich fröhlich: „Bei mir wär’s Foltern. Ich finde, man soll machen, was man gut kann und woran man Spaß hat.“

Eure Mütter rezitieren Lyrik, demonstrieren die Wirkung verschiedener pharmazeutischer Erzeugnisse, häufen Blödsinn auf Blödsinn, meist gereimt, und sind zwischendurch auch einmal ganz arglos – Matze zumindest, wenn er an seine Kindheit denkt, in der er ein Zorro im Anorak war. Die absurde, heiter-grobe Show der Schwaben zündet wieder – „Fisch fromm Friseur“ heißt das neue Programm der Mütter, und ja: Die Haare sind kurz, ganz kurz, aber das waren sie eigentlich ja schon immer. Zuletzt werden sie dennoch gewaschen, mit Musik, viel Schaum und noch mehr Action.