Die Esslinger Karnevalsfreunde zündeten bei ihrer traditionellen Prunksitzung, die sich diesmal in neuem Gewand zeigte, ein Feuerwerk der guten Laune. In der Denkendorfer Festhalle begeisterten die Narren ihr Publikum mit Witz und mitreißenden Choreografien.
Denkendorf Marius Müller-Westernhagen, der stilsicher von Elferrat Rainer Niclaus aus Waiblingen imitiert wurde, brachte mit „Sexy“ den Saal zum Kochen und Stimmakrobat Peter von Kron entlockte als Talkmaster Reinhold Beckmann dem Esslinger Grafenpaar Stephan II. und Carmen I. manch pikantes Geheimnis. Die Esslinger Karnevalsfreunde zündeten bei ihrer traditionellen Prunksitzung, die sich diesmal in neuem Gewand zeigte, ein Feuerwerk der guten Laune. Und wie es längst gute Tradition ist, punkteten sie vor allem mit furiosen Tanzdarbietungen aus den eigenen Reihen. Präsidentin Elke Liebrich hatte im vergangenen Jahr versprochen, frischen Wind in die Prunksitzung zu bringen. Und die Karnevalsfreunde ließen diesem Versprechen Taten folgen: Die Honoratioren des Vereins thronten zum ersten Mal nicht erhöht auf der Bühne in der Festhalle in Denkendorf. Vielmehr mischten sich nun nicht nur Präsidentin Elke Liebrich und ihr Vize Michael Riedel, sondern auch andere Vorstandsmitglieder unter das närrische Volk und legten zwischendurch ganz spontan eine flotte Sohle aufs Parkett oder organisierten eine Polonaise. ES-TV-Moderator Rafael Treite führte durch die fast vierstündige Karnevalssitzung.
Der Wunsch nach einem Umzug lebt
A propos närrisches Volk: Die Lust am Verkleiden hielt sich diesmal in Grenzen, auch wenn ein paar Schotten und Hippies gesichtet wurden. Der Esslinger Landtagsabgeordnete Wolfgang Drexler (SPD) hatte seinen traditionellen roten Bauernkittel übergezogen. Und der parlamentarische Staatssekretär Markus Grübel (CDU) kam im blauen, maritimen Gewand daher und wurde von seiner Ernennung zum Ehrenburgherr überrascht. Horst Dauner, Gründungsmitglied und ehemaliger Vorstand der Karnevalsfreunde, verband mit der Auszeichnung des Esslinger Bundestagsabgeordneten einen Wunsch: dass es in Esslingen künftig wieder einen Faschingsumzug geben möge und dass die CDU-Fraktion im Gemeinderat dazu ihre Zustimmung gibt.
Die Welt der Karnevalsfreunde ist die Bühne – bereits die Jüngsten im Alter von drei bis sechs Jahren sind vom Tanzfieber infiziert und entzückten als Zwerge mit roter Zipfelmütze. Ob Jugend- oder Stadtgarde: Beim Marschtanz flogen die Zöpfe und die Beine akkurat wie ein Uhrwerk. Die Tanzmariechen glänzten mit Tanzfreude und Akrobatik. Und die Neckarhupfdohlen bewiesen, dass Musik Behinderte und Nichtbehinderte verbinden kann. Bei den Schautänzen war zudem schauspielerisches Können gefragt. Die Tanzkinder überzeugten als Geister und die Jugendgarde als Marionetten. Die Mädchen im Alter zwischen elf und 14 Jahren sind amtierende Württembergische Meister 2017 und Vize-Meister 2018 und fahren Anfang März zu den Süddeutschen Meisterschaften nach Würzburg. Synchron und mitreißend – so kann man auch den Auftritt der Gruppe Danza mit ihrem Schautanz „Afrika“ charakterisieren. Die „Boschurle Boys“ aus Binswangen, zehn gestandene Männer, entführten das Publikum ihrerseits in den Dschungel. „Männer sind wie Kinder und können sich nicht alles merken“, meinte Trainerin Julia Rosetti mit einem Augenzwinkern und gab vor der Bühne mit ausladenden Gesten den Takt und die Tanzfiguren an.
„Warum in die Ferne schweifen, wenn es in den eigenen Reihen so viel Talent gibt?“, fragte sich mancher Zuschauer an diesem Abend. Die „Schrägen Vögel und flotten Amseln“, die es seit der Gründung der Karnevalsfreunde vor knapp 20 Jahren gibt, sorgten nämlich mit ihrer Playback-show „Schlager sind geil“ zum wiederholten Mal für Begeisterungsstürme im Saal. Es wurde aber nicht nur auf der Bühne getanzt. Elferrat Rainer Niclaus von der Waiblinger Faschingsgesellschaft brachte als Marius Müller-Westernhagen und mit der Mundharmonika den Saal zum Kochen, und auch bei den Guggenmusikern – die kunterbunt gekleideten, überwiegend weiblichen „Querköpfe“ aus Winnenden – hielt es kaum einen Narren auf dem Sitz. Ganz egal, ob Winfried Kretschmann, Gerhard Schröder, Günther Oettinger oder Jogi Löw – der Stimmakrobat Peter von Kron hatte alle Promis drauf und die Lacher mit seinen pointierten Parodien gewiss. Graf Stephan II. verriet von Kron, der auch als Talkmaster Reinhold Beckmann eine gute Figur machte, mit einem Augenzwinkern, dass er als Kind bereits die Prinzessin in der Familie war.