Hochschulrektor Christian Maercker spricht zu den zahlreichen Gästen im Neckar Forum. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Die Esslinger Hochschule war für viele Absolventen lange Zeit wie ein zweites Zuhause. Nun geht es an die Zukunftsplanung, doch einige wagen einen wehmütigen Blick zurück.

EsslingenDas Studium ist nun Geschichte – das gilt zumindest für einige der Absolventinnen und Absolventen des Wintersemesters an der Hochschule Esslingen. Nach der Verabschiedung im Neckar Forum dreht sich für die jungen Akademiker jetzt alles um die Zukunft. Einige wagen jedoch einen wehmütigen Blick zurück. „Mir hat es in Esslingen gut gefallen“, sagt Stefan Bührle. Der 26-Jährige hat seinen Bachelor in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik absolviert, nun steigt er bei der Firma Deerns, die Planungen für Gebäudetechnik anbietet, ins Berufsleben ein. Bei ihm kann die Hochschule unter anderem mit ihrem Lehrpersonal punkten. „Die Professoren sind hier wirklich gut“, erzählt Bührle. Dass Esslingen nicht die Größe anderer Hochschulen und Universitäten aufweist, stört ihn nicht. „Es gibt zwar nicht ganz so viele Studenten, aber das macht es auch sehr familiär.“ Auch Caroline Vochatzer, die nach ihrem Bachelor in Ingenieurwesen jetzt noch den Master anstrebt, ist von Esslingen und seiner Hochschule angetan. „Ich bin sehr zufrieden hier.“

Viele Pendler

Doch zum Studentenalltag gehören neben dem Prüfungsstress weitere Dinge, Partys und andere Unternehmungen spielen eine große Rolle. Einige bekommen davon allerdings nicht ganz so viel mit, denn viele Studentinnen und Studenten leben nicht in Esslingen. „Das ist immer auch eine Kostenfrage“, sagt Will Yannik, der gerade seinen Abschluss in Maschinenbau gemacht hat. „Klar, im Wohnheim sind die Preise erträglich, doch private Vermieter rufen oft ziemlich teure Preise auf.“ Yannik selbst wohnt in Weinstadt, er gibt zu: „Das klassische Studentenleben bekommt man so natürlich nicht zu 100 Prozent mit.“ Ähnliche Erfahrungen hat Saskia Grießer gemacht. Wohnhaft in Backnang, legt sie für ihr Studium in Gebäude-, Energie- und Umwelttechnik jeden Tag die 35- bis 45-minütige Strecke zurück. Das ist vor allem mit Blick auf Partys unter Woche ein Problem. „Klar, man versucht schon, sich mit den Kommilitonen zu treffen. Aber es ist halt schwierig, abends länger da zu bleiben.“

Anders stellt es sich dar, wenn man in der Nähe des Campus wohnt. Stefan Bührle hatte dieses Glück, er durfte bis zuletzt das Studentenwohnheim sein Zuhause nennen. „Da ist dann schon was los“, berichtet er. Und auch sonst ist in Esslingen nicht komplett tote Hose. Bührle: „Es gibt Kneipentouren, Verbindungspartys und vieles mehr. Manchmal haben wir uns auch einfach nur in den Park gesetzt.“

Tolle Leistungen

Doch damit ist nun, zumindest für Bührle, erst einmal Schluss – der Arbeitsalltag wartet. Dieser hat für Yannik bereits begonnen, am 1. Februar hat der Absolvent eine Arbeitsstelle angetreten. Bei der Jobsuche hat ihm auch seine Berufsausbildung, die er vor dem Studium abgeschlossen hatte, in die Karten gespielt. „Ich denke, ohne die Ausbildung hätte es deutlich schwieriger werden können.“ Andere ehemalige Studenten sind noch nicht so weit. Nicht jeder findet schnell eine Arbeit, die ihm zusagt und seiner Qualifikation entspricht. Yannik hat bei der Bewerbung einschlägige Erfahrungen gemacht: „Wenn du zu den großen Firmen, den Big Playern, willst, wird es sehr schwer. Bei kleineren Betrieben hast du es meist deutlich leichter, an gute Jobs zu kommen.“

Diese Sorgen standen beim Festakt im Neckar Forum jedoch noch nicht im Vordergrund. Die Absolventinnen und Absolventen wurden für ihren Einsatz und die teils hervorrangenden Leistungen ausgezeichnet – logisch, dass die Stimmung ausgelassen war. Insgesamt verabschiedete die Hochschule 693 Absolventinnen und Absolventen der Standorte Esslingen und Göppingen, 512 davon haben nun den Bachelor, 102 den Master in der Tasche. Wie bei jeder Abschlussfeier wurden auch wieder etliche Preise verliehen – von der Hochschule, den Städten Esslingen und Göppingen sowie von verschiedenen Betrieben aus der Region.

Zwei Studenten, Paul Jakob Strähle und Timo Wetzel, haben ihr Studium mit der Bestnote 1,0 abgeschlossen. Hochschulrektor Professor Christian Maercker zeigte sich angesichts dieser herausragenden Leistungen beeindruckt: „Als ich damals studiert habe, hielt ich eine Durchschnittsnote von 1,0 noch für völlig unrealistisch – jetzt haben es gleich zwei Personen geschafft.“