Wenn die Ampel vorn am Parcours grün zeigt, sprinten die Jungen und Mädchen der Seewiesenschule los. Denn bei der Aktion Speed4 wird die Zeit gemessen, die sie für die Bewältigung der Strecke brauchen. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

In der Turnhalle der Seewiesenschule herrscht gestern Morgen Wettkampffieber. Mitten in der Halle sind mit orange-weißen Verkehrshütchen zwei Rennstrecken abgesteckt. Diese sollen die Schüler möglichst schnell hinter sich bringen, dabei wird die Zeit gestoppt. Das Besondere dabei: Die Kinder treten nicht gegeneinander an, sondern gewissermaßen gegen sich selbst. Denn sie können den Parcours mehrfach laufen - und dabei ihre Zeit verbessern.

Kinder rennen voller Eifer los

Das kommt gut an. Voller Eifer nehmen die Jungen und Mädchen die Strecke in Angriff, sprinten los, wenn die vorn am Parcours installierte Ampel grün zeigt, und schlängeln sich im Slalom um die Verkehrshütchen zurück. Die Zeit, die sie dabei für den Start, den Sprint, die Kurve um das letzte Hütchen und den Slalom brauchen, wird erfasst und sofort auf einer Art Bon ausgedruckt. Dabei geht es bei der Aktion in erster Linie gar nicht um Schnelligkeit. „Unser Ziel ist es, Kinder zu mehr Sport zu motivieren“, sagt Kevin Rentsch von der Firma Sportainment, die das Projekt seit fünf Jahren in Schulen in ganz Deutschland anbietet. Denn die Kinder bewegten sich immer weniger, stattdessen beschäftigten sich viele lieber mit dem Smartphone oder dem Computer oder schauten fern. Dem soll das Projekt entgegenwirken.

Die Idee ist, dass die Schüler beim Laufparcours von Speed4 spielerisch in Fahrt kommen und den Spaß am Sport entdecken. Idealerweise melde sich der ein oder andere anschließend in einem Sportverein an, sagt Kevin Rentsch. Deshalb kooperiere man bei dem Projekt, das von lokalen Unternehmen gesponsert wird, auch mit lokalen Vereinen, in Esslingen etwa mit dem SV 1845 Esslingen, der Kindersportschule und dem TB Ruit, bei denen Teilnehmer des Projekts im Anschluss Schnupperangebote wahrnehmen können. Der Wettkampf soll also auch eine Plattform sein, um sportinteressierte Familien und lokale Sportvereine zusammen zu führen.

In der Turnhalle der Seewiesenschule sind die Kinder inzwischen in Fahrt gekommen. Alex und Arlind vergleichen ihre Bestzeiten, während sie schon wieder für den nächsten Sprint anstehen. Die beiden Neunjährigen sind begeistert - an den Sport herangeführt werden müssen sie allerdings nicht mehr. Sie sind beide schon aktiv: Fußball, Judo und Karate gehören zu ihren Hobbies.

Doch das sei längst nicht bei allen Schülern so, betont Petra Weckerle, die Leiterin der Sportfachschaft an der Schule. „Es ist ein Problem, dass die Kinder zu wenig Sport machen“, sagt sie. Es gebe immer mehr, die schon in jungen Jahren übergewichtig seien, zudem hätten viele motorische Schwierigkeiten, täten sich etwa schwer mit Gleichgewichtsübungen oder seien kaum in der Lage, Körperspannung aufzubauen. Das liege sicherlich daran, dass die Kinder oft viel Zeit mit dem Smartphone oder vor dem Fernseher verbrächten.

Viel Bewegung ist gut fürs Lernen

Dabei sei es offensichtlich, dass die Kinder Sport liebten, sagt Ingrid Schneider, Lehrerin an der Seewiesenschule, und zeigt auf ihre Schüler, die begeistert wieder und wieder über die Rennstrecke flitzen. Zudem habe Bewegung auch mit gutem Lernen zu tun: Wer sich viel bewege, sei oft auch in der Schule besser. Kevin Rentsch fasst das für die Kinder so zusammen: „Sport ist wichtig, Sport macht Spaß, deshalb machen wir das“. Und wer gestern noch nicht genug bekommen hat, kann am Samstag noch einmal an den Start gehen: Beim Finale im Autohaus Vogel, zu dem alle Speed4-Teilnehmer der Stadt eingeladen sind.