Quelle: Unbekannt

Von Mareike Spahlinger

Auf einem Trampolin hüpft ein kleines Mädchen, ein rennt als Spiderman verkleidet durch den Raum, während andere Kinder auf Matten sitzen und spielen, dazwischen zwei junge Erwachsene vom Europäischen Freiwilligendienst und Peter Döffinger - ein normaler Nachmittag im Kinderzentrum Agapedia in Esslingen. „Das ist unser Tobe- und Veranstaltungsraum“, erklärt Döffinger, einer von zwei hauptamtlichen Betreuern im Kinderzentrum. „Hier kann gespielt werden - mit allen Utensilien, die wir da haben“, sagt er über den großen Raum. „Außerdem finden hier viele unserer Workshops statt.“ Vor allem das Thema Zirkus hat es den Agapedia-Mitarbeitern und -Kindern angetan. Einrad fahren, auf einem Ball stehend balancieren, jonglieren. Sogar eine AG der Silcherschule kommt in das Zentrum in der Ulmer Straße, um die Zirkusartistik zu üben.

„Ansonsten haben wir ganz unterschiedliche Workshops: Spanisch lernen, kochen, basteln oder Aikido“, sagt Döffinger. „Aikido kann unser Freiwilliger aus Georgien, deshalb bieten wir das im Moment an.“ Zwei weitere junge Erwachsene - aus Griechenland und Lettland - sind im Moment im Rahmen des Europäischen Freiwilligendienstes im Esslinger Kinderzentrum tätig.

Sozialverhalten fördern

Erst vor einigen Monaten hat das offene Kinderhaus in Esslingen seinen 20. Geburtstag gefeiert. „Hier werden Sozialverhalten, Kreativität und Persönlichkeit der Kinder gefördert.“ So beschreiben die Mitarbeiter das Zentrum selbst. 30 bis 60 Kinder kommen regelmäßig in das große Haus in der Ulmer Straße. Die Sechs- bis Zwölfjährigen können dienstags bis samstags immer nachmittags bis zum Abend vorbeischauen. „Wir sind ein halböffentlicher Raum, der privat gesteuert wird, aber einen Gemeinwohlbezug hat“, erklärt Geschäftsführer Stefan Barth. So gebe es Kooperationen mit Schulen, der Stadt, dem Stadtjugendring oder Firmen aus der Region und natürlich internationale Projektpartner der Stiftung.

Ein Stockwerk tiefer geht es um das Kreativsein der Kinder. Tina Döffinger zeigt auf ein Brett voll selbst gemachter Schlüsselanhänger. „Das sind unsere Tonys. Die werden auch verkauft.“ Gleich daneben hängen Dutzende Magnete, in der anderen Ecke des Raums ist eine Dekoleuchte, die die Kinder aus einer alten Holzlatte eines Zauns gefertigt haben. „Wir machen hier viel Upcycling“, erklärt Tina Döffinger, die eine halbe Stelle im Kinderhaus hat. An einem langen Tisch im Kreativraum sitzen zwei Jungs und malen gerade Bilder.

Gleich daneben liegt die große kindgerechte Küche und ein Funktionsraum, in dem gegessen wird, aber auch Musikworkshops stattfinden. Wenn die bitterkalten Tage vorbei sind, können die Kinder wieder raus in den weitläufigen Garten und sich auf dem großen Trampolin austoben, ihre Balance auf der Slackline trainieren, sich im Tippi verstecken oder Basketball spielen.

Neben dem großen Garten, dem Tobe- und dem Bastelzimmer fehlt eigentlich nur eines: Ein Raum, in dem Ideen entwickelt und geplant werden, Begegnungen und Seminare stattfinden, Projektpartner oder Helfer auch mal unterkommen können. „Ein Ort an dem die Einbindung ins Gemeinwesen aktiv gestaltet werden kann“, sagt Barth. „Es könnten sich etwa Eltern und Freunde von Agapedia dorthin zurückziehen, um Ideen auszutauschen.“

Gemeinschaftsgeist vorantreiben

Sektorübergreifend soll an diesem Platz gearbeitet werden. „Da können sich auch die Helfer aus dem Europäischen Freiwilligendienst, die bei uns sind, mit denen vom Stadtjugendring treffen, sich vernetzen und den Gemeinschaftsgeist vorantreiben“, sagt Stefan Barth. Einen „Raum, in den junge Leute Begegnung über Grenzen hinweg schaffen“ wünscht sich der Geschäftsführer. Gerade die jungen Leute aus dem Europäischen Freiwilligendienst, die oftmals aus aus Osteuropa kommen, wo die Arbeitslosigkeit bei jungen Leuten hoch und Jobperspektiven häufig aussichtslos sind, sollen hier Zukunftsperspektiven finden. „Im Ideenreich können sie netzwerken“, sagt Barth. Zudem soll die Zusammenarbeit mit Unternehmen vorangetrieben werden. In den neuen Räumlichkeiten könnten sich Vertreter von Unternehmen mit den Kindern und Jugendlichen treffen und austauschen.

Um dieses Projekt umzusetzen, benötigt das Kinderzentrum jedoch noch Hilfe. Von einem Teil der Spenden zugunsten der EZ-Weihnachtsspendenaktion kann das Dachgeschoss des Hauses ausgebaut werden. Vorgesehen sind drei Schlafzimmer für Gäste sowie ein Badezimmer und natürlich der große Raum zum Ideen sammeln - das „Ideenreich“. „Die Baugenehmigung ist schon da“, sagt Barth. „Im nächsten Jahr wollen wir uns dann an die Renovierung machen.“ Unabhängig vom finanziellen Aspekt freut sich die Agapedia-Familie auch über Helfer vor Ort. „Wir suchen noch Partner, um die Gewerke zu machen.“